Gemeinschaft der kurdischen Studierenden gegründet
Mit über 500 Teilnehmenden fand in Frankfurt der Gründungskongress eines bedeutenden Dachverbands statt: Ins Leben gerufen wurde die Gemeinschaft der kurdischen Studierenden.
Mit über 500 Teilnehmenden fand in Frankfurt der Gründungskongress eines bedeutenden Dachverbands statt: Ins Leben gerufen wurde die Gemeinschaft der kurdischen Studierenden.
Unter der Losung „Geschichte verstehen, Grenzen überwinden, Kurdistan vereinen“ fand im Saalbau in Frankfurt am Main am Samstag ein bedeutender Kongress zur Gründung eines Dachverbands von Student:innen statt: Die Gemeinschaft der kurdischen Studierenden. Organisiert wurde die Veranstaltung von der kurdischen Jugend. Über 500 kurdische Student:innen aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen teil.
Der Kongress begann um 11 Uhr mit einer feierlichen Eröffnungsrede, gefolgt von einer Schweigeminute für die Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes und dem Abspielen der kurdischen Nationalhymne „Ey Reqîb“. Im Anschluss wurde ein bewegender Kurzfilm gezeigt, der die kurdische Geschichte und wichtige Stationen des Widerstands dokumentierte – darunter der Dersim-Widerstand unter Führung von Seyîd Riza, die Freiheitsbewegung, der Kampf gegen den sogenannten IS in Rojava – sowie zahlreiche Bilder von Genoziden und Massakern an Kurd:innen.
Ein besonderes Highlight war der Auftritt der kurdischen Tanzgruppe Govenda Rojava, bestehend aus jungen Kurd:innen in traditionellen Kleidern. Sie präsentierten Tänze aus verschiedenen Regionen Kurdistans und begeisterten das Publikum mit ihrer kulturellen Darbietung.
Serpil Unvar: Jin, Jiyan, Azadî
Die Redebeiträge setzten starke politische und gesellschaftliche Akzente. Serpil Unvar, Gründerin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, eröffnete ihre Rede auf Kurdisch. Sie betonte die Rolle der Jugend im politischen Kampf, die Verantwortung für die Zukunft sowie die Bedeutung der kurdischen Sprache und des politischen Denkens. Abschließend rief sie den Slogan der kurdischen Frauenbewegung „Jin, Jiyan, Azadî“ – „Frau, Leben, Freiheit“, woraufhin das gesamte Publikum aufstand und ihn lautstark mitrief.
Dr. Carsten Krinn, Lehrbeauftragter an der Fakultät für Soziale Arbeit der Hochschule Esslingen, der mit Universitäten in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien kooperiert, sprach ebenfalls auf Kurdisch und berichtete über die schwierige Situation kurdischer Studierender in Rojava, die oft unter schwierigen Bedingungen und auf Arabisch studieren müssen. Er bot seine Unterstützung für Interessierte an, die sich für ein Studium in der Region engagieren möchten.
Nach einer kurzen Pause begann ein Panel mit Vertreter:innen aus allen vier Teilen Kurdistans:
▪ Aus Rojhilat (Ostkurdistan) wurde Mina Kamangar online zugeschaltet, die die Lage der Studierenden in Iran schilderte.
▪ Aus Rojava (Westkurdistan) berichtete Elîsar Şêxo von der Universität Rojava in Qamişlo.
▪ Aus Başûr (Südkurdistan) war Rez Latif Fatih Fatah von der American University of Iraq in Silêmanî vor Ort auf dem Podium.
▪ Aus Bakur (Nordkurdistan) sprach Jiyan Bahadır von der Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) in der türkischen Hauptstadt Ankara über Herausforderungen und den antikurdischen Rassismus in der Türkei.
Die Beiträge wurden auf Kurmancî, Soranî, Deutsch und Türkisch gehalten, was die Vielfalt und Mehrsprachigkeit des Kongresses unterstrich.
Botschaft von Ilham Ehmed
Ein weiterer Höhepunkt war die Videobotschaft von Ilham Ehmed, der Außenbeauftragten der Demokratischen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (DAANES). Sie rief die Studierenden zur Bewahrung ihrer kurdischen Identität auf und betonte: „Wir akzeptieren keinen Angriff auf unsere Identität – wir werden mit allen Mitteln dagegen kämpfen.“
Im Anschluss wurden die Wahlergebnisse des neuen Dachverbands bekannt gegeben. In den Vorstand wurden sechs Studierende aus Aachen, Frankfurt, Bielefeld und Mainz gewählt. Abschließend äußerte sich die Moderation zur Vision und Struktur des neu gegründeten Dachverbands. In der Rede wurde betont, dass sich der Verband aus allen Teilen Kurdistans zusammensetzt. Die Selbstverständlichkeit des Verbands sei demokratisch, vielfältig und auf gesellschaftliche Teilhabe ausgerichtet. Strukturell werde der Verband aus einer Mitgliederversammlung, einem paritätisch besetzten Vorstand und verschiedenen Kommissionen bestehen – darunter Frauen-, Finanz- und Forschungskommissionen.
Ziel sei es, die Einheit Kurdistans zu stärken, die Vernetzung zu fördern sowie kurdische Kultur und Identität sichtbar zu machen. Alle kurdischen Hochschulgruppen seien eingeladen, Mitglied des Verbands zu werden. Die Vision: ein starkes Netzwerk für Austausch, Unterstützung und Sichtbarkeit an Hochschulen und in der Gesellschaft.