Mit einer zeitgleich geschalteten Anzeige in vier schwedischen Zeitungen wird die türkische Erpressung gegen Schwedens NATO-Beitritt kritisiert. Die in den Zeitungen Aftonbladet, Expressen, Dagens Nyheter und Svenska Dagbladet veröffentlichte Anzeige wurde von 17 prominenten Persönlichkeiten unterzeichnet, darunter Journalist:innen, Schriftsteller:innen, Verleger:innen und Schauspieler:innen. Unter dem Titel „Publizisten nicht an Erdogan ausliefern“ wird darauf hingewiesen, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versucht, sein eigenes Verständnis von Meinungsfreiheit nach Schweden zu exportieren.
„Nach den Beitrittsgesuchen Schwedens und Finnlands zum NATO-Verteidigungsbündnis hat der türkische Präsident Erdogan eine Reihe von Bedingungen gestellt. Eine der Bedingungen ist die Auslieferung mehrerer schwedischer Journalisten, Schriftsteller und Verleger türkischer Herkunft an die Türkei. Die Forderung der Türkei hat bei uns, die wir uns für die Meinungs- und Verlagsfreiheit einsetzen, zu Recht Besorgnis und Unbehagen ausgelöst“, heißt es in der Anzeige:
„Es ist kein Geheimnis mehr, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei ausgehöhlt hat. Erdogan hat alle legislativen, gerichtlichen und exekutiven Befugnisse in seine Hände gelegt. Er bringt Journalisten und andere Personen, die mit ihm nicht einverstanden sind, zum Schweigen und steckt sie ins Gefängnis. Diejenigen, die von ihm verfolgt werden, können Politiker, Schriftsteller, Sänger, Youtuber sein. Diese Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Eines der Opfer von Erdogans Willkürherrschaft ist der Geschäftsmann und Menschenrechtsverteidiger Osman Kavala. Das Ministerkomitee des Europarates hat beschlossen, Sanktionen gegen die Türkei, die Mitglied des Europarates ist, zu verhängen, weil die Inhaftierung von Osman Kavala gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt. Wir möchten auch an die Angriffe und Attentate auf prominente Journalisten wie Can Dündar in Istanbul, Erk Acarer in Berlin und Ahmet Dönmez in Stockholm erinnern.
Schweden darf einem Regime, das seine Kritiker fernab seiner Grenzen zum Schweigen bringen will, unter keinen Umständen Publizisten ausliefern. Wir betrachten Erdogans politisches Manöver, Menschen auszuliefern, die in Schweden Zuflucht gesucht haben, als einen Versuch, sein eigenes Verständnis von Meinungsfreiheit in unser Land, Schweden, zu exportieren.
Tappen Sie nicht in die Falle Erdogans, der sein Vetorecht gegen Schwedens NATO-Beitrittsantrag missbraucht! Wir sollten niemals über die Gedanken- und Meinungsfreiheit verhandeln! Schützen Sie das Recht auf freie Meinungsäußerung! Schützt die kurdische Sprache! Liefert keine Verleger aus, die dem staatlichen Vorgehen in der Türkei entkommen sind!"
Unterzeichnet wurde die Anzeige von ROBERT ASCHBERG, Präsident des Publishers Club, KURDO BAKSI, Schriftsteller, JESPER BENGTSSON, Leiter von Swedish Pen, ANDERS Q BJÖRKMAN, Stellvertretender Leiter der Kulturabteilung der Zeitung Svenska Dagbladet, HELENA GIERTTA, Chefredakteurin der Zeitung Journalisten, GÖRAN GREIDER, Autor, Meinungsführer und Chefredakteur der Zeitung Dala Demokraten, ERIK HALKJAER, Leiter von Reporter ohne Grenzen, ALEX HARIDI, Vorsitzender der schwedischen Schauspielergewerkschaft, ULRIKA HYLLERT, Leiterin der Journalistengewerkschaft, LISA IRENIUS, Leiterin der Kulturberichterstattung der Zeitung Svenska Dagbladet, LISA NILSSON, Musikerin/Künstlerin, ÖZZ NUJEN, Schauspieler/Stand-up-Comedian, KARIN OLSSON, Stellvertretende Chefredakteurin und Leiterin des Kulturdienstes der Zeitung Expressen, KARIN PETTERSON, Redakteurin des Kulturdienstes der Zeitung Aftonbladet, AGNETA PLEIJEL, Schriftstellerin, GRETHE ROTTBÖLL, Leiterin des schwedischen Schriftstellerverbands und BJÖRN WIMAN, Leiter des Kulturdienstes der Zeitung Dagens Nyheter.