Ezidische Organisationen fordern Verbot der Grauen Wölfe

Nach dem Mord an der HDP-Mitarbeiterin Deniz Poyraz durch einen türkischen Faschisten in Izmir fordern ezidische Verbände ein Verbot der „Grauen Wölfe“ in Deutschland.

Ezidische Organisationen fordern nach dem Mord an Deniz Poyraz in der HDP-Zentrale in Izmir ein Verbot der „Grauen Wölfe“ in Deutschland. In einer gemeinsamen Erklärung von sechs ezidischen Verbänden heißt es: „Der feige Angriff auf das Büro der HDP, bei dem eine Aktivistin ermordet worden ist, macht es abermals deutlich, dass der regierenden Koalition bestehend aus AKP und MHP jedes Mittel recht ist, um demokratische Opposition zum Schweigen zu bringen. Die Inhalte der getwitterten Meldungen und die Bilder des Mörders auf seiner Seite führen ins Feld, dass er in Nordsyrien mit seiner rassistisch-faschistischen Einstellung gemeinsam mit dschihadistischen Kräften gegen Kurden gekämpft hat. Es handelt sich hier offensichtlich nicht um eine Einzelperson, sondern um eine tief verwurzelte, weit und breit gefächerte Struktur im türkischen Staat selbst. Es wird regelrecht Hass und Gewalt gegen Minderheiten gesät. Das ist nicht eine Weltanschauung, die durch eine marginal-isolierte Gruppe getragen wird, sondern die vorherrschende Politik, die mittels aller staatlichen Institutionen systematisch verfolgt wird.“

Der Mörder war am Donnerstag bewaffnet in die rund um die Uhr von der Polizei überwachte Zentrale der HDP eingedrungen. Die 37-jährige Deniz Poyraz befand sich zu diesem Zeitpunkt allein den Räumlichkeiten und wurde mit sechs Schüssen ermordet. Eigentlich hätte eine Vorstandssitzung stattfinden sollen, diese war jedoch kurzfristig vertagt worden.

Die ezidischen Verbände erklären zum Hintergrund des Anschlags: „Für die herrschende Politik in der Türkei ist die HDP das größte Hindernis für ihren Machterhalt und stellt somit das größte Gefahrenpotential für die Regierung dar. Die Regierung Erdogan verfolgt eine Strategie der Aggression nach außen sowie der Repression nach innen. Die Besatzung von Teilen Nordsyriens (Rojava), die Angriffe auf kurdisch-irakische Gebiete und nicht zuletzt die ständigen Drohungen gegen die Eziden in Shingal werden vor den Augen der Völkergemeinschaft durchgeführt. Die Welt guckt weg bzw. schaut tatenlos zu.

Das Bemerkenswerte in diesem Zusammenhang ist, dass diese Kräfte mit ihrer menschenverachtenden und minderheitenfeindlichen Gesinnung ihren Unfug auch hier in Deutschland durchziehen können. Es ist offenes Geheimnis, dass diese faschistischen Kräfte hier Strukturen aufgebaut haben, mit denen sie hemmungslos und koordiniert mit Ankara gegen Oppositionelle in Europa vorgehen. Obwohl die Grauen Wölfe in Frankreich bereits verboten sind, tut sich die Bundesregierung weiterhin äußerst schwer damit.“ Die Grauen Wölfe hätten auch politische Parteien unterwandert, „sogar bis in die höchsten Ebenen hinein“, heißt es in der Erklärung.

Die ezidischen Verbände fordern „alle demokratischen Parteien und allem voran die Bundesregierung eindringlich auf, jegliche von Ankara gesteuerten und faschistisch-fundamentalistisch eingestellten Strukturen und Organisationen zu verbieten. Wir verurteilen die Angriffe auf die HDP und solidarisieren uns mit ihrem Kampf für Demokratie, Frieden und Toleranz.“

Unterzeichnet ist die Erklärung von „Zentralverband der êzîdischen Vereine in Deutschland-NAV-YÊK e.V., Dachverband des êzîdischen Frauenrat - SMJÊ e.V., Êzîdi Exil Council Sinjar - M.Ş.D e.V., Bündnis der Êzidischen Jugend - HCÊ e.V., Êzîdisches Zentrum für Kunst und Kultur - NÇÊ e.V., Bündnis der Êzîden Syriens- HÊS e.V., Dachverband der êzîdischen Dorfräte – SMGÊ“.