Die dröhnende Stille ...

Mit der Bewusstwerdung der eigenen Stärke und gewonnenen Kraft sollten wir aus Tausenden Kehlen die dröhnende Stille übertönen.

Am vergangenen Wochenende starteten die türkisch-faschistischen Kräfte ihren Angriff auf Efrîn. Äußerlich gelassen, staute sich in mir eine große Portion Wut auf. Diese kanalisierte ich und brachte sie an fast jedem Tag auf die Straße. Hektisch versuchte ich, alle die ich kannte zu mobilisieren, um Solidarität mit dem kurdischen Befreiungskampf zu zeigen. Heute einen Tag vor der großen Demonstration in Köln bin ich in einem Zustand von Bangem, Hoffen und Zuversicht gefangen. Hoffend, dass genügend Internationalisten und fortschrittliche, demokratische Menschen morgen mit mir zusammen die Busse und Autos besteigen, um in Köln ein kraftvolles, lautstarkes und vor allem tausendfaches Zeichen für die Geschwisterlichkeit der Völker auf die Beine zu stellen. Bangend, es nicht zu schaffen, einen machtvollen Aufschrei, der durch die Häuserschluchten Europas über die Ebenen und durch die Wüste bis in die Berge Kurdistans wahrgenommen wird, zu schicken. Ein lautstarkes Bekenntnis, die Befreiung der Frau an erster Stelle im Herzen zu tragen, ein stummes Versprechen, Schulter an Schulter den Faschismus in allen Formen gemeinsam zu bekämpfen. Ein Zuversicht und Stärke gebender Eid, den wir leisten, um mit neuer Kraft und neuem Mut die vor uns liegenden Aufgaben zu bewältigen und uns neue Aufgaben freudig annehmen lassen.

Wenn die Befreiung der Frau, der Gesellschaftsvertrag Rojavas, die gelebte Geschwisterlichkeit der Völker, das Modell des demokratischen Konföderalismus in den vier Kantonen der Föderation Nordsyrien nicht ausreichend schutzwürdig und anerkennenswert durch die Weltgemeinschaft sind, dann sollten wir hier in Europa das in unsere Analysen und Bewertungen einfließen lassen und mit neuerstarkender Solidarität den Kampf um Befreiung und Überwindung der kapitalistischen Moderne aufnehmen.

Ein anderer Mensch bemerkte an anderer Stelle, es geht nicht um ein Stück vom Kuchen, es geht nicht um den Kuchen, es geht um die ganze Bäckerei! Wir sollten nicht einigen Wenigen das Heft des Handelns überlassen und sie ihre kurzsichtigen nationalistischen Spielchen spielen lassen, die Abertausenden Leid und Tod bringen werden. Mit der Bewusstwerdung der eigenen Stärke und gewonnenen Kraft sollten wir aus Tausenden Kehlen die dröhnende Stille übertönen.

Êdî Bese – Es Reicht!

Ole Dickmann