AStA Uni Frankfurt: Unileitung fordert Namen von YXK-Mitgliedern

Der AStA der Goethe-Universität in Frankfurt gab bekannt, dass die Universitätsleitung von ihm die Namen von Mitgliedern des kurdischen Studierendenverbands YXK gefordert hat. Das Präsidium scheint mit dem türkischen Generalkonsul zu kooperieren.

Nach einem Kennenlernabend der Frankfurter Ortsgruppe des kurdischen Studierendenverbands YXK im vergangenen Oktober forderte die Leitung der Frankfurter Goethe-Universität den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) dazu auf, ihr die Namen der Aktivist*innen der YXK mitzuteilen. Die Aufforderung erfolgte offenbar auf Wunsch des türkischen Generalkonsulats in Frankfurt. Bereits im Dezember 2017 hatte sich ein ähnlicher Vorfall ereignet. Der AStA der Goethe-Universität machte den Fall nun öffentlich. Im Folgenden geben wir die Pressemitteilung ungekürzt wieder:

Beim monatlichen Treffen (Jour Fixe) zwischen der Universitätsleitung und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) am 6. November diesen Jahres forderte die Universitätsleitung den AStA dazu auf, Namen der Vertreter*innen der kurdischen Studierendengruppe YXK offenzulegen. Dies tat die Universitätsleitung auf Anforderung des türkischen Generalkonsulats Frankfurt. Der AStA ist nicht dazu bereit, dem türkischen Geheimdienst durch die Auslieferung der Namen der YXK zur Hilfe zu eilen.

Der kurdische Studierendenverband YXK hatte am 22. Oktober 2019 zum Kennenlernabend im selbstverwalteten Studierendenhaus eingeladen. Die Einladung seitens eines offiziell eingetragenen Vereins reichte der Universitätsleitung und dem türkischen Generalkonsul aus, um die Studierenden unter Generalverdacht zu stellen. Schon im Dezember 2017 verlangte die Universitätsleitung die Namen der Studierenden, die einen Mietvertrag für eine YXK–Veranstaltung im Studierendenhaus abgeschlossen hatten. Schon damals hat der AStA das Vorgehen der Universitätsleitung in internen Gesprächen scharf kritisiert. Aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Sicherheit einiger Referent*innen der damaligen Koalition wurde dies jedoch nicht öffentlich gemacht. Der erneute Vorfall zeigt jedoch, dass die Universitätsleitung die damalige Kritik des AStA ignoriert und somit die Sicherheit der Studierenden nachhaltig gefährdet.

„Auffällig ist, dass diese Anfragen immer im Vorfeld oder während großangelegter Militäroperationen in den kurdischen Autonomiegebieten gestellt werden. Dies legt den Verdacht nahe, dass zu befürchtender Protest gegen die Operationen des türkischen Staates mit den zynischen Namen ‚Olivenzweig‘ und ‚Friedensquelle‘ bereits im Vorfeld im Keim erstickt werden soll. Es kann nicht sein, dass der türkische Staat sich in hochschulpolitische Angelegenheit einmischt und dass sich die Universitätsleitung zum Handlanger machen lässt - da braucht es nicht mal mehr die offizielle Spionageapp des türkischen Staats, bei der vermeintliche Dissident*innen gemeldet werden können“, erklärt Clara Mißbach, Referentin des AStA.

„Der türkische Staat ist kein Partner wie jeder andere. Durch öffentliche Äußerungen zur politischen Lage in der Türkei gerät man schnell ins Visier des türkischen Geheimdienstes (MİT). Dies kann beispielsweise bedeuten, dass ich meine Familie in der Türkei nicht mehr besuchen kann und bei einer möglichen Einreise festgenommen werden könnte. Dennoch ist es umso wichtiger, diese Vorfälle als Vertretung der Studierendenschaft öffentlich anzuprangern, wenn sogar Studierende der Goethe-Universität um ihre Sicherheit bangen müssen und gerade von der Universitätsleitung kriminalisiert werden. Auf den ersten Blick mag die Anfrage eines Konsuls unverfänglich erscheinen. Jedoch verfolgt der türkische Staat durch die Ermittlung von Namen vermeintlicher Gegner*innen das Ziel, die politische Opposition auch im Ausland zu zerschlagen. Um als kritische Stimme der Spionage des türkischen Geheimdienstes ausgeliefert zu sein, reicht es aus, kurdisch zu sein oder sich mit den Belangen der Kurd*innen zu solidarisieren. Hierbei spielt es scheinbar keine Rolle, ob ein Verband verboten ist oder nicht“, erklärt Fatma Keser, Referentin für Politische Bildung.

„Wenn die Universitätsleitung in ihrem Leitbild davon spricht, dass sie sich, wie wir auch, ‚gegen Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus‘ wendet, dann wirkt es zynisch, wenn sie dem türkischen Nationalismus Vorschub leistet. Als AStA begrüßen wir es, wenn Studierende sich politisch engagieren. Wir fordern die Leitung der Universität dazu auf, öffentlich zu den Vorkommnissen Stellung zu beziehen. Außerdem fordern wir die Zusammenarbeit mit dem türkischen Generalkonsulat zu beenden und die Daten der Studierenden nicht an dieses weiterzugeben. Daher werden wir derartigen Anfragen von Seiten der Universitätsleitung jetzt und auch in Zukunft keine Folge leisten“, so AStA-Vorstand Nils Zumkley.