Gedenken am Grab von Vatan Budak

An seinem fünften Todestag ist Vatan Budak an seinem Grab in Istanbul gedacht worden. Der 22-jährige Anarchist verstarb am 4. August 2015 nach 16-tägiger klinischer Behandlung. Verletzt wurde er beim IS-Anschlag von Pirsûs.

An seinem Grab in Gaziosmanpaşa bei Istanbul ist am Dienstag dem Anarchisten Vatan Budak gedacht worden. Der 22-jährige Aktivist verstarb heute vor fünf Jahren an den Folgen seiner schweren Verletzungen, die er sich am 20. Juli 2015 bei dem verheerenden IS-Anschlag von Pirsûs (türk. Suruç) zuzog. Der Anschlag ereignete sich, als sich auf Aufruf der Föderation Sozialistischer Jugendvereine (SGDF) 300 junge Menschen im Kulturzentrum Amara versammelten, um vor ihrer Abreise nach Kobanê eine Pressekonferenz abzuhalten. Die geplante Fahrt nach Nordsyrien sollte ein Akt der Solidarität sein. Die Jugendlichen wollten Kinderspielzeug und humanitäre Hilfsmittel in die vom IS zerstörte Stadt bringen. 33 hauptsächlich junge Menschen wurden getötet, 104 weitere teils schwer verletzt.

Vatan Budak wurde beim Attentat von Pirsûs von Granatsplittern am Kopf getroffen und war mit anderen Verletzten nach Istanbul gebracht worden. Nach 16-tägiger klinischer Behandlung verstarb er in einem Krankenhaus. Auf dem Friedhof Karlıtepe kamen heute viele Verwandte, Mitglieder der SGDF und Aktivist*innen der Organisation „Anarchistische Jugend“ zusammen, um dem 22-Jährigen zu gedenken.

Kein Traum bleibt unerfüllt

„Die Körper unserer 33 Traumreisenden mögen nicht mehr bei uns sein. Aber ihr Widerstand und ihre Kämpfe stehen uns kerzengerade zur Seite“, sagte Murat Budak, der Vater von Vatan Budak. „Wir alle kämpfen seit fünf Jahren Schulter an Schulter, damit den Toten von Suruç Gerechtigkeit widerfährt. Diesen Kampf werden wir vermutlich bis zu unserem eigenen Tod weiterführen. Es gab einige Mitglieder der Suruç-Familien, die im Verlauf unseres Widerstands von uns gegangen sind. Auch ihnen gilt unser Versprechen, weiterzukämpfen. Kein Traum wird unerfüllt bleiben“, fuhr Budak fort.

Reise zu einem Traum

Im Garten des Kulturzentrums Amara, in dem eine große Eiche steht, saßen am Tag des Anschlags Menschen arabischer, armenischer, kurdischer, türkischer, tscherkessischer und lasischer Herkunft. Sie alle waren in den verschiedensten Strukturen aktiv, zusammengebracht hatte sie der gemeinsame Traum der Revolution. Darum werden sie auch die „Traumreisenden“ genannt. „Diese Reise zu einem Traum war im Grunde eine Reise zur Wahrheit”, sagte Deniz Bahçeci. Er ist der Ko-Vorsitzende des Dachverbands der sozialistischen Jugendvereine in der Türkei. „Vatan war auch auf der Suche nach der Wahrheit. Deshalb nahm er an dieser Reise teil. Er war voller Leben und kämpfte für die Werte, an die er glaubte. Seinen und den Kampf der anderen Traumreisenden führen wir als Hinterbliebene fort. Denn unserer Verbundenheit gilt ihnen und ihren Idealen. Die an uns übergebene Fahne des Widerstands werden wir solange empor halten, bis wir sie beim Sieg – der Revolution – hissen werden.” Mit Parolen endete die Gedenkveranstaltung.