Erdbeben: Zahl der Toten in Syrien und der Türkei steigt auf über 21.000

Die Zahl der Toten nach den Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist auf mehr als 21.000 gestiegen. Allein in der Türkei starben über 17.600 Menschen.

Die Zahl der Toten nach den Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist auf mehr als 21.000 gestiegen. Nach Angaben von Vizepräsident Fuat Oktay sind in der Türkei inzwischen 17.674 Tote zu beklagen. Die Zahl der Verletzten lag bei 72.879. In Syrien wurden bislang mehr als 3.300 Tote gefunden, über 5.000 Menschen sind verletzt.

Das Beben mit einer Stärke von 7,7 bis 7,8 hatte am frühen Montagmorgen das Grenzgebiet erschüttert und enorme Zerstörung angerichtet. Am Mittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in derselben Region. Bisher gab es rund 300 Nachbeben. Nach Schätzungen des Pacific Disaster Centers, einer US-Organisation für Katastrophenhilfe, sind insgesamt rund 23 Millionen Menschen betroffen.

Nach mehr als vier Tagen und dem Richtwert von 72 Stunden, die ein Mensch eigentlich höchstens ohne Wasser auskommen kann, geht die Hoffnung auf weitere Überlebende verloren, auch wenn es vereinzelt Meldungen von Geretteten nach rund 100 Stunden gab. So retteten Einsatzkräfte etwa in der Nacht zum Freitag eine 32 Jahre alte Frau und ihren zehnjährigen Sohn in der kurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakır) nach 101 Stunden aus den Trümmern eines Wohnhauses im schwer getroffenen Bezirk Rezik (Bağlar).

Unter den Schuttbergen der vielen Tausend eingestürzten Gebäude in beiden Ländern sind vermutlich noch Tausende Opfer zu befürchten. Schnelle Hochrechnungen auf Basis empirischer Schadensmodelle ließen bis rund 67.000 Todesopfer erwarten, teilte am Donnerstag Andreas Schäfer vom Geophysikalischen Institut am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit. Das sei unter anderem aus historischen Vergleichen, aktuellen Daten zu Gebäudeinfrastruktur und zur Bevölkerung sowie Faktoren wie der Tageszeit berechnet worden.

Die Beben gehörten wahrscheinlich zu den 20 tödlichsten Erdbeben weltweit seit dem Jahr 1900, teilte das KIT mit. Schon elf der 100 tödlichsten Erdbeben seitdem ereigneten sich demnach in der Türkei. Mehr als 100.000 Helfer sind in dem Land laut Angaben der AKP-geführten Regierung von Recep Tayyip Erdogan im Einsatz, mehr als ein Drittel davon kommt aus dem Ausland. In den Provinzen mit einem großen kurdischen und alevitischen Bevölkerungsanteil wie etwa Hatay, Meletî (Malatya), Semsûr (Adıyaman) und dem Epizentrum Gurgum (Maraş) gibt es noch immer Berichte über Bezirke, Dörfer und Siedlungen, die von der staatlichen Hilfe noch nicht erreicht wurden.