Corona: Genossenschaftlichkeit in Zeiten der Pandemie

Wie Fürsorge in Zeiten von Pandemien aussehen kann, zeigt aktuell eine #Nachbarschaftschallenge, zu der in Teilen der linken Bewegung aufgerufen wird. Mit einem „Brief an die Nachbarn“ wird Risikopersonen und alten Menschen Unterstützung angeboten.

Weltweit beherrscht Covid-19 die Schlagzeilen. Die Pandemie wird sich nicht aufhalten lassen. Als Vorsichtsmaßnahme wurden bereits Schulen geschlossen, die Besuchserlaubnis in Altenheimen eingeschränkt und Veranstaltungen abgesagt. Auch die bevorstehenden Newroz-Feste sind betroffen. Das macht viele traurig, ist Newroz doch die Zeit, wo Widerstand gefeiert und Geschwisterlichkeit gemeinsam gelebt wird.

So bitter die jüngsten Absagen auch sind, sie beweisen die Verantwortung für die Mitmenschen, die Kennzeichen der Freiheitsbewegung ist. Je länger sich die Ausbreitung des Virus herauszögert, desto besser wird er sich eindämmen lassen. Es geht darum, jetzt die Ansteckung so weit wie möglich aufzuhalten und Zeit zu gewinnen. Wenn sehr viele schwere Krankheitsverläufe von Älteren und chronisch Kranken gleichzeitig auftreten, bedeutet dies den Kollaps des Gesundheitssystems.

Der Gesundheitssektor in der neoliberalen Kapitalistischen Moderne war schon vor der Coronavirus-Pandemie überlastet. Er wurde kaputt gespart und ist nicht ausgerichtet auf das Allgemeinwohl, sondern funktioniert nach der Logik des Kapitals. Als Empfehlung wird jetzt zur „sozialen Distanz“ aufgerufen.

Es ist bestimmt richtig, „soziale Distanz“ zu wahren und dem Nächsten nicht ins Gesicht zu niesen. Doch ein epidemischer Virus ist auch eine gesellschaftliche Herausforderung, in der die Genossenschaftlichkeit - eine zentrale Stärke der Freiheitsbewegung - praktisch werden muss. Es gilt, die Isolation zu durchbrechen, solidarisch und verantwortungsbewusst zu handeln und soziale Netze zu organisieren. Das heißt: Sich kümmern um Risikopersonen und Alte, ihnen den Weg zum Supermarkt ersparen oder anbieten, die Kinder des Pflegepersonals zu betreuen, wenn die Kita schließt, damit die Krankenhäuser weiter funktionieren.

Wie Fürsorge ganz praktisch aussehen kann, zeigt die #Nachbarschaftschallenge, zu der in Teilen der linken Bewegung aufgerufen wird. Mit einem „Brief an die Nachbarn“, der zurzeit in vielen Wohnhäusern aufgehängt wird, bietet der Unterzeichner / die Unterzeichnerin Unterstützung an:

Liebe Nachbarn,

in der Zeit der Corona-Pandemie wollen wir uns helfen.

Wenn Sie zu einer Risikogruppe gehören (höheres Alter, Grunderkrankung, Immunschwäche) möchte ich Sie unterstützen und Ihnen helfen, gesund zu bleiben.

Ich gehöre nicht zur Risikogruppe und kann in der nächsten Zeit für Sie einkaufen, mit dem Hund rausgehen oder andere Besorgungen erledigen. Um jetzt einen direkten Kontakt zu vermeiden, biete ich Ihnen an, dass Sie sich bei mir melden. Werfen Sie einen Zettel in meinen Briefkasten und hinterlassen Sie eine Notiz oder Ihre Telefonnummer, wenn Sie Unterstützung wünschen.

Gemeinsam und solidarisch werden wir diese Zeit überstehen.

Liebe Grüße, [Name]