30 Jahre YXK: Kurdische Studierende laden zum Kongress

Der kurdische Studierendenverband YXK besteht seit dreißig Jahren und lädt für Samstag zum Kongress in Darmstadt ein.

Der kurdische Studierendenverband YXK feiert sein dreißigjähriges Bestehen und lädt für Samstag zum Kongress nach Darmstadt ein: „Wir feiern 30 Jahre Yekîtiya Xwendekarên Kurdistan, kurz YXK! Das sind 30 Jahre des Kampfes der (studierenden) kurdischen Jugend in Europa gegen Assimilation, Neoliberalismus, Kapitalismus, Kolonialismus und Patriarchat. Viel ist in dieser Zeit geschehen. Dieser intensive Krieg, das ,weiße' Massaker in Kurdistan hat einen dialektischen Einfluss auf uns hier in Europa. Um diese Realität zu bekämpfen, spielt die Organisierung der Jugend eine große Rolle. Seit den 80er Jahren entziehen die Nationalstaaten der Jugend im Namen der Integration ihrer Wurzeln. Diese Politik der kapitalistischen Moderne wird ein Thema in unserem Kongress sein. Vor allem die spezielle Kriegsführung der kapitalistischen Moderne auf die Jugend und Studierenden muss dechiffriert werden. Der Versuch, die jetzige Generation kapitulieren zu lassen, muss verhindert werden.“

Der Studierendenverband sieht eine grundlegende Strategie der kapitalistischen Moderne darin, die gesellschaftlichen ethischen Werte mittels der „sozialen Medien“ anzugreifen. Abdullah Öcalan habe hingegen die Identität der kurdischen und weltweiten Jugend neu definiert, heißt es in der YXK-Erklärung: „Die Studierenden- und Jugendbewegung der 68er Jahre hat den Vietnam-Krieg beenden können. Heute müssen der Widerstand in Kurdistan und die Studierenden weltweit aktiviert werden. Die Verantwortung dafür tragen wir und das wird ein wichtiges Thema auf unserem Kongress sein.“

Der neuen Generation sei mit dem dreißigjährigen Erfahrungsschatz ein großes Erbe hinterlassen worden – und damit auch eine bedeutenden Verantwortung, schreibt die YXK in ihrer Kongressankündigung. Eine kleine Gruppe um Abdullah Öcalan habe 1970 in Ankara die Feststellung getroffen, dass Kurdistan eine Kolonie sei. Auf dieser Idee gründe die Vorstellung, die heute in Kurdistan und dem gesamten Mittleren Osten als Alternative zur kapitalistischen Moderne angeboten werde.

„Dass dieses Erbe auch in der Jugend in Europa weiterlebt, verdanken wir vor allem gefallenen Freundinnen und Freunden wie zum Beispiel Hüseyin Çelebi, Zekiye Alkan, Rahşan Demirel, Delîl Ateş, Bager Nûjiyan, Avaşîn Tekoşîn Güneş und Firat Çiçek, die in Wort und Tat, mit Stift und Aktion kämpfend lebten und leben. Ihre Haltung und Lebenweise bildet das Herz, ihr Glauben und Denken das Hirn der YXK und JXK.

Mit diesem Erbe im Fokus möchten wir unseren 24. Kongress durchführen. Wir möchten über unsere Verantwortung diskutieren und unsere Aufgaben bestimmen, die heute deshalb so groß sind, weil die Angriffe auf den kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan, auf Frauen, unsere Gemeinschaften und Kulturen, auf unsere Jugendlichkeit und Freiheit, auf unser Leben existenziell sind. Wir kämpfen gegen einen Feind, der sich nicht auf den Einsatz von Bomben, Drohnen und chemische Waffen gegen die Guerilla, die Bevölkerung und die Natur beschränkt.

Nein, der Feind hat es vielmehr auf unsere Erinnerung und unser Mitgefühl als menschliche Lebewesen abgesehen. Was zerstört werden soll, ist unsere Fähigkeit, eigenständig Geschichte zu schreiben und Solidarität zu leben. Mit verschiedensten Methoden soll der natürliche Zusammenhalt zwischen Menschen, Gemeinschaften und Bewegungen getrennt werden: Die Teilung Kurdistans auf vier Staaten, die ökonomische Ausbeutung und kriegerische Unterjochung der kurdischen Gesellschaft, die totale Isolation des Repräsentanten des kurdischen Volkes, Rêber APO. Als kurdische Jugend in Europa müssen wir gegen die subtilsten und ausgefeiltesten Methoden des Systems kämpfen: Konsumismus, Karrierismus und Individualismus, die hier wie nirgendwo sonst ausgeprägt sind. Die Pandemie ist die Fortführung dieser Politik gegen die freien und widerständigen Gesellschaften weltweit. Unsere Aufgaben sind groß, mögen sogar unmöglich erscheinen. An diesem Punkt setzen wir jedoch unser ABER... Aber wir sind hier und wir sind jetzt, so wie ihr, liebe Genoss:innen, hier und jetzt, wo ihr seid. Keine Besatzung, kein Kolonialismus und keine Isolation konnten verhindern oder werden verhindern können, dass wir weiterhin leben und kämpfen - gemeinsam und unverzagt“, so die YXK.

Der 24. Kongress der YXK findet unter dem Motto ,Schluss mit Isolation, Besatzung und Kolonialismus: Werin Cenga Azadiyê!' am Samstag, dem 4. September 2021, in Darmstadt statt.