„Feige und niederträchtig“: KCK verurteilt Drohnenangriff in Kobanê

Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans hat den türkischen Drohnenangriff auf Kobanê mit mittlerweile zehn Toten scharf verurteilt. Er sei feige und niederträchtig und die Tat einer menschenverachtenden Ideologie. Die UN müssten handeln.

Türkische Drohne tötet zehn Menschen

Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat den türkischen Drohnenangriff auf Kobanê in Nordsyrien scharf verurteilt und als „Massaker“ bezeichnet. In einer Stellungnahme erklärte der Exekutivrat der KCK, dass der Angriff „feige und niederträchtig“ sei und sprach der kurdischen Bevölkerung ihr Beileid aus. Das Massaker habe kurdistanweit große Trauer und Wut ausgelöst.

Sonntagnacht hatte eine Kampfdrohne der Türkei das Haus einer Familie im Dorf Berxbotan bombardiert. Die Eltern und sieben ihrer Kinder im Alter zwischen 15 Jahren und acht Monaten konnten von Rettungskräften nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden. Zwei weitere Kinder, ein neunjähriges Mädchen und eine 18-Jährige, kamen schwer verletzt in ein Krankenhaus. Inzwischen ist auch die junge Frau gestorben. Nur ein Mitglied der Familie hat den Angriff überlebt.

„Wie kann nahezu eine ganze Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern, gezielt ausgelöscht werden?“, fragte die KCK in ihrer Stellungnahme und betonte, dass solch eine Tat nur von einer „menschenverachtenden und dunklen Ideologie“ verübt werden könne, die sich von „Kurdenfeindlichkeit“ nähre. Dass der Angriff zudem in Berxbotan verübt wurde, sei ein weiterer Beleg dafür, dass der türkische Staat die „unvollendeten Pläne des IS“ weiterverfolge. In Berxbotan waren im Juni vor zehn Jahren mehrere Bewohner:innen von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) ermordet worden.

Nach einer Welle von Protesten gegen den Drohnenangriff, darunter auch aus den Reihen der DEM-Fraktion im türkischen Parlament, unternahm Ankara einen Versuch der Distanzierung. „Grenzüberschreitende Operationen“ würden sich ausschließlich gegen „terroristische Ziele“ richten und Zivilist:innen in jedem Fall geschützt werden, hieß es aus dem „Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation“, das dem Kommunikationsdirektor Erdoğans untersteht. Dies sei an Zynismus kaum zu übertreffen, erklärte die KCK.

„Der Besatzerstaat Türkei verübt kontinuierlich Angriffe auf Rojava. Es vergeht kein Tag ohne Angriffe oder Tötungen“, so der Verband. Seit dem Sturz des Baath-Regimes in Syrien habe die Türkei ihre Angriffe sogar intensiviert. Damit wolle Ankara offensichtlich verhindern, dass das Land seine Konflikte bewältigt und zu einer demokratischen Zukunft findet. Die KCK rief die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Vereinten Nationen, dazu auf, die Angriffe der Türkei klar zu verurteilen und Maßnahmen zu ergreifen. Die bisherige „Schweigsamkeit“ sei nicht hinnehmbar und komme einer „Mitschuld“ gleich. „Es ist an der Zeit, dass alle demokratischen, freiheitlichen und solidarischen Kräfte gemeinsam ihre Stimme gegen die Kriegsverbrechen der Türkei erheben“, hieß es.


Das Dorf Berxbotan liegt etwa 30 Kilometer südwestlich des Stadtkerns von Kobanê. 2014 befand sich die Ortschaft für eine Weile unter Besatzung der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Am 25. Juni 2015 verübte der IS ein Massaker in Kobanê. Insgesamt 252 Menschen wurden bestialisch ermordet, darunter 64 Frauen sowie 35 Kinder und Jugendliche. Der Angriff ereignete sich fünf Monate nach der Verkündung der Befreiung der Stadt. Die YPG und YPJ rückten gerade mit einer Befreiungsoffensive auf Raqqa vor, als IS-Terroristen getarnt als kurdische Kämpfer aus zwei Richtungen kommend – ein Zug kam über Cerablus, der zweite direkt aus der Türkei – mehrere Dörfer Kobanês überfielen. In Berxbotan wurden 23 Menschen ermordet.

Foto: Beerdigung von neun Opfern des Drohnenangriffs gestern in Kobanê © ANHA