„Die Freiheit eines Vordenkers für eine befreite Gesellschaft" - unter diesem Motto kamen am Donnerstag in etwa 50 Menschen im Haus der Demokratie in Berlin zusammen. Bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Abdullah Öcalan und der demokratische Konföderalismus", die von der kurdischen Studierendeninitiative „Xwendekarên Berlin“ organisiert wurde, waren vier Referent:innen mit unterschiedliche Bezügen zur kurdischen Freiheitsbewegung eingeladen. Reimar Heider, einer der Sprecher der internationalen Initiative „Freiheit für Öcalan, Frieden in Kurdistan", erklärte, dass die Gedanken von Abdullah Öcalan nicht nur für Kurdistan, sondern für die ganze Welt anwendbar sind. „In manchen von Öcalans Büchern", so Heider, „sucht man vergebens nach dem Wort Kurdistan. Denn seine Schriften sind Analysen zur Zivilisation und Staaten im Allgemeinen. Es ist politische Theorie, die einen bedeutenden Beitrag zum Sozialismus gibt."
Auf der Veranstaltung wurde auch über die vollständige Isolation von Öcalan in türkischer Haft gesprochen. Max Oliver Schmidt, Dozent an der Universität Potsdam am Institut für Soziologie, sagte: „Isolation ist als erstes Mal ein Konzept, das Individuum total von der Gesellschaft zu trennen. Das gibt es nicht nur in Kurdistan, sondern beispielsweise auch in anderen Bewegungen wie Palästina. [...] Es nimmt dem Individuum ein grundlegendes Recht und zwar das Recht auf Rechtfertigung. In dem Sinne kann man bei Isolation durchaus von Folter sprechen."
Eine weitere Podiumsteilnehmerin, die in Nordkurdistan aufgewachsen ist, meinte dazu, dass mit Öcalan die Person gefangen genommen wurde, die den kurdischen Frauen die Kraft gab, sich zu verteidigen. Sie verwies auf die Herkunft des inzwischen weltweit bekannten Slogans „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit) und sagte: „Der kämpferische Geist der Frauen hat sich auf der ganzen Welt verbreitet. Frauen in allen vier Teilen Kurdistans haben ihren Mut und ihre Kraft bewiesen."
Das Podium endete mit Fragen aus dem Publikum und der Anregung, die Hoffnung im Kampf nicht zu verlieren. Die Moderatorin meinte zum Schluss: „Wenn wir uns überlegen, wo wir denn ansetzen sollen, kommen wir zum Punkt Organisierung. Wir können über Theorie diskutieren, aber unsere Gedanken zu einem freien Leben können wir nur durch Organisierung in die Praxis umsetzen. Also werdet aktiv, organisiert euch und setzt direkt in eurem Umfeld an! Denn nur zusammen können wir Imperialismus und Kolonialismus entgegenstehen!"