Chomskys Solidaritätsbotschaft für Akademiker*innen für Frieden

Heute beginnt der Prozess gegen 148 „Akademiker*innen für Frieden“. In einer Solidaritätsbotschaft drückte Noam Chomsky seine enge Verbundenheit mit den Wissenschaftler*innen aus.

Als ein Zeichen der Empörung über die Monate andauernden Ausgangssperren in Nordkurdistan, bei denen das türkische Militär mit äußerster Gewalt gegen Zivilist*innen vorging, forderten unzählige Wissenschaftler*innen in einer Petition das sofortige Ende der Gewalt gegenüber der kurdischen Bevölkerung.

Unter dem Titel „Wir werden nicht Teil dieses Verbrechens sein" setzten sich mehr als 1.100 Akademiker*innen und Intellektuelle von 89 Universitäten für ein Ende der „Vernichtungs- und Vertreibungspolitik gegenüber der gesamten Bevölkerung" in Nordkurdistan ein und forderten die türkische Regierung auf, die Friedensverhandlungen mit dem kurdischen Volk wiederaufzunehmen.

Es folgte eine Entlassungswelle. Im Ausnahmezustand entließ die Regierung per Notstandsdekret mehrere Tausend Akademiker*innen. Mehrere Hundert der betroffenen Wissenschaftler*innen sind Teil der Initiative „Akademiker*innen für den Frieden".

Gegen 148 von ihnen beginnt heute der Prozess. Der amerikanische Linguist, Sozialwissenschaftler und Menschenrechtsaktivist Noam Chomsky schickte den Akademiker*innen eine Solidaritätsbotschaft.

„In diesem Aufruf gibt es nichts, das den Terrorismus auf die geringste Weise unterstützt"

Im Folgenden die Botschaft:

„Das Verfahren gegen die Unterzeichner*innen der Friedenspetition ist ein schwerwiegender Justizfehler. Freund*innen der Gesellschaft der Türkei verfolgen diese Entwicklungen mit großem Entsetzen.

Die Sprache der Anklageschrift zeigt uns deutlich, dass es sich um einen Angriff auf das Fundament des freien Denkens handelt, welches mit äußerster Sorgfalt beschützt werden muss.

Die Unterzeichner*innen der Petition werden beschuldigt, von der Regierung die Aufhebung der Ausgangssperren, die Ahndung der Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen, die Entschädigung von Bürger*innen, die unter finanziellem und seelischem Schaden leiden, gefordert zu haben.

Diese durchaus vernünftigen Appelle sind in freien Gesellschaften völlig üblich. Das besorgte Bürger*innen sie stellen, ist sehr natürlich und lobenswert.

Diejenigen, die der Meinung sind, dass die Petition fehlerhafte Fakten beinhaltet, haben genügend Möglichkeiten, ihre Ansichten auf zivilisierte Weise zum Ausdruck zu bringen.

In diesem Aufruf gibt es nichts, das den Terrorismus auf die geringste Weise unterstützt.

Dass ein Folterknecht der Staatsanwaltschaft einen für Frieden und Gerechtigkeit unerlässlichen Appell als Unterstützung des Terrorismus darzulegen versucht, sollte in einer Gesellschaft, die Freiheit und grundlegende Menschenrechte schätzt, nicht toleriert werden.“