Ezidischer Exilrat appelliert an die Menschlichkeit

Nach der Bombardierung eines Krankenhauses in Şengal richtet der ezidische Exilrat einen dringenden Appell an die Weltöffentlichkeit. In Hannover und Münster sind spontane Proteste angekündigt.

Der Exil-Rat Sinjar e.V. (ku. Meclise Şengale ya Dervayi Welat, MŞD) richtet nach der Bombardierung eines Krankenhauses im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal im Nordirak einen dringenden Appell an die Weltöffentlichkeit. Bisher liegen noch keine gesicherten Informationen über den heutigen Luftangriff der türkischen Armee auf das Krankenhaus im Dorf Sikêniyê vor, die Toten und Verletzten konnten noch nicht geborgen werden. Auf Aufnahmen ist zu sehen, dass das Gebäude vollständig zerstört ist. Am Montag sind bei einem gezielten Drohnenangriff auf ein Auto im Stadtzentrum von Şengal ein Kommandant und ein Kämpfer der ezidischen Widerstandseinheiten YBŞ ums Leben gekommen.

Der Exilrat bezeichnet die Angriffe als hinterhältige und feindliche Kriegsverbrechen am ezidischen Volk. Der türkische Staat wolle damit den Völkermord an der ezidischen Gesellschaft fortsetzen, heißt es in einer Presseerklärung: „Das ezidische Volk hat den internationalen Kräften immer wieder mitgeteilt, dass die Türkei eine große Bedrohung für Sinjar darstellt. Es hat den Wunsch nach der Anerkennung seiner Selbstverwaltung und Selbstverteidigung kund getan.“ Die NATO und alle anderen Staaten ließen die Türkei gewähren, niemand breche das internationale Schweigen angesichts der fortgesetzten Massaker:

„Wir wiederholen unsere Aufrufe noch einmal: Das ezidische Volk ist eine der ältesten Religionsgemeinschaften weltweit. Nach dem schrecklichen Völkermord im August 2014 ist es unser Recht, uns selbst zu verteidigen. Es ist die Aufgabe der Staatengemeinschaft, einem weiteren Genozid entgegen zu wirken. Der türkische Staat versucht mit seinen Angriffen gezielt, den Völkermord des IS von 2014 fortzuführen und die Eziden systematisch auszurotten. Wir appellieren noch einmal an die Menschlichkeit, den Angriffen der Türkei entgegenzuwirken und sie zu stoppen. Wir rufen die ezidische Gemeinschaft, die kurdische Gemeinde, alle Freunde der Demokratie und der Menschenrechte dazu auf, gegen die Angriffe des türkischen Staates mobil zu machen und sich diesen entgegenzustellen.“

Spontane Proteste in Deutschland

In ganz Europa wird zu Protesten aufgerufen. Heute um 19 Uhr wird eine Spontan-Aktion vor dem Hauptbahnhof in Hannover stattfinden. In Münster wird für 20 Uhr zum Protest vor dem türkischen Konsulat aufgerufen.