Demonstrationen gegen türkischen Angriffskrieg in Kurdistan

In Hannover, Duisburg, Saarbrücken und Köln haben Demonstrationen und Kundgebungen gegen den türkischen Angriffskrieg in Kurdistan stattgefunden. Bei den Aktionen wurde das Recht des kurdischen Volkes auf Widerstand hervorgehoben.

In mehreren europäischen Städten haben am Samstag Demonstrationen und Kundgebungen gegen den türkischen Angriffskrieg in Kurdistan stattgefunden, so auch in Deutschland. Schon seit Jahren erfolgen im Rahmen eines wie nach den Lehrbüchern der NATO-Aufstandsbekämpfung geführten „Krieges niedriger Intensität” türkische Artillerie- und Drohnenangriffe gegen Wohngebiete sowie zivile und militärische Infrastruktur in Nord- und Ostsyrien – parallel zu mehreren Angriffskriegen in den Jahren 2016, 2018 und 2019. Im Windschatten der russischen Invasion in der Ukraine hat die Türkei diese völkerrechtswidrigen Militäraktionen nochmals verstärkt. Allein seit Anfang dieses Jahres ist die Region 3763 Mal von Ankara angegriffen worden. Dabei kamen 33 Menschen ums Leben, 124 Personen wurden verletzt.

Mit den Drohungen der türkischen Regierung, einen neuerlichen Angriffskrieg gegen Nord- und Ostsyrien zu führen, wurde die Intensität dieser Angriffe stark erhöht. Für eine weitere Invasion fehlt bislang grünes Licht von den USA und Russlands – die Türkei ist trotz ihrer militärischen Stärke eine Regionalmacht und muss ihr Handeln mit den Großmächten abstimmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass der türkische Staatsterror ausgesetzt ist, nur weil zurzeit keine Bodeninvasion stattfindet. Ganz im Gegenteil, betont der bundesweit organisierte Dachverband KON-MED mit Blick auf den zunehmenden Einsatz bewaffneter Drohnen und die Anzahl der Artillerieangriffe durch die Türkei. Durch gezielte Drohnenschläge sind allein seit Anfang Juli 15 Menschen ermordet worden. Weitere Todesopfer gab es durch Artilleriebeschuss. Die Zahl an Verletzten steigt ebenfalls nahezu täglich und nähert sich bald der 100 an.

„Die getöteten Zivilist:innen sind keine Kollateralschäden. Die Strategie des türkischen Staates ist es, Menschen zu vertreiben und den Versuch, eine demokratische Zivilgesellschaft zu organisieren, sowohl im inneren als auch jenseits der Grenzen zu bestrafen“, erklärt KON-MED. Vor diesem Hintergrund sind Kurd:innen und solidarische Menschen in Hannover, Duisburg, Saarbrücken und Köln auf die Straßen gegangen.

Hannover


Eine Demonstration in Hannover begann um 19 Uhr vor dem Hauptbahnhof mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Todesopfer der türkischen Angriffe in Rojava. Der ATIK-Vertreter Süleyman Gürcan erklärte in einer Rede: „Die Revolution von Rojava soll mit diesen niederträchtigen Anschlägen und Drohungen zerschlagen werden. In dieser Revolution manifestiert sich jedoch die Hoffnung der Völker, der revolutionären Bewegungen und der unterdrückten Arbeiterklasse. Wir werden sie unter allen Umständen verteidigen.“

Nach der Auftaktkundgebung setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung. Die Teilnehmenden, darunter Vertreter:innen des Kurdischen Volksrats Hannover und der PYD, riefen dabei „Şehîd namirin, bijî berxwedana Rojava” (Die Gefallenen sterben nicht, es lebe die Revolution von Rojava).

Duisburg


In Duisburg fand eine Kundgebung statt, bei der eine Erklärung von KON-MED verlesen und das Recht des kurdischen Volkes auf Selbstverteidigung hervorgehoben wurde. Im Anschluss an die Kundgebung wurde getanzt – für die kurdische Bewegung ein Ausdruck des Widerstands.

Saarbrücken


Bei einer vom Kurdischen Volksrat Saarbrücken organisierten Kundgebung wurde gegen die türkischen Angriffe auf das Autonomiegebiet Nord- und Ostsyrien protestiert. Eingeleitet wurde die Aktion mit einer Gedenkminute für Rêzan Cavid, ein kurdischer Revolutionär aus Rojhilat (Ostkurdistan/Iran), der bei einem türkischen Drohnenangriff in Qamişlo ums Leben gekommen ist.

Murat Kaplan hielt als Ko-Vorsitzender des kurdischen Volksrats in Saarbrücken eine Rede, in der er über die intensivierten Angriffe der Türkei informierte. „Nicht nur auf Rojava, auch auf die Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan und das gesamte kurdische Volk findet eine geballte Angriffswelle statt“, sagte Kaplan und kritisierte das Schweigen in der internationalen Öffentlichkeit zur Situation in Kurdistan.

Der PYD-Vertreter Bavê Zerdeşt erklärte in einem Redebeitrag, dass das kurdische Volk seit Jahrhunderten Widerstand leistet und nicht ausgelöscht werden konnte. Kein Angriff werde dieses Volk vernichten können.

Köln


Auf dem Kölner Ebertplatz fand eine Kundgebung statt, die vom Kurdischen Gesellschaftszentrum und dem Frauenrat Viyan organisiert wurde. In Redebeiträgen wurde die Schließung des Luftraums über Nordsyrien für die Türkei gefordert.