Gedenken an Yaya Jabbi auf St. Pauli

Vor fünf Jahren starb der gambianische Geflüchtete Yaya Jabbi in einer Zelle in der JVA Hahnöfersand bei Hamburg. Laut den Behörden soll er Suizid begangen haben, doch von seinen Freund*innen glaubt das niemand.

Der aus dem westafrikanischen Gambia nach Deutschland geflüchtete Yaya Jabbi wurde am 14. Januar 2016 am Hamburger Berg wegen des Besitzes von 1,65 Gramm Marihuana festgenommen. Vier Tage später wurde der 26-Jährige ins Gefängnis Hahnöfersand verlegt, weil ein Haftrichter einen Monat Untersuchungshaft angeordnet hatte. Für eine geringe Menge Marihuana, die normalerweise als Eigenbedarf gilt und strafrechtlich kaum verfolgt wird. In Hamburg liegt die Obergrenze für den Eigenbedarf bei sechs Gramm. In der Nacht vom 18. auf den 19. Februar 2016 starb Yaya Jabbi in seiner Zelle. Laut den Justizbehörden soll er Suizid begangen haben. Niemand, der ihn kannte, glaubt das, auch weil er zwei Wochen später wieder auf freiem Fuß gewesen wäre.  

Zu Yaya Jabbis fünftem Todestag fand heute im Hamburger Stadtteil St. Pauli hat eine Gedenkkundgebung statt, eine Anklage gegen rassistische Kontrollen, Willkür und Gewalt. Ein Sprecher der Initiative in Gedenken an Yaya Jabbi sagte in einer Ansprache, dass rassistische Morde in Deutschland schrecklicherweise so präsent seien, dass sich sogar Termine doppeln. Denn der Todestag von Yaya Jabbi ist gleichzeitig der Jahrestag der Morde in Hanau. Yaya Jabbis Bruder Abou hatte eine Voicemessage geschickt, die abgespielt wurde. Er sei das erste Mal seit neun Jahren in Gambia und grüßte alle solidarischen Menschen.

Yaya Jabbis bester Freund sprach ebenfalls zu den etwa 150 Menschen, die anwesend waren. Er verurteilte die rassistisch motivierten Kontrollen von Geflüchteten durch die Polizei auf St. Pauli. Er selbst sei schon hunderte Male Opfer dieser Willkür worden. Als er sich einmal beschwerte, habe man ihm in den Bauch geschlagen. „Wir werden hier geschlagen, wir sterben hier“, sagte er. Keine weiße Person würde für eine so geringe Menge Marihuana festgenommen werden. Und niemand glaube, dass Yaya sich selbst getötet habe: „Wie kann man so eine Geschichte glauben?“ Niemand wolle mit Drogen handeln, alle wollten nur eine Arbeitserlaubnis, um die Familien zuhause zu unterstützen, führte Jabbis bester Freund weiter aus. Er kritisierte auch die linke Szene, weil weder er noch Yaya sich an linken Orten willkommen gefühlt hätten.

Erinnern heißt verändern

Ein Sprecher der Initiative erklärte, man wolle in der Zukunft den bisher noch inoffiziellen Yaya Jabbi Circle neu gestalten. Der Gedenkort sei auch ein gefährlicher Ort, an dem Menschen kontrolliert und festgenommen würden. Man müsse einen Gegenort erkämpfen, einen Ort, an dem Trauer aber auch ein Gegenpunkt zum Kolonialismus und seinen Folgen sichtbar wird. „Erinnern heißt verändern“, erklärte er.

Zum Abschluss sprach Oloruntoyin von der „Black Community Hamburg“. Sie erinnerte daran, dass der Rassismus seine Wurzeln im Kolonialismus und der Sklaverei habe, nannte die Namen von weiteren Opfern, wie William Tonou-Mbobda und Christy Schwundeck. „Wir müssen Bildung zu den Menschen bringen“. Zum Abschluss sang sie ein Widerstandslied. „Wir müssen alle Mauern niederreißen, unsere Stärke kennenlernen, alles was wir für die Veränderung brauchen ist in uns. Wir brauchen nichts von den Autoritäten“, hieß es in dem Lied.

Am Ende der Kundgebung wurde zu einer weiteren Widerstandsaktion am 6. März um 18 Uhr an der Hafentreppe aufgerufen.