Dersim: Einjährige Ausgangssperre in 31 Ortschaften
Die türkische Provinzverwaltung hat 31 Ortschaften im nordkurdischen Dersim bis Juli 2019 zu militärischem Sperrgebiet erklärt. Das Verbot diene „dem Wohlergehen der Bevölkerung“.
Die türkische Provinzverwaltung hat 31 Ortschaften im nordkurdischen Dersim bis Juli 2019 zu militärischem Sperrgebiet erklärt. Das Verbot diene „dem Wohlergehen der Bevölkerung“.
In der nordkurdischen Provinz Dersim wurden 31 Ortschaften zu sogenannten Sondersicherheitsgebieten erklärt. Wie aus einer vom türkischen Provinzgouverneur am gestrigen Samstag veröffentlichten Stellungnahme hervorgeht, diene die Ausgangssperre „als Maßnahme für die Gewährleistung der nationalen Sicherheit, öffentlichen Ordnung und das Wohlergehen der Bevölkerung” und werde bis vorerst 31. Juli 2019 anhalten. Betroffen von der Ausgangssperre sind Ortschaften in den Landkreisen Pilûr (Ovacık), Qisle (Nazımiye), Xozat (Hozat) sowie im Zentrum der gleichnamigen Provinzhauptstadt.
Türkische Kriegstaktik: Waldbrände
Den ganzen Sommer über wüteten in der gesamten Region von der türkischen Armee ausgelöste Waldbrände, die tausende Hektar Wald und Anbauflächen in Schutt und Asche verwandelt haben. Das Entzünden der Wälder gehört seit jeher zu den verbreiteten Kriegstaktiken Ankaras. Dadurch sollen die ansässige Bevölkerung vertrieben und Rückzugsorte der Guerilla vernichtet werden. In Kurdistan wurden zum ersten Mal im Jahr 1925 Waldbrände zur Aufstandsbekämpfung eingesetzt. Damals ging es um die Niederschlagung der Şêx-Saîd-Erhebung. 1938 wurde diese Methode während des Massakers an der alevitisch-kurdischen Bevölkerung von Dersim erneut aufgegriffen. Seit Anfang der 90er Jahre hält die systematische Vernichtung der Natur Kurdistans wieder an. Die türkische Regierung beschränkte sich bei ihrem Vernichtungsfeldzug gegen Lebensräume von Mensch und Tier in diesem Jahr jedoch nicht nur auf den Norden. Auch im von der türkischen Armee und gemeinsam agierenden Dschihadistenmilizen besetzten Kanton Efrîn in Westkurdistan/Nordsyrien und in der südkurdischen Autonomieregion (Nordirak) fielen unzählige Hektar Land den Flammen zum Opfer, die durch gezielte Brandstiftung und Bombardements des türkischen Militärs entstanden sind.
Ausgangssperren in Amed aufgehoben
Unterdessen ist die am vergangenen Mittwoch über 116 Ortschaften in Amed (Diyarbakir) verhängte Ausgangssperre aufgehoben worden. Das Militär hatte in der Provinz eine breit angelegte Operation eingeleitet, die sich auf Siedlungsgebiete in den Landkreisen Licê, Pasûr (Kulp), Farqîn (Silvan), Hezro (Hazro) und Karaz (Kocaköy) konzentrierte. Nach Angaben des Gouverneursamtes sei die Operation in der Nacht zu Samstag eingestellt worden.