Gedenken an Halim Dener in Chemnitz

Das Solidaritätskomitee Rojava hat in Chemnitz dem kurdischen Jugendlichen Halim Dener gedacht, der 1994 in Hannover von einem deutschen Polizisten erschossen wurde.

Am 30. Juni 1994 ist der Jugendliche Halim Dener in Hannover von der Polizei beim Aufhängen von Plakaten einer kurdischen Organisation gestellt und erschossen worden. Zu seinem 26. Todestag fand leicht verspätet ein vom Solidaritätskomitee Rojava in Chemnitz veranstaltetes Gedenken statt.

Halim Dener floh allein als Minderjähriger aus seiner kurdischen Heimat Çewlîg (türk. Bingöl) vor Folter, Genozid und Vertreibung, die der türkische Staat einsetzte, um die kurdische Identität auszulöschen. Anfang der 1990er Jahre verschärfte sich auch in Deutschland die Repression und Verfolgung der kurdischen Freiheitsbewegung, um den Verlangen des wirtschaftlichen und militärischen Partners Türkei gerecht zu werden. Durch öffentliche Hetze und Diskreditierung wurde die Stimmung gegen Kurd*innen befeuert und stärkte die vorherrschende rassistische Polizeipraxis.

Als Halim Dener an jenem Abend beim Plakatieren für die ERNK – der im Jahr 1985 von der PKK zur Organisierung der in der Diaspora lebenden Kurd*innen gegründeten Volksbefreiungsfront Kurdistans – von zwei deutschen Polizisten gestellt wurde, versuchte er sich der Strafverfolgung zu entziehen. Auf seiner Flucht wurde er kaltblütig von hinten erschossen. Der Mord an Halim Dener hatte für die Polizeibeamten keine Konsequenzen, „wie in so vielen Fällen von rassistischer Polizeipraxis”, prangert das Solikomitee an, das Teil von #Riseup4Rojava Sachsen ist. In einer Stellungnahme zum Gedenken heißt es: „Die rassistische Polizeipraxis und Verfolgung dauert bis heute an. Der Mord wurde weder als rassistischer Polizeimord anerkannt, noch wurde ein Gedenkort für ihn geschaffen. Gedenken an Halim Dener, wie das Graffiti am Bielefelder AJZ, wird kriminalisiert und verfolgt.

An seinem 26. Todestag haben wir gemeinsam an ihn, seine Werte und sein Opfer erinnert. Unsere Bewegung ist eine Bewegung, die viele Şehîds [Gefallene] hervor gebracht hat. All diese Şehîds stehen für unsere Werte, Träume und Sehnsüchte der Revolution. Ihre Opfer sind unsere Verantwortung, Antrieb und unser Maßstab an unser Handeln und geben uns die Kraft, unsere Kämpfe voller Enschlossenheit zu führen. Şehîd namirin! Kein Vergeben und kein Vergessen.”