In Berlin fanden seit dem Beginn der Angriffe der Türkei auf Nordsyrien am 9. Oktober täglich Demonstrationen und Aktionen statt. Die Demonstration gestern, an der viele tausend Menschen teilnahmen, wurde von Internationalist*innen und Antifaschist*innen unter dem Kampagnenmotto „riseup4rojava“ angeführt. Zu der Demonstration hatten auch die kurdischen Einrichtungen in Berlin aufgerufen. Es nahmen Aktivist*innen aus allen Teilen Kurdistans, von türkischen linken Gruppen wie ATİK, Aveg-Kon und PARTİZAN bis hin zur Linkspartei teil. Auf der Abschlusskundgebung redeten unter anderem die Abgeordnete der Linksfraktion Helin Evrim Sommer, der Historiker Nick Brauns, der Geistliche Dawud Ovseme und Vertreter*innen kurdischer Parteien und Organisationen. In den Reden wurde die völkermörderische Praxis des türkischen Staats in Nordsyrien scharf verurteilt.
Polizeiangriff wegen zwei Öcalan-Bildern
Immer wieder versuchten türkische Faschisten vergeblich die Demonstrant*innen zu provozieren. Zwei Bildern des kurdischen Friedenspolitikers und Repräsentanten Abdullah Öcalan nahm die Polizei zum Anlass, die Protestierenden anzugreifen. Im Verlauf der Demonstration kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Eine Frau wurde von der Polizei so stark geprügelt, dass sie ihr Bewusstsein verlor und ins Krankenhaus ins geliefert werden musste. Fünf Personen wurden festgenommen, aber wenige Stunden später wieder freigelassen.
Ziel Erdoğans ist es, den IS wieder zu beleben
Am Ende der Kundgebung sprach ANF mit Nûjiyan Günay. Die Ko-Vorsitzende des Zentrums der freien Gesellschaften aus Kurdistan erklärte: „Eigentlich fand die nationale Einigung Kurdistans heute auf dem Hermannplatz statt. Alles lief sehr geplant, diszipliniert und leidenschaftlich ab. Aber die Berliner Polizei benutzte exzessive Gewalt gegen unsere Jugend und unsere Frauen wegen zweier Bilder Abdullah Öcalans. Aber wir haben auf der ganzen Demonstration erklärt, dass der kurdische Vordenker der Grund dafür ist, dass wir überhaupt existieren. Andererseits haben die Menschen aus Kurdistan den Europäern über sich soviel mitgeteilt, dass diese jetzt so massiv an der Demonstration teilnehmen. Die mutigen Frauen und Männer Kurdistans haben auch sie vor der Finsternis des IS gerettet. Erdoğan und der türkische Staat versuchen nun mit allen Mitteln, dem IS neues Leben einzuhauchen und das, was er nicht geschafft hat, zu vollenden. Aber er wird scheitern und den höchsten Preis dafür bezahlen.“
Solidaritätsaktion in Potsdam
Auch in Potsdam fand eine spontane Solidaritätsaktion für Rojava statt. Antifaschist*innen, darunter viele Fans des Fußballklubs SV Babelsberg 03, fanden sich zusammen, um in Potsdam ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Kurdistan zu setzen.