„Andrea Wolf Presente!“
200 Menschen kamen am Samstag zum 20. Jahrestag der Ermordung der Internationalistin Andrea Wolf (Ronahî) zu einer Demonstration und einer Veranstaltung in München zusammen.
200 Menschen kamen am Samstag zum 20. Jahrestag der Ermordung der Internationalistin Andrea Wolf (Ronahî) zu einer Demonstration und einer Veranstaltung in München zusammen.
Zum 20. Jahrestag der Ermordung der Münchner Internationalistin Andrea Wolf (Ronahî) und ihrer Genoss*innen durch das türkische Militär in Nordkurdistan fand am 27. Oktober in München eine internationalistische Demonstration unter dem Aufruf: #DeutscheWaffenTatortKurdistan | Deutsche Waffenexporte stoppen | #aus_gerüstet statt.
Aufgerufen hatten verschiedene Gruppen und Organisationen für 13.00 Uhr auf den Marienplatz. Etwa 200 Menschen zogen mit Transparenten wie „Andrea Wolf Presente! Liebe – Trauer – Kampf“, „Deutsche Panzer raus aus Kurdistan“,,Weg mit dem PKK-Verbot“, Fahnen der YPG/YPJ und Bildern von Abdullah Öcalan trotz des kalten regnerischen Wetters lautstark durch die Münchner Innenstadt. Auf der Demonstration wurden auch mehrere Redebeiträge gehalten.
Die Münchner Bundestagsabgeordnete MdB/Die Linke Nicole Gohlke erklärte in ihrer Rede zu Andrea Wolf: „Andrea war Münchnerin, politische Aktivistin und sie verstand sich als Internationalistin. Und in diesem politischen Verständnis hat sie sich dem kurdischen Widerstand angeschlossen und für politische Freiheit und gegen Unterdrückung gekämpft.“
Nicole Gohlke nahm selbst an Delegationen in die Türkei nach Nordkurdistan teil, um die Aufklärung an dem Massaker, bei dem Andrea Wolf ermordet wurde, zu unterstützen: „Andrea Wolfs Leichnam und der ihrer Mitkämpferinnen und Mitkämpfer, die an diesem Tag ebenfalls getötet wurden, sind bis heute nicht gefunden worden. Die türkische Regierung ist bis zum heutigen Tag nicht bereit, die Aufklärung zu unterstützen oder auch nur zuzulassen! 2010 und 2013 war ich mit einer Delegation vor Ort in Çatak, in der Nähe von Wan, um Druck zu machen auf die türkischen Behörden, die Suche nach den sterblichen Überresten von Andrea Wolf und ihren Mitkämpferinnen und Mitkämpfern zu ermöglichen, und davon ausgehend dann auch eine juristische Aufarbeitung zu ermöglichen.
Die Reisen damals haben mich tief beeindruckt. Ich war beeindruckt davon zu sehen, welchen Stellenwert und Ansehen Andrea Wolf vor Ort genießt, beeindruckt zu sehen, dass man versucht hat, auch mit einem Erinnerungszentrum Andreas Andenken und das der anderen Kämpferinnen und Kämpfer lebendig zu halten, das mittlerweile von der türkischen Armee wieder zerstört wurde.“
Auch die internationalistischen Freund*innen von Andrea Wolf / Ronahî betonten in ihrem Redebeitrag, dass Täter und Kriegsverbrecher zur Verantwortung gezogen werden müssen: „Damals haben wir als Freund*innen von Andrea, die in Kurdistan als Ronahî (also Licht) bekannt ist, gesagt: Egal wie lange es dauert: Die Täter und Kriegsverbrecher aller Massaker müssen zur Verantwortung gezogen werden! Die Erfahrungen der internationalen Kämpfe gegen Menschenrechts- und Kriegsverletzungen zeigen, ob in Chile, Argentinien, Südafrika oder der Türkei: Dafür brauchen wir einen langen Atem, es kann Jahrzehnte dauern, bis die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Wir wollen deshalb allen danken, die uns auf diesem langen Weg begleitet haben und weiter begleiten – stellvertretend für die vielen die Mutter von Andrea und unsere langjährige Anwältin Angelika Lex, die beide viel zu früh gestorben sind. Und an Martin Löwenberg, der uns bis zu seinem Tod im April Freund, Genosse und Berater war!“
Bezüglich der Auflagen und Verbote von Fahnen und Bildern – im Besonderen das von Abdullah Öcalan – zu dieser Demonstration erklärte der Friedensaktivist Claus Schreer: „Es war das gute Recht der Anti-Apartheid-Bewegung, für die Freilassung Nelson Mandelas zu kämpfen. Genau so ist es heute das Recht der Kurdinnen und Kurden und das Recht aller Demokraten in der Bundesrepublik, die Freilassung von Abdullah Öcalan und aller politischen Gefangenen zu fordern. Dieses Recht lassen wir uns nicht nehmen, weder vom Innenminister, weder von den Behörden, noch von der Polizei."
Dass Andrea Wolf „presente" ist bekräftigten auch die Freundinnen von Sterka Jinan („Stern der Frau“): „Frauen wie Heval Ronahî sind für uns ein Grund weiterzukämpfen, denn auch wenn unsere Generation sie nicht mehr kennenlernen konnte – in diesem Kampf sind wir mit ihr verbunden. Die Gefallenen für Frieden und Freiheit haben auf ewig einen Platz in unserem Herzen, wer in Zeiten seines Lebens ein helles Licht war, der wird auf ewig in unserem leuchten", erklärten sie und beendeten ihren Beitrag mit „Andrea bleibt unsterblich! Jin, Jiyan, Azadî!"
Am gleichen Abend fand auch noch eine Gedenkveranstaltung statt, zu der etwa 100 Menschen zusammenkamen. Es wurde ein beeindruckender Abend mit Videobotschaften von Dirk Campbell, dem Vater der gefallenen Internationalistin Anna Campbell (Hêlîn), der Internationalistischen Kommune in Rojava sowie mit Gästen aus München, der Schweiz und Kurdistan mit Livemusik und verschiedenen historischen und aktuellen Foto- und Filmbeiträgen.
Bereits am 19. Oktober fand eine Infoveranstaltung über das Leben und die Kämpfe von Andrea Wolf im Café Global im Rahmen des Freitagscafés im Café Marat mit rund 80 Menschen statt.