Farbflaschen gegen Credit Suisse

In Zürich und Winterthur sind Farbflaschen gegen die Schweizer Großbank Credit Suisse geworfen worden. Neben dem Export von Waffen ist auch das ausländische Kapital ein zentraler Rohstoff der türkischen Rüstungsproduktion.

Im Rahmen der internationalen Aktionswoche gegen den türkischen Faschismus und seine Expansions-Kriege sind in der Nacht auf Donnerstag zeitgleich in Zürich und Winterthur Farbflaschen auf die Credit Suisse geworfen worden. Das teilt die Gruppe „Antifa heißt Antikapitalismus“ in einer Erklärung mit.

Zur Begründung schreibt die Gruppe: „Diese selbst nach Bankenstandards notorisch unmoralisch investierende Schweizer Großbank hat diesen Sommer durch eine 400-Mio-Dollar-Kreditlinie maßgeblich dazu beigetragen, dass eines der wichtigsten Unternehmen der türkischen Panzer-Produktion, Hema Endüstri, nicht Konkurs anmelden musste.
Überall in Europa fanden in den letzten Tagen Aktionen, Blockaden und Angriffe gegen europäische Rüstungskonzerne statt, welche ihre Produkte und ihr tödliches Know-How in die Türkei verkaufen. Neben der von allen diplomatischen Krisen kaum beeinträchtigten politischen Unterstützung des türkischen Faschismus durch die EU stellen die europäischen Rüstungskonzerne damit eine zentrale Stütze des innenpolitisch und wirtschaftlich schwer angeschlagenen AKP/MHP-Regimes dar. Denn so sehr Erdogan bei jeder Gelegenheit mit der angeblichen Autarkie der türkischen Rüstungsindustrie prahlt, so sehr ist diese in Tat und Wahrheit auf internationale Lieferketten angewiesen.

Ausländisches Kapital als Rohstoff der türkischen Rüstungsproduktion

Neben Raketen-Zielsystemen, Panzer-Fabriken und Flugzeug-Getrieben geht manchmal ein weiterer zentraler Rohstoff der türkischen Rüstungsproduktion beinahe vergessen: Ausländisches Kapital. Vor dem Hintergrund taumelnder Lira-Kurse und steigender Inflation fällt es vielen türkischen Firmen immer schwerer, ihre Dollar- und Euro-Kredite zu bedienen. In eben diese Lage kam unter anderem auch die Hema Endüstri, das Flaggschiff des Familien-Konglomerats Hattat Holding. Nach der schweren Währungskrise im Sommer und Herbst 2019 schlitterte das Industrie-Unternehmen, das neben Getriebeteilen für europäische Autokonzerne auch Motoren für die heimische Panzerproduktion herstellt, auf die Zahlungsunfähigkeit zu.

Doch zum Glücke der eng mit der AKP-Elite verbandelten Hattat-Familie stand da die nie um ein neues Investment in die Rüstungsindustrie verlegene Credit Suisse. Die Großbank weiß genau, dass der Absatz türkischer Panzermotoren stabiler ist als die türkische Währung, und vermittelte dem Unternehmen im Juli dieses Jahres ein Schulden-Umstrukturierungs-Programm über 400 Millionen Dollar.

Rojava wird nicht nur auf syrischem Boden verteidigt

Immer wieder gab es in der jüngeren Vergangenheit teils vehementen Widerstand gegen die zahlreichen Investments der Credit Suisse in Rüstungs- und Ölkonzerne. Wir sind uns sehr bewusst, dass auch unsere heutigen Farbflaschen nicht einen Abzug der 400 Millionen auslösen werden, zu profitträchtig sind die Geschäfte gerade in diesen Bereichen. Wir hoffen aber, dass die Scherben und Farbflecken bei der wachsenden hiesigen Solidaritätsbewegung mit der kurdischen Freiheitsbewegung einen Beitrag leisten kann, real das Bewusstsein dafür zu stärken, dass der Kampf zur Verteidigung Rojavas nicht nur auf syrischem Boden ausgetragen wird. Dass die Profiteure und Unterstützer*innen des türkischen Faschismus auch und gerade hier in Europa sitzen. Und vor allem, dass sie angreifbar sind.

In diesem Sinne: Es gibt noch einige weitere gut gelegene CS-Filialen! Nicht zuletzt aber sehen wir diesen nur dem Schein nach symbolischen Angriff als ganz konkrete und handfeste Unterstützung unserer kämpfenden Genoss*innen vor Ort: Ihnen schicken wir unsere klirrenden antifaschistischen Grüsse zu und bekräftigen einmal mehr: Ihr seid nicht allein! Viele kämpfen mit Euch, denn Euer Feind ist auch unser Feind! Hoch die internationale Solidarität! Rise up for Rojava!“