Antifaschistische Selbstorganisierung in Sachsen-Anhalt

In Seehausen wird deutlich, wie notwendig antifaschistische Strukturen auf dem Land sind. Das Bündnis „No Discussion“ aus Sachsen-Anhalt ruft zu einer überregionalen Demonstration in dem ländlichen Ort in der Altmark auf.

Das linksradikale Bündnis „No Discussion" aus Sachsen-Anhalt ruft für den 30. Oktober 2021 zu einer überregionalen antifaschistischen Demonstration in Seehausen (Altmark) auf. Anlass ist die rechtsextreme Gewalt gegen Klimaktivist:innen in der Region, die seit Monaten andauert und kaum Beachtung findet. Mit der Demonstration will das Bündnis auf die lokale Situation aufmerksam machen und den betroffenen Menschen Solidarität signalisieren. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Bahnhof in Seehausen.

Im Aufruf des Bündnisses heißt es: „Mit jedem Tag wird deutlicher, dass Rechte versuchen ländliche Gegenden einzunehmen und den öffentlichen Diskurs zu dominieren. Auch in der Kleinstadt Seehausen und den umliegenden Orten der Altmark zeigte sich in letzter Zeit ganz konkret, was das für alle Menschen heißt, die nicht in das Weltbild der Nazis passen. Hier bekommen die Nazis durch den zunehmenden Rechtsruck Rückenwind, was sich deutlich an deren Taten und den gleichgültigen bis unterstützenden Reaktionen der Bevölkerung erkennen lässt.“

Angriff in Ku-Klux-Klan-Manier

So werde versucht, Aktivist:innen am Seehausener Bahnhof und im besetzten Wald „Moni“ mittels Brandanschlägen, selbstgebauten Bomben und direkter Gewalt einzuschüchtern. Der Höhepunkt war hierbei ein Paintball-Angriff in Ku-Klux-Klan-Haube auf Personen am Bahnhof. „Während Nazis auf der Straße gewalttätig versuchen, Klimaaktivist:innen und Antifaschist:innen einzuschüchtern, werden eben diese zusätzlich von der Stadt, insbesondere dem Stadtrat, kriminalisiert. Dies zeigt sich besonders durch die Gleichsetzung von rechten Gewalttaten gegen Menschen mit der vermeintlichen Bedrohung durch Antifaschist:innen“, so das Bündnis.

Veränderung muss selbstorganisiert erkämpft werden

In Seehausen werde deutlich, wie notwendig antifaschistische Strukturen auf dem Land sind: „Seehausen ist einer von vielen ländlichen Orten, in denen sich die rechte Dominanz in Ruhe festigen kann und von staatlichen Institutionen geduldet wird. Doch gerade deshalb dürfen wir uns nicht nur beschweren, sondern müssen auch etwas dagegen unternehmen. Die lokalen linken Strukturen brauchen Unterstützung, denn auf Staat und Cops ist kein Verlass, wie immer wieder deutlich wird. Repression gegen Antifaschist:innen nimmt überall in Deutschland zu“, stellt das Bündnis fest und erklärt, dass progressive Umbrüche organisiert erkämpft werden müssen:

„Wir benötigen eine linksradikale Perspektive, denn diese ist die einzige Lösung gegen Faschist:innen und deren Ideologien, gegen soziale Ungleichheiten und gegen die Klimakatastrophe. Wir kämpfen für ein gerechtes Leben für alle, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Geschlecht. Es wird Zeit für mehr Selbstorganisierung, gerade auf dem Land, wo im Stillen die Luft brennt. Diese Notwendigkeit wollen wir mit einer kraftvollen Demonstration in Seehausen deutlich machen und zeigen, dass linksradikale Selbstorganisierung die einzige Alternative ist zu Staat, Kapital und völkischen Ideen.“