Europaweit Spontanaktionen gegen Angriffe auf Mexmûr

Bei einem Luftangriff der türkischen Armee auf Mexmûr sind am Donnerstag vier Mitglieder der Selbstverteidigungseinheiten ums Leben gekommen. Überall in Europa mobilisierten sich am Abend spontane Proteste.

Die türkische Armee hat am Donnerstag das Flüchtlingscamp Mexmûr bombardiert. Bei dem Angriff sind vier Selbstverteidigungskräfte des selbstverwalteten Flüchtlingslagers in der Nähe der südkurdischen Metropole Hewlêr (Erbil) ums Leben gekommen. Ebenfalls von der türkischen Luftwaffe bombardiert wurde das Dorf Sikeniyê im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal. Überall in Europa mobilisierten sich daraufhin Proteste.

Schweden

In der schwedischen Stadt Borlänge kamen auf Aufruf der kurdischen Jugendbewegung Tevgera Ciwanên Şoreşger Kurdinnen und Kurden vor dem Bahnhof zusammen und verurteilten die Angriffe der türkischen Armee. Die Protestierenden riefen Parolen wie „Türkische Armee raus aus Kurdistan“ und „Mörder Erdoğan“.

In der Hauptstadt Stockholm mobilisierten sich ebenfalls zahlreiche Menschen und trafen sich vor dem Hauptbahnhof. Im Gespräch mit ANF sagte der Aktivist Cemal Atak: „Die Angriffe des türkischen Staates auf Mexmûr und Şengal stehen in direktem Zusammenhang mit den Entwicklungen in Rojava. Erdoğan und seine Verbündeten der faschistischen MHP setzen alle möglichen Methoden ein, um die Errungenschaften der Kurden zu zerschlagen. Die kurdische Freiheitsbewegung ist auch zu einer Hoffnung der anderen unterdrückten Völker des Mittleren Ostens geworden. Eben deshalb wird sie angegriffen. Das kurdische Volk aber wird die Angriffe des Erdoğan-Regimes abwehren“.

Deutschland

In der hessischen Mainmetropole Frankfurt versammelten sich Kurd*innen und solidarische Menschen gegen 21.30 Uhr vor dem Hauptbahnhof zu einem spontanen Protestmarsch. Die Demonstration zog unter Parolen wie „Es lebe der Widerstand der YPG und YPJ“ sowie „Mörder Erdoğan“ bis vor die Hauptwache in der Frankfurter Innenstadt. Abschließend fand eine Kundgebung statt. In Redebeiträgen wurde angekündigt, dass die Proteste und Aktionen gegen die Angriffe der türkischen Armee weitergehen werden.

Auch in Stuttgart mobilisierten sich Hunderte Menschen und kamen vor dem Hauptbahnhof zu einer Aktion des zivilen Ungehorsams zusammen. Die Teilnehmer*innen riefen zahlreiche Parolen und drückten in Redebeiträgen die Bedeutsamkeit einer kurdischen Einheit aus, die angesichts der Angriffe akut nötig sei.

Nach Köln strömten zahlreiche Kurd*innen aus umliegenden Städten wie Euskirchen, Bonn, Bergheim und Bergisch Gladbach, wo vor dem Kölner Dom eine Kundgebung stattfand.

In Hildesheim fand eine Aktion des zivilen Ungehorsams im Hauptbahnhof statt. Die Teilnehmer*innen trugen Transparente mit der Aufschrift „Mörder Erdoğan“ und riefen Parolen, in denen sie ihre Wut gegenüber den Luftangriffen auf Mexmûr und Şengal zum Ausdruck brachten.

Österreich

In Wien versammelten sich Kurd*innen und Freund*innen vor der Staatsoper. Nach einer Schweigeminute für die Opfer der Luftangriffe startete eine Demonstration, die bis vor die türkische Botschaft zog.  

Frankreich

In Marseille protestierte eine Menschenmenge vor der Vertretung der Europäischen Union. Im Namen des kurdischen Dachverbands in Frankreich (CDK-F) hielt Cevat Güney vom Gesellschaftszentrum der Kurd*innen in Marseille eine Ansprache. Dabei wies Güney auf das Schweigen der europäischen Gemeinschaft hinsichtlich der türkischen Angriffe hin. Güney sagte: „In dem Moment, als in Europa Aktionen für den PKK-Vorsitzenden Öcalan initiiert wurden, zeigte der barbarische türkische Staat wieder einmal sein wahres Gesicht und griff die Kurden an“.

Schweiz

In Basel gingen Kurd*innen ebenfalls auf die Straße, um gegen die Angriffe des türkischen Staates zu protestieren. Nach einer Kundgebung vor dem Baseler Hauptbahnhof fand eine Demonstration Richtung Innenstadt statt. Dort wurde eine abschließende Erklärung verlesen, bevor sich die Menschenmenge zurückzog.