Gemeinsamer Widerstand in Deir ez-Zor

Die Operation der QSD gegen den IS in Nordostsyrien wird von den ansässigen arabischen Stämmen unterstützt. „Wir sitzen alle im selben Boot. Unsere Städte haben wir gemeinsam befreit, wir werden sie auch gemeinsam leiten“, sagen Stammesvertreter.

Die Operation der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) gegen die Dschihadisten des IS in Deir ez-Zor wird vor allem von den regionalen arabischen Stämmen unterstützt. Sie haben lange unter der IS-Herrschaft gelebt und viele Angehörige verloren. Einige wurden zum Kriegsdienst gezwungen. Jetzt nehmen sie als Militärrat von Deir ez-Zor unter dem Dach der QSD an der Operation teil, mit der die Region vom IS befreit wird.

Gegenüber ANF haben Vertreter der lokalen Stämme erklärt, dass sich die verschiedenen Völker der Region innerhalb der QSD zusammengeschlossen haben, um ihren Grund und Boden vom IS zu säubern. Dieser Zusammenschluss ist nicht taktischer Natur, sondern strategisch, betonen sie.

Der Sohn von Necim Necris vom Stamm der Shihetat ist vom IS ermordet worden. Ein Großteil des heimatlichen Gebietes ist inzwischen von den QSD unter großen Opfern von den IS-Dschihadisten befreit worden, sagt er. Wenn der IS gänzlich geschlagen ist, soll mit dem Neuaufbau der Region begonnen werden. „Wir haben uns zusammengeschlossen. Araber, Kurden, Suryoye und Tscherkessen haben sich die Hand gereicht, um unser Land neu aufzubauen und unsere Städte instand zu setzen“, sagt Necris und fügt hinzu, dass dank der von den QSD hergestellten Sicherheit ein freies Leben wieder möglich sei.

Dienstleistungen für die Bevölkerung

Viele verschiedene Kräfte haben versucht, den Stamm zu beherrschen, aber das hätten sie nicht akzeptiert, fährt Necris fort. „Es kamen verschiedene Kräfte in die Stadt, aber wir haben sie nie akzeptiert. Jetzt gibt es die QSD. Wir leben im Moment in einer demokratischen Atmosphäre und versuchen, unsere Stadt neu aufzubauen. Wir wollen die Landwirtschaft ausbauen und die Bevölkerung versorgen. Das versuchen wir alle gemeinsam. Wenn die Region vollständig befreit ist, werden wir noch viel bessere Sachen machen.“

„Wir regieren uns selbst“

An die Zeiten, als noch das syrische Regime und später der IS die Region beherrschten, erinnert sich Necris gut. „Wir haben damals keine Luft zum Atmen gehabt. Jetzt regieren wir uns auf demokratische Weise selbst. Es gibt Rechte und Freiheiten. Früher konnten wir den Mund nicht aufmachen, aber jetzt können wir unsere Forderungen im gesamten Osten und Norden Syriens stellen. Wir versuchen Schritt für Schritt, unser eigenes System, eine Verwaltung und eine Rechtsordnung aufzubauen. Mein Sohn ist hier gefallen. Wir sind bereit, für jeden Meter unseres Landes weitere Gefallene zu geben.“

„Es geht nur Hand in Hand“

Hisseel Eid al-Bahrouz ist Oberhaupt des Stammes der Dileem, der in der Umgebung der Ortschaft Abu Kemal an der irakisch-syrischen Grenze lebt. Seiner Meinung nach sitzen alle Völker der Region im selben Boot und habe keine andere Wahl, als sich gegenseitig die Hand zu reichen. „Die Gegenwart mit der Vergangenheit zu vergleichen, kommt einem Vergleich zwischen dem Erdboden und dem Himmel gleich. Wir wollen so schnell wie möglich die gesamte Hajin-Region befreien und sie zusammen wieder aufbauen. Das hier ist kein Ort, den die Türkei oder der Iran gegründet haben oder gründen werden. Wir, als die Völker dieser Gegend, werden es selbst schaffen. Wir sitzen alle im selben Boot. Wenn wir nicht Hand in Hand zusammenarbeiten, wird das Boot sinken und wir alle werden sterben“, sagt er.

„Jeder muss seine eigene Stadt leiten“

Syrien soll nicht zersplittert werden, fügt al-Bahrouz fort. Genauso undenkbar sei es jedoch, dass Syrien von außen gelenkt oder auf zentralistische Weise regiert wird. Über das Schicksal jeder Stadt müssten die Einwohner selbst entscheiden. „Als kurdisches oder arabisches Volk, als Suryoye und alle anderen Völker Syriens müssen wir Schulter an Schulter zusammenstehen. Wir wollen auf keinen Fall, dass Syrien auseinanderbricht. Aber die Menschen jeder Stadt müssen sich selbst regieren. Eine auswärtige Regierung oder eine von irgendwem eingesetzte Leitung akzeptieren wir nicht. Das ist es, was wir als demokratische Kräfte Syriens wollen.“

Gemeinsamer Neuaufbau

Ein weiterer Vertreter des Stammes der Shihetat ist Abdulbasit Ali. Er erinnert daran, dass der IS viele Menschen seines Stammes getötet hat: „Wir sind als Stamm im Militärrat von Deir ez-Zor vertreten. Aufgrund der Dschihadisten haben wir unsere Heimat verlassen müssen. Jetzt befreien die QSD unser Land und wir sind zurückgekommen. Die Dschihadisten haben uns grausam unterdrückt. Später haben wir angefangen, im Zivilrat von Deir ez-Zor mitzuarbeiten. Innerhalb unseres Stammes sind Kommunen gegründet worden. Wir sind jetzt wieder auf unserem eigenen Land und arbeiten am Neuaufbau. Das ist eine gewaltige Aufgabe. Wir haben die Region gemeinsam befreit und werden sie jetzt gemeinsam wieder aufbauen.“