Bagdad und Hewlêr intensivieren Vorgehen gegen IS

Nach den jüngsten Anschlägen des IS haben Bagdad und Hewlêr beschlossen, ihre militärische und nachrichtendienstliche Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terror zu verstärken.

Die militärischen Kräfte der kurdischen Autonomieregion und des Iraks wollen ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verstärken. Bei einem hochrangigen Sicherheitstreffen im Büro des Kommandos für gemeinsame Operationen (Joint Operations Command) in Bagdad vereinbarten beide Seiten am Samstag die Intensivierung des gemeinsamen Vorgehens gegen die dschihadistische Miliz und den Ausbau der nachrichtendienstlichen Kooperation. „Eine Verbesserung der behördenübergreifenden Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde und zwingend erforderlich“, sagte Jabar Yawar, Generalsekretär des Peschmerga-Ministeriums in Hewlêr.

Die sicherheits- und militärpolitische Zusammenarbeit zwischen den Peschmerga und der irakischen Streitkräfte soll in erster Linie in den umstrittenen Gebieten des Landes ausgeweitet werden. „Es wurde vereinbart, die zweiseitigen Treffen fortzusetzen, um eine klare Vision für die Verhinderung und Bekämpfung des Terrorismus zu entwickeln“, heißt es in einer vom Kommando für gemeinsame Operationen veröffentlichten Stellungnahme.

IS agiert faktisch uneingeschränkt

Der IS kontrolliert im südkurdisch-irakischen Grenzgebiet weiterhin eine größere Region und verübt immer wieder Anschläge. Obwohl erst im vergangenen Mai Peschmerga der südkurdischen Regionalregierung und irakische Sicherheitskräfte in den umstrittenen Gebieten insgesamt vier gemeinsame Koordinierungszentren für Sicherheitseinsätze eröffneten, agieren die Dschihadisten oftmals weitestgehend uneingeschränkt. Erst in der Nacht zu Freitag waren bei Angriffen in der Umgebung der Stadt Mexmûr drei Zivilisten und neun Peschmerga ums Leben gekommen. Mittlerweile hat sich die Zahl der getöteten Peschmerga auf zehn erhöht.

Die Attacken fanden in der Nähe des Berges Qereçox statt. Auf dem Osthang befindet sich eine IS-Basis, in die sich Dschihadisten nach dem militärischen Sieg über die Miliz im Frühjahr 2019 aus Nord- und Ostsyrien zurückgezogen haben. Schätzungen gegen von 150 Söldnern auf dem Massiv aus. Vergangenes Jahr hatte eine IS-Gruppe vom Qereçox kommend das Flüchtlingslager in Mexmûr angegriffen und drei Bewohner verletzt. Zwischen August und September waren sechs Menschen aus Camp Mexmûr von der Miliz verschleppt worden, als sie in einen als Kontrollpunkt der irakischen Armee getarnten Hinterhalt des IS gerieten.

Peschmerga in der Region beklagten zuletzt, dass sie aufgrund der schlechten Ausrüstung und den geringen Kräften, die in den umstrittenen Gebieten stationiert sind, praktisch auf verlorenem Posten kämpfen. Die PDK, die die Regierung der Autonomieregion dominiert, setze die von der Anti-IS-Koalition gelieferte hochmoderne Ausrüstung zusammen mit den größten Truppenkontingenten nicht zum Kampf gegen den IS, sondern zur Unterstützung der türkischen Invasion in den südkurdischen Medya-Verteidigungsgebieten ein.

Umstrittene Gebiete

Die umstrittenen Gebiete sind Regionen im Norden des Iraks, deren verwaltungsrechtliche Zuordnung zwischen Bagdad und Hewlêr umstritten ist. Betroffen sind vor allem die Provinzen Ninawa (auch Ninive) und Kirkuk sowie kleine Teile der Gouvernements Salah ad-Din und Diyala.