Kurd: Das neue Ziel in Syrien sind die Türkei und der Iran

Bedran Çiya Kurd, Mitglied im Exekutivrat der Bewegung für eine Demokratische Gesellschaft (TEV-DEM), spricht von einer neuen Phase im syrischen Bürgerkrieg, in der die Türkei und der Iran ins Visier der internationalen Koalition geraten sind.

Der syrische Bürgerkrieg ist mit dem Transfer salafistischer Gruppen aus Ghouta, Duma und Qalamun nach Efrîn in eine neue Phase eingetreten. Bedran Çiya Kurd, Mitglied des Exekutivrats von TEV-DEM, bewertete gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamaya (MA) die aktuellen Entwicklungen in der Region Syrien. Kurd berichtet von Verständigungen zwischen den USA und Russland und dem Entstehen neuer Machtverhältnisse in der Region.

Bedran Çiya Kurd sieht eine neue Phase im syrischen Bürgerkrieg insbesondere in Bezug auf die Positionierung der USA gegenüber dem Iran und der Türkei: „Die AKP, die von den USA 2002 in die Führungsrolle eines gegen den radikalen Salafismus gerichteten Projekts des ‚gemäßigten Islam‘ gebracht worden war, wird als eine Quelle für den IS, al-Nusra und al-Qaida immer mehr zur Bedrohung für die USA.“

Die Allianz Russland, Iran, Türkei und ihre Auswirkungen

Kurd beschreibt die Verlegung der salafistischen Gruppen aus Ghouta, Duma und Qalamun nach Efrîn als das Ergebnis eines Deals, in dessen Folge die Beziehungen zwischen Russland, dem Iran und der Türkei gestärkt worden seien. Beide Entwicklungen seien ein Ergebnis von Astana und hätten die von der Allianz ausgelöste Polarisierung noch vertieft. Die Allianz Russland, Iran und Türkei sei in Konkurrenz mit den USA und den europäischen Kräften getreten.

Die USA können die Dreierallianz zerstören

Die USA und die Koalitionskräfte sehen ihre Interessen durch diese Situation gefährdet, erklärt Kurd. Er fährt fort: „Sie gingen dagegen vor. Die USA haben das Verhalten der Türkei als ein Ausscheren aus der NATO-Achse bewertet. Die Annäherung der Türkei, des Irans und Russlands hat sie nervös gemacht. Sie beschlossen, diese Situation zu ändern. Sie wollen verhindern, dass die zukünftigen militärischen und politischen Entwicklungen in Syrien unter der Kontrolle Russlands und der Türkei ablaufen. Diese Dreierallianz soll jetzt zerstört werden.“

Der Einfluss des Iran und der Türkei kann abnehmen

Kurd erklärte, dass die Gründe für die Angriffe der USA, Großbritanniens und Frankreichs auf Syrien politisch motiviert und direkt gegen den Iran und die Türkei gerichtet gewesen seien. Die Angriffe wären allerdings militärisch wirkungslos gewesen und hätten nicht einmal Schäden hervorgerufen. Kurd weiter: „Mit dieser Operation wollten sie die Beziehungen zwischen Russland, dem Iran und der Türkei verändern. Russland hat sich etwas zurückgehalten. Sie haben das gemacht, um ihre Interessen zu sichern. In diesem Sinne gab es eine Einigung in manchen Punkten mit den USA. Mit dem Angriff auf Damaskus und den darauffolgenden Entwicklungen wurden der Iran und die Türkei direkt ins Visier genommen. Sie wollen die Stärkung des Iran in der Region Damaskus verhindern. Das andere Ziel war die Türkei. Die Türkei hat in Nordsyrien viele Orte unter ihre Kontrolle gebracht. Von Efrîn bis Idlib und von dort bis nach Hama sind sie einmarschiert. Dies steht den Interessen einiger dieser Kräfte entgegen. So wie der Iran für Israel und die anderen Länder eine Bedrohung darstellt, ist die Türkei ebenso eine Bedrohung für diese Kräfte.“

Aufgrund dieser Situation werde sich die Türkeipolitik vieler Kräfte in nächster Zeit verändern. Das gemeinsame Vorgehen der Türkei mit dem IS, al-Nusra und ähnlichen Strukturen habe ebenfalls Irritationen ausgelöst: „Die AKP, die von den USA 2002 in die Führungsrolle des gegen den radikalen Salafismus gerichteten Projekts des ‚gemäßigten Islam‘ gebracht worden war, wird mit ihrer Rolle als Quelle des IS, al-Nusra und al-Qaida immer mehr zur Bedrohung für die USA. Die AKP versucht mit diesen Gruppen, ihre osmanischen Ideen in die Praxis umzusetzen. Das haben die USA erkannt und deshalb stellt die Türkei nun für sie eine Bedrohung dar.“

Neue Machtverhältnisse

Nachdem Trump zum Präsidenten gewählt worden war, galt sein erster Besuch im Mittleren Osten Saudi-Arabien. Kurd bewertet dies als Indiz dafür, dass die USA Saudi-Arabien eine neue Rolle zuweisen wollen. Diese neue Situation werde sich in der Region widerspiegeln. Bereits jetzt hätten sich neue Achsen und Balancen herausgebildet.

Die Situation in Efrîn

Kurd hob hervor, dass die Widerstand bis zur Befreiung von Efrîn weitergehen wird und dass es jeden Moment neue Entwicklungen geben könne. Die sich verändernden Machtverhältnisse werden dazu beitragen, dass die Befreiung von Efrîn näher rückt, so der kurdische Politiker.   

MA | Nazım Daştan