Angriff auf kurdische Saisonarbeiter in Düzce

In der Westtürkei hat erneut ein rassistischer Angriff auf kurdische Saisonarbeitskräfte stattgefunden. Ein Mob versammelte sich vor ihrer Unterkunft und machte mit Drohungen deutlich, keine Kurden in der Umgebung zu dulden.

Kurdische Saisonarbeitskräfte sind in Akçakoca von türkischen Rassisten angegriffen worden. Akçakoca liegt in der Provinz Düzce im Nordwesten der Türkei, die aus Mêrdîn (tr. Mardin) stammenden Kurd:innen waren dort in der Haselnussernte beschäftigt.

Wie Muhammed Günel, einer der betroffenen Arbeiter, gegenüber MA mitteilte, ist die achtköpfige Gruppe aus Mêrdîn seit einem Monat in Düzce. Am Montagabend wurde ein Fenster der Wohnung, in der die Gruppe untergebracht ist, mit einem Stein eingeworfen. Vor der Wohnung standen zwei Personen, die erklärten, dass sie keine Kurden in Düzce dulden würden. Laut Günel drohten diese Personen, mit Steinen und Gewehren zurückzukommen, wenn die Gruppe nicht innerhalb von zehn Minuten die Wohnung räumen würde.

„In der Wohnung waren Frauen. Als das Fenster zu Bruch ging, haben sich alle erschrocken. Wir sind nach draußen gegangen und haben geredet“, erklärt Günel. Danach seien zwanzig bis dreißig weitere Personen vor die Wohnung gekommen. Er habe daraufhin zwei Mal bei der Polizei angerufen und die Lage geschildert. Ein Polizist habe ihm geantwortet, dass er nichts tun könne, solange nichts vorgefallen sei.

Nach einer Weile sei die Polizei trotzdem eingetroffen. Anstatt sich mit den Angreifern zu beschäftigen, durchsuchten die Polizisten die kurdischen Arbeiter, berichtet Günel: „Die Polizisten haben sie nicht angerührt und mich zusammen mit meinen Kollegen Hasan Çiçek und Mehmet Furkan Çiçek zur Wache gebracht. Dort wurden unsere Aussagen aufgenommen und uns wurde ein Protokoll vorgelegt. In dem Protokoll wurden wir als die Schuldigen dargestellt. Wir verweigerten die Unterschrift. Danach wurden wir ins Krankenhaus gebracht, ich hatte Glassplitter in der Hand. Wir wollten ein Attest bekommen, aber das wurde von den Polizisten verhindert. Sie ließen sogar den Vermerk löschen, dass wir im Krankenhaus gewesen sind. Außerdem wurde bei uns ein Alkoholtest gemacht. Von den dreißig Angreifern wurden nur zwei Personen mitgenommen, sie mussten keinen Test machen. Danach wurden wir wieder zur Wache gebracht und aufgefordert, den Vorfall einzustellen.“

Günel sagt, dass Nachbarn das Geschehen vor der Wohnung nach dem Steinwurf gefilmt haben, das Video jedoch aus Angst vor den Angreifern nicht herausgeben. Die acht Kurdinnen und Kurden packen jetzt ihre Sachen, um nach Mêrdîn zurückzukehren.