Erdoğan begnadigt weiteren Täter des Sivas-Pogroms

Bei dem Massaker an Alevit:innen in Sivas vor dreißig Jahren sind 35 Menschen getötet worden. Der türkische Präsident Erdoğan hat jetzt einen weiteren zu lebenslanger Haft verurteilten Täter begnadigt.

Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan hat einen weiteren Täter des Massakers von Sivas (ku. Sêwas) im Jahr 1993 begnadigt. Die lebenslange Haftstrafe von Hayrettin Gül ist wegen „ständiger Erkrankung“ aufgehoben worden. Erdoğans Entscheidung wurde im offiziellen Amtsblatt veröffentlicht. Gül war zunächst zum Tode verurteilt worden, die Todesstrafe wurde später in lebenslängliche Haft umgewandelt.

Bereits 2020 war ein weiterer zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilter Täter, Ahmet Turan Kılıç, im Alter von 86 Jahren von Erdoğan begnadigt worden.

Das Massaker ereignete sich am 2. Juli 1993 und richtete sich gegen Teilnehmende eines Kulturfestivals, das zu Ehren des alevitischen Volksdichters Pir Sultan Abdal in der zentralanatolischen Stadt veranstaltet worden war. Die Gäste des Festes, die im Hotel Madımak logierten, waren überwiegend alevitische Kunstschaffende; Dichter:innen, Denker:innen, Sänger:innen und Folkloretänzer:innen, aber auch kritische Intellektuelle unterschiedlicher Konfessionen. 35 Menschen, darunter zwei Hotelangestellte, kamen in dem Feuer im Madımak-Hotel ums Leben.