„Verwaltung von Idlib muss der Bevölkerung übertragen werden“

Die Stadt Idlib ist vom türkischen Staat und seinen Dschihadisten besetzt und stellt weiterhin einen Spielball der Probleme Syriens dar. Die Nachrichtenagentur Mezopotamya sprach mit Ehmed Sultan von der Zukunftspartei Syriens.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya hat sich Ehmed Sultan vom Vorstand der Zukunftspartei Syriens zur Situation in Idlib geäußert. Ehmed betonte die Notwendigkeit des Aufbaus eines Systems, das sich auf den Willen der Völker stützt. Seine Partei könne in diesem Sinne eine Rolle spielen, so der aus Idlib stammende Politiker.

Russland und das Baath-Regime haben sich an die Grenzen von Idlib gebombt und eine Offensive auf die vom Al-Qaida-Ableger Hayat-Tahrir-al-Sham (HTS) beherrschte Stadt vorbereitet. Nach dem Gipfel zwischen Russland und der Türkei in Sotschi und dem Istanbuler Gipfel, an dem auch Frankreich und Deutschland teilnahmen, geriet Idlib aus den Schlagzeilen. Nach den Angriffen der türkischen Armee auf Nord- und Ostsyrien fielen Idlib und Minbic – Orte, von denen Erdoğan zuvor pausenlos gesprochen hatte - komplett von der Tagesordnung. Für die Nachrichtenagentur Mezopotamya hat Nazım Daştan mit Ehmed Sultan gesprochen, einem aus Idlib stammenden Parteiratsmitglied der Zukunftspartei Syriens.

„Wir gehen den Weg zum Aufbau eines demokratischen Syriens weiter“

Ehmed Sultan erzählte, dass Raqqa als Gründungsort der Zukunftspartei Syriens eine wichtige Bedeutung habe. Die Partei sei im Gedenken an die Opfer der für ihr Land kämpfenden syrischen Jugendlichen aufgebaut worden und ziele darauf ab, ganz Syrien zu vertreten. Der Weg des Aufbaus eines demokratischen Syriens habe begonnen, so Sultan.

„Idlib ist ein Teil Syriens“

Sultan wies darauf hin, dass der Bürgerkrieg in Syrien immer noch weitergeht und die Schlüsselregion dieses Krieges Idlib ist. Die Aufmerksamkeit sowohl internationaler als auch regionaler Mächte und der Bevölkerung Syriens sei auf Idlib gerichtet: „Diese Region ist ein Teil Syriens. In Idlib leben Menschen, die von Damaskus bis Homs von überall herkommen. Die meisten sind Menschen, die vor den Kämpfen geflohen sind. Unser einziger Wunsch ist, dass der Krieg zu Ende geht und die Menschen gerettet werden, sowohl in Idlib als auch in den Städten Nord- und Ostsyriens. Wir wollen ein demokratisches System aufbauen und es in Frieden weiterentwickeln. Idlib darf kein Ort sein, an dem der Krieg intensiviert wird.“

„Wir können eine Rolle bei der Lösung der Krise spielen“

Die Zukunftspartei Syriens hat Lösungsvorschläge für die Situation in Idlib, die auf der Geschwisterlichkeit der Völker basieren, erklärte Sultan: „In Idlib muss ein System aufgebaut werden, das sich auf die Völker stützt. Die Führung muss der Bevölkerung übertragen werden. Dazu können wir beitragen.“

„HTS und die Türkei müssen verschwinden“

Die unter dem Namen HTS bekannte Al-Nusra-Front und andere salafistische Gruppen müssten aus der Stadt verschwinden, forderte Ehmed Sultan: „Entgegen ihrer salafistischen und monistischen Vorstellungen wollen wir Idlib als einen demokratischen Ort sehen, an dem alle Gesellschaftsteile gleichberechtigt vertreten sind. Die Beispiele dafür sind aktuell. Die Wünsche der regionalen Bevölkerung und der Bevölkerung Syriens gehen ebenfalls in diese Richtung. Die Türkei stellt dort eine Besatzungsmacht dar. Sie muss ebenfalls von dort verschwinden.“

Sultan nahm auch zu den Gesprächen zwischen Russland und der Türkei Stellung und erinnerte an den Beschluss, eine zwanzig Kilometer breite demilitarisierte Zone in Idlib einzurichten: „Normalerweise hätten das Regime und die salafistischen Gruppen das Gebiet, das sie kontrollieren, untereinander aufteilen müssen. Also zehn Kilometer der syrischen Armee und zehn Kilometer wären bei HTS und den anderen Gruppen geblieben. Aber diese Regelung wurde nur auf das Gebiet unter der Kontrolle der Dschihadisten angewandt. Als die HTS und die anderen Gruppen das bemerkten, erklärten sie, dem Abkommen keine Folge zu leisten. Ich komme aus Idlib und verfolge die Situation aus der Nähe.“

Sultan wies darauf hin, dass es zwischen der Türkei und Russland ein Einverständnis über ihr gemeinsames Interesse am Andauern der Krise gebe. Daher werde die aktuelle Situation weiter andauern.