Der lange Marsch der kurdischen Jugendbewegung von Mannheim nach Straßburg ist am Dienstag in der Nähe von Karlsruhe von der Polizei angegriffen worden. Der Übergriff erfolgte auf der Etappe von Bruchsal nach Karlsruhe. Dort stoppte die Polizei den Marsch und verkündete eine Verbotsverfügung des Verwaltungsgerichts Mannheim. Anschließend wurden die Teilnehmer*innen einer Personalienkontrolle unterzogen und eingekesselt, etliche Jugendliche wurden unter Schlägen festgenommen. Eine Gruppe versuchte nach Angaben von Teilnehmer*innen den an Epilepsie erkrankten Aktivisten Ali Mahsum Çetin aus dem Kessel zu bringen. Statt den Kessel verlassen zu dürfen, wurde er von der Polizei nach Augenzeugenberichten immer wieder auf Kopf und Körper geschlagen. Schließlich brach der junge Mann ohnmächtig zusammen. Mittlerweile befindet es sich in einem Karlsruher Krankenhaus, wo er behandelt wird. Dort hat er sich heute mit einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit gewandt und sich zum Übergriff auf den langen Marsch geäußert.
„Ich habe die Polizisten darauf hingewiesen, dass ich Epileptiker bin. Trotz dessen gingen zwei Polizisten gewaltsam gegen mich vor“, erklärt der Aktivist, der das Verbot des Jugendmarsches durch die deutschen Behörden auf das Schärfste verurteilt.
„Es gab bereits länger Provokationen gegen unsere Demonstration. Die deutsche Polizei brachte uns unter dem Vorwand einer Pause in eine abgelegene Gegend und griff uns brutal an. Die Tatsache, dass nicht nur der Marsch, sondern auch der Mezopotamien-Verlag und andere Einrichtungen Ziel von Angriffen sind, zeigt das Ausmaß der Isolation, die Abdullah Öcalan auferlegt wird. Gleichzeitig demonstrieren diese Angriffe auch die Rolle der deutschen Regierung im internationalen Komplott“, sagt Ali Mahsum Çetin.
Bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt
Zur Haltung der deutschen Polizei und den behandelnden Ärzten äußert der Aktivist:
„Der Standpunkt und die Äußerungen der Polizisten und Ärzte ist bemerkenswert. Sie sagten: ‚Wir sind hier in Deutschland, die Polizei macht ihre Arbeit‘. Als wir eingekesselt wurden, wies ich die Beamten auf meine Krankheit hin. Daraufhin wurden Ärzte verständigt, die sich wie die Polizei verhielten. Zwei Beamte bedrängten mich weiterhin und verübten Gewalt gegen mich. Nach dem Angriff, der auch auf Videoaufnahmen zu erkennen ist, wurde ich nach hinten gebracht. Dort schlugen sie mich bis zur Bewusstlosigkeit zusammen. Einem anderen Aktivisten wurde die Nase gebrochen, weitere erlitten andere Verletzungen. Wir mussten feststellen, dass es keinen Unterschied zwischen dem deutschen und dem türkischen Staat gibt. Doch ganz gleich, ob es unseren Tod kostet, wir im Gefängnis landen oder ausgewiesen werden: Wir werden unseren Marsch und unseren Widerstand fortsetzen“.
Appell an die Jugend: Nicht von der Straße weichen
In seiner Botschaft richtet Çetin auch einen Aufruf an die kurdische Jugend und solidarische Menschen. Er fordert, nicht von den Straßen zu weichen, bis die Forderungen der hungerstreikenden Politiker*innen und Aktivist*innen erfüllt werden und die Isolation des auf der Gefängnisinsel Imrali inhaftierten PKK-Gründers Abdullah Öcalan aufgehoben wird.