Femizide nehmen aufgrund von Straflosigkeit zu

Filiz Kaygu aus dem Vorstand des Frauenvereins Rosa kritisiert die Politik der Straflosigkeit für Hassverbrechen an Frauen in der Türkei und Nordkurdistan und sagt, dies sei die Ursache des Anstiegs der Femizide.

Zunahme von Gewalt und Morden an Frauen

Frauenorganisationen sprechen von einem massiven Anstieg von Femiziden unter dem AKP-Regime. Allein im Jahr 2023 wurden 315 Femizide registriert, hinzu kommen über 200 verdächtige Todesfälle. Zwischen dem 27. und dem 28. Februar wurden binnen 24 Stunden acht Frauen von Mitgliedern ihrer Familien ermordet. Statistisch wird jeden Tag in der Türkei und Nordkurdistan mindestens eine Frau zum Ziel eines solchen patriarchalen Hassverbrechens. Der Frauenverein Rosa verfolgt diese Entwicklungen genau. Filiz Kaygu aus dem Vorstand des Vereins erklärte: „Gewalt und Morde an Frauen nehmen zu, weil das reaktionäre Bündnis der AKP und ihrer Juniorpartner eine frauenfeindliche Politik betreibt. Als Frauen haben wir diese Haltung nie akzeptiert.“


Das reaktionäre System will die Frau als Dienerin des Mannes“

Kaygu betonte, die AKP wolle verhindern, dass die Frau am gesellschaftlichen Leben teilnimmt und ökonomisch unabhängig wird: „Diese reaktionäre Denkweise akzeptiert nicht, dass Frauen in wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bereichen mitwirken. Sie will, dass Frauen den Männern dienen. Auf diese Weise werden die Frauen vollständig missachtet und ausgeschlossen. Wir akzeptieren dieses reaktionäre System nicht. Wir kämpfen so gut wir können dagegen. Wir Frauen zeigen mit unserem Kampf, dass es uns gibt. Frauen wollen nicht mehr den Männern dienen, sondern frei sein. Frauen versuchen nun, das Patriarchat zu durchbrechen.“

Insbesondere die Politik der Straflosigkeit von misogynen Hassverbrechen fördere die Eskalation der Gewalt: „Die Justiz verhängt niemals abschreckende Strafen gegen Verbrechen wie Belästigung, Vergewaltigung und Mord an Frauen. Sie lässt die Täter frei, indem ihnen eine ‚gute Sozialprognose‘ oder ‚gute Führung‘ bescheinigt wird. Wie sie wissen, wurden während der Pandemie Vergewaltiger, sexuelle Angreifer und viele der Männer, die Morde an Frauen verübt haben, freigelassen. Diese Situation zeigt uns, dass der Staat sich in dieser Politik nicht beirren lässt und die Straflosigkeit unterstützt. Vor kurzem hat ein Unteroffizier namens Z.Ç. versucht, eine Frau in Şırnak sexuell zu attackieren. Die Anwohner:innen reagierten selbst, da der Staat nichts tat und die Menschen verteidigten sich selbst. Also wurde der Täter festgenommen und vom Dienst suspendiert, aber das sollte nicht ausreichen. Der Täter sollte hart bestraft werden, damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen. Die Tatsache, dass diese Vorfälle besonders in Kurdistan so häufig vorkommen, ist Teil der Spezialkriegspolitik. Wir Frauen sind nicht mehr bereit, so zu leben.“

Der Lebensraum der Frauen wird bewusst eingeschränkt“

Filiz Kaygu wies darauf hin, dass die Bereiche, in denen sich Frauen frei bewegen können, absichtlich eingeschränkt werden: „Frauen, die Gewalt ausgesetzt sind, finden keinen Zufluchtsort, weil es keine für sie vorgesehenen Bereiche gibt. Staatliche Einrichtungen, Gemeinden und Nichtregierungsorganisationen sollten Räume für Frauen schaffen. Wenn diese Räume größer werden, werden sich die Frauen sicher fühlen. Unsere Freundinnen, die Opfer von Gewalt geworden sind, sollten psychologische Unterstützung erhalten. Eine bewusste Frau bedeutet eine bewusste Gesellschaft.“