In Österreichs Hauptstadt Wien sind diese Woche zwei Tage in Folge internationalistische Demonstrationen und das linke Zentrum Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in der Wielandgasse im multikulturellen 10. Gemeindebezirk Favoriten von Mitgliedern der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ und Anhängern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan angegriffen worden. Die Konföderation der unterdrückten Migranten in Europa (AvEG-Kon), ein europaweiter Dachverband von migrantischen Gruppen, verurteilt die faschistischen Attacken auf fortschrittliche Kräfte und ihre kollektiven Räume in Wien. „Weder die Angriffe in der Türkei, in Rojava, noch hier in Europa können uns aufhalten. Wir rufen alle linken und revolutionären Menschen zur Solidarität auf. Unser Widerstand ist stärker als ihre hasserfüllten und feigen Angriffe”, heißt es in einer in der Nacht zum Freitag veröffentlichten Stellungnahme.
Am Donnerstagabend versuchten mehrere hundert Faschisten, die Türen des EKH aufzubrechen. Zuvor warfen sie Flaschen, Brandsätze und Steine auf das Gebäude. Auf Fotos in Online-Netzwerken war zu sehen, dass die Wielandgasse nach dem Angriff von Splittern übersät war. Ein Eindringen in das Zentrum selbst konnten nur die anwesenden Linken verhindern, die sich im Haus aufhielten, die Polizei sah offenbar nur zu. Im internationalistischen und antifaschistischen EKH haben neben linken Gruppen auch migrantische Organisationen ihre Vereinsräume.
AvEG-Kon: Ignoranz der Polizei wundert kaum
„Mehrere Stunden lang terrorisierten die Faschisten die Menschen im Verein und die österreichische Polizei unternahm nichts. Uns wundert diese Ignoranz der Polizei bezüglich faschistischer Angriffe kaum“, kritisiert AvEG-Kon.
Ebenfalls von dem faschistischen Mob angegriffen wurde das ans EKH angrenzende Lokal der türkeistämmigen Föderation Demokratischer Arbeitervereine e.V. (DIDF). Dort verteidigten sich die Menschen mit Fahnenstangen, berichtete der Journalist Michael Bonvalot. „Bei der DIDF ging zumindest eine Scheibe zu Bruch, doch in das Lokal selbst konnten die Faschisten auch hier nicht eindringen.”
Vorangegangen war dem Angriff auf das EKH eine Kundgebung mit anschließender Demonstration auf der nahegelegenen Favoritenstraße. Dort hatten sich mehrere hundert internationalistische Aktivist*innen versammelt, nachdem es bereits am Mittwoch zu einem faschistischen Angriff gekommen war. Ein Mob hatte sich an einer Demonstration der kurdisch-türkischen Fraueninitiative „Frauensolidarität in Europa“ anlässlich der extralegalen Hinrichtung dreier kurdischer Aktivistinnen durch einen Drohnenangriff der Türkei im nordsyrischen Kobanê gestört gefühlt. Eine Augenzeugin berichtete: „Sie haben uns mit Messern bedroht und gesagt, dass sie uns umbringen wollen.“