Seit Anfang der Woche läuft in Hannover das System-Change-Camp, auf dem sich die Klimagerechtigkeitsbewegung über ihre zukünftige Strategie austauscht. Vertreten bei dem Camp sind auch Gruppen und Initiativen aus der Kurdistan-Solidarität, darunter die internationalistischen Jugendkommunen und die feministische Organisierung „Gemeinsam kämpfen“. Am Mittwoch veranstalteten sie im Rahmen des Camps ein Gedenken an Elefteria Hambi. Die Internationalisten aus Deutschland, die gebürtig Eva Maria Steiger hieß, hatte in Rojava als Mitglied der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) gekämpft und sich in Südkurdistan am Widerstand gegen die türkische Besatzung beteiligt. Am 25. November 2019 kam sie bei einem Luftangriff der Türkei in Gare ums Leben. Ihr Tod war gestern von den Volksverteidigungskräften (HPG) bekanntgegeben worden.
Etwa siebzig Menschen nahmen an dem Gedenken für Elefteria Hambi teil. Es wurden Worte von ihr vorgelesen, die sie in einem Brief an „alle Hambis“ formuliert hatte, und Videointerviews mit ihr gezeigt. Außerdem wurden Gedichte und Lieder vorgetragen.
Elefteria Hambi war in Deutschland in der Klimabewegung aktiv und beteiligte sich an der Verteidigung des Hambacher Forstes, bevor sie 2018 nach Rojava ging. Dort lernte sie die gesellschaftliche Selbstorganisierung Nord- und Ostsyriens kennen und zog als Teil der YPJ gegen den sogenannten IS in den bewaffneten Kampf. „Sie war überzeugt von den Ideen der kurdischen Freiheitsbewegung und zog die klare Konsequenz, dass das nächste Jahrhundert nur das Jahrhundert der Frauenbefreiung wird, wenn sie sich der kurdischen Freiheitsbewegung anschließt. Im Kampf für diese Utopie fiel sie 2019 in den freien Bergen Kurdistans im Kampf gegen den türkischen Faschismus“, wurde über sie berichtet.
Eine Teilnehmerin sprach über die internationalistische Haltung von Elefteria Hambi: „Che Guevara hat gesagt, dass Internationalismus bedeutet, den Schmerz aller Menschen auf der Welt wie den eigenen zu fühlen. Elefteria hat diesen Schmerz gefühlt. Und sie hat sich davon nicht lähmen lassen. Sie hat ihn in eine Kraft verwandelt, die ihren Kampf Tag für Tag angefeuert hat. Eine Kraft der puren Hoffnung darauf, dass eine andere Welt möglich ist. Dass es möglich ist, dass alle Menschen frei und demokratisch und in Frieden zusammenleben.“
Es sei die Suche nach Wahrheit gewesen, die Elefteria in die Berge Kurdistans gezogen habe und sie von den „apoistischen Ideen“ überzeugte, hieß es weiter. In einem Video mit ihr, das abgespielt wurde, äußert die Internationalistin, dass die Philosophie der kurdischen Freiheitsbewegung nicht beschränkt auf Kurdistan sei, sondern es darum gehe, „ein System im Kopf zu durchbrechen, das uns mehr gefangen hält als die Grenzen, die die Staaten gebaut haben. Dass die Gesellschaft geändert und viel dafür getan werden muss, eine Gesellschaft aufzubauen, die innerlich frei ist, wo sich das Verhalten und auch die Denkweise grundsätzlich ändert“.
Zwei Teilnehmer trugen Gedichte im Gedenken an Elefteria Hambi vor. Auch das Lied „Here’s to you“, das von Ennio Morricone in Erinnerung an die im August 1927 in den USA ermordeten italienischen Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti geschrieben wurde, wurde gesungen – und um eine Strophe für Elefteria Hambi ergänzt:
Here’s to you, Elefteria
Vom Wald heraus gegen Daesh zogst du
Konsequent gingst du den Weg
ein Grundstein für die Freiheit gelegt
Die Veranstaltung schloss mit einer Erinnerung daran, was es bedeute, der Gefallenen zu gedenken: „Wenn wir sagen, ‚Die Gefallenen sind unsterblich‘, bedeutet das, uns immer wieder zu erinnern, wofür die Genoss:innen ihr Leben gegeben haben. Und wie der Genosse gesagt hat: solange wir noch an die Ideale glauben, für die unsere Genoss:innen gefallen sind, solange wir weiter für ihre Träume kämpfen, werden sie weiter leben!“