Demonstration in Hamburg: Der 8. Mai – Tag der Befreiung

In Hamburg sind zahlreiche Menschen mit der Forderung „Der 8. Mai muss Feiertag werden - Gegen Krieg und Faschismus“ auf die Straße gegangen.

In Hamburg sind am Sonntag zahlreiche Menschen mit der Forderung „Der 8. Mai muss Feiertag werden - Gegen Krieg und Faschismus“ auf die Straße gegangen. Die überwiegend von jugendlichen Antifaschist:innen getragene Demonstration startete am Gedenkort Hannoverscher Bahnhof und endete auf dem Rathausmarkt.

Am 8. Mai 1945 wurden weite Teile Europas vom Faschismus befreit. Mehr als 55 Millionen Menschen starben im Zweiten Weltkrieg. Der deutsche Versuch, die Weltherrschaft zu erringen, führte zu unvorstellbarem Leid der Opfer von Nazi-Terror, Völkermord und Vernichtungskrieg.

Zu der Demonstration hatte ein breites Bündnis aufgerufen, das sich 2015 auf Initiative des VVN-BdA (Verein der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, Initiativen, Verfolgten- und Angehörigenverbänden, Jugendgruppen, Gewerkschaften und Parteien gebildet hatte.

Die Geschichte darf sich nicht wiederholen

Im Aufruf hießt es: „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden, an dem der Verfolgten und Opfer des Naziterrors gedacht wird und an den Widerstand gegen das Naziregime erinnert werden kann. Damit sich die Geschichte nie wiederholt, brauchen wir eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit – dafür braucht es Zeit und angemessene Orte der Erinnerung und des Lernens. Gerade jetzt, in Zeiten, in denen rechte Kräfte immer stärker werden und rechter Terror auf der Tagesordnung steht, brauchen wir eine klare Haltung. Wir brauchen einen neuen Konsens, dass Antifaschismus Grundlage unserer Gesellschaft ist und bleibt, damit rassistische und faschistische Ideologie und Gewalt in dieser keinen Platz mehr hat! - Dafür streiten wir gemeinsam am 8. Mai 2022 und an jedem anderen Tag des Jahres!“

  

Die Demonstration wurde vor allem durch einen großen und gut organisierten Jugendblock getragen. Zunächst wurden am Gedenkort Hannoverscher Bahnhof Blumen niedergelegt. Zwischen 1940 und 1945 diente der Bahnhof als zentrale Deportationsstelle von Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma. Zur Erinnerung plant die Stadt den Bau eines Dokumentationszentrums. Die Umsetzung wurde dabei einem Investor anvertraut. Dieser vermietete die acht Stockwerke über den Ausstellungsräumen an die Firma Wintershall DEA, welche an „Arisierung“, Zwangsarbeit und Krieg Millionen verdient hatte. Erst nach massiven Protesten der Opferorganisationen wurde ein Neubau für das Dokumentationszentrum vereinbart.

Das Gestapo Hauptquartier mitten in der Hamburger Innenstadt

Die Demonstration führte durch das Kontorhausviertel. Dort gab es während der NS-Zeit mehrere Zwangsarbeitslager Italienischer Militärinternierter. Anschließend ging es am Stadthaus vorbei, wo sich mitten in Hamburgs Innenstadt zwischen 1933 bis 1943 der Sitz des Gestapo-Hauptquartiers, der Ordnungspolizei, der Kriminal- und Sicherheitspolizei und weiterer Polizeidienststellen des „Dritten Reiches“ befand. Das Stadthaus war Zentrum des Nazi-Terrors in Hamburg sowie weiten Teilen Norddeutschlands. Hier wurden die Deportationen von Angehörigen der jüdischen Gemeinde Hamburgs, Sinti und Roma geplant und vorbereitet. Hier wurden Menschen im Widerstand verfolgt und gefoltert. Hier hatten Verfolgung, Folter und Mord ihren Ausgangspunkt. 2009 wurde das Haus an einen Investor verkauft, der den Gebäudekomplex in eine Shoppingmeile verwandelte. Nachdem das Konzept einer Gedenkecke in einer Buchhandlung mit angeschlossenem Café scheiterte, ist die Forderung, bei der weiteren Planung die Verfolgtenorganisationen mit einzubeziehen. Dazu gehört in jedem Fall die Darstellung und Würdigung des antifaschistischen Widerstands.

Die Demonstration endete auf dem Hamburger Rathausmarkt, auf dem sie in ein Fest der Befreiung überging. Neben Infoständen und Ausstellungen gab es ein Bühnenprogramm mit kulturellen, musikalischen und inhaltlichen Beiträgen.