„Frankfurter Appell“ für den Stopp der Angriffe auf Rojava

Der Frankfurter Appell für den Stopp der Aggression gegen Rojava ist ein Aufruf von bekannten Persönlichkeiten, in Ankara und bei UN und NATO zu intervenieren, um den türkischen Angriffskrieg zu beenden und Zugang für humanitäre Hilfe zu gewähren.

Mit dem „Frankfurter Appell“ fordern der Verein Städtefreundschaft Frankfurt-Kobanê e.V. sowie zahlreiche Unterzeichner:innen die Bundesregierung auf, bei der Türkei, den Vereinten Nationen und der NATO zu intervenieren, um den Angriffskrieg gegen die Autonomiegebiete von Nord- und Ostsyrien (AANES) zu beenden. Den neunten Tag in Folge greift der türkische Staat die auch als Rojava bekannte Selbstverwaltungsregion im Nachbarland Syrien an - unter offenem Bruch des Völkerrechts. Die Kurdistan-Region im Irak ist ebenfalls von dieser Aggression betroffen, doch der sogenannte Westen hüllt sich in Schweigen. Der Frankfurter Aufruf dazu lautet:

„Unter fadenscheiniger Begründung und mit Lügen bombardiert die türkische Regierung seit dem 19. November die Autonomieregion Nordostsyrien. Gegen die Gebiete um die Städte Dêrik, Qamişlo, Hesekê, Deir ez-Zor, Minbic und Kobanê werden Kampfflugzeuge, Drohnen und Artillerie eingesetzt. Über 300 Artilleriegeschosse sind in der Umgebung der Stadt Afrin eingeschlagen, die die Türkei bereits seit 2018 widerrechtlich besetzt hält. Ohne die Duldung von Russland, den USA und Deutschland könnte die Türkei ihre Angriffe nicht durchführen. Gezielt wird die kritische Infrastruktur zerstört- Luftangriffe und Artilleriefeuer auf Schulen, Kliniken, Getreidesilos, Tankstellen und Ölfelder. Dies ist ein Krieg gegen die Menschlichkeit.

„Die Menschen können die permanente Bedrohungssituation psychisch nicht mehr ertragen. Sie können nicht länger in ständiger Angst leben. Ein normales Leben ist seit langem nicht mehr möglich. Ein Aushalten ist nicht mehr möglich. Sie sagen, das soll der letzte Krieg sein“ berichtet Emine G., die sich zurzeit in Nordostsyrien aufhält. Über 40 Menschen sind seit Beginn der Angriffe in der Autonomieregion Nordostsyrien bereits ums Leben gekommen, darunter mindestens elf Zivilist:innen. Mehrere Menschen wurden verletzt. In Kobanê wurde das gerade neu errichtete Covid-Krankenhaus, das mühsam auch mit Spenden aus Deutschland aufgebaut wurde, sowie ein ländliches Gesundheitszentrum vollständig zerstört.

Wir, die den Aufbau des Gesundheitssystems, Projekte der Frauenbewegung und der Zivilgesellschaft in Nordostsyrien politisch, finanziell und personell unterstützen, verurteilen den völkerrechtswidrigen Angriff der türkischen Regierung auf Nordostsyrien und die autonome Region Kurdistan-Irak. Wir verurteilen das Schweigen der NATO und der Bundesregierung. Bundesinnenministerin Nancy Faeser mahnte Verhältnismäßigkeit bei den Militärschlägen gegen die Kurden an, was nichts anderes bedeutet als ihre prinzipielle Zustimmung zu einem Angriffskrieg und Völkerrechtsbruch.

Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, sofort bei der Türkei, der UN und NATO zu intervenieren, um den Angriffskrieg zu beenden und Zugang für humanitäre Hilfe in Nordostsyrien zu gewähren. So wie die Bundesregierung den Völkerrechtsbruch Russlands in der Ukraine verurteilt, muss sie den Angriffskrieg der Türkei gegen das kurdische Volk in Syrien und Nordirak verurteilen.“

Erstunterzeichner:innen:

Elisabeth Abendroth und Herbert Kramm-Abendroth; Sarya Atac, stv. Vorsitzende KAV Frankfurt; Dr. Ali Basrawi, Chirurg, Orthopäde; Dr. Simon Becker, Arzt für Notfallmedizin;  Heinz Bierbaum, Präsident der Partei der Europäischen Linken; Dr. Christa Blum, Ärztin, Mitglied IPPNW;  Christine Börner, Welle gGmbH; Kurt Bovensiepen, Dritte Welt Haus e.V. Frankfurt; Murat Çakir, Regionalbüroleiter der RLS in Hessen; Reinhold Dallendörfer, Rektor i.R.; Dersim Dağdeviren, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin; Elke Dangeleit, Journalistin, BVV Friedrichshain-Kreuzberg Die Linke; Prof. Diwi Dreysse, Architekt; Prof. Dr. Kenan Engin, Hochschule für Humanwissenschaften Berlin; Michael Erhardt, Erster Bevollmächtigter IG-Metall Frankfurt; Ibrahim Esen, Seniorenausschuss IG-Metall Frankfurt; Doris von der Felsen, Dipl. Verwaltungswirtin; Hülya Finngan, Journalistin; Brigitte Fischer, Lehrerin; Berthold Fresenius, Rechtsanwalt; Abdenassar Gannoukh, Stadtverordneter SPD Frankfurt ; Emine Goezen, Pädagogin; Şermin Güven M.A., Social and Cultural Anthropology Freie Universität Berlin; Sinan Hatay, DKG-Gießen; Ursula Häusler, Landessprecherin Berlin Feministische Partei-Die Frauen; Azad Houssin, Kurde Solidarité Frankreich; Dr. Swaantje Illig, Assistenzärztin Pädiatrie, Mitglied Flamingo e.V.; Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V.; Internationale Nothilfe (IEH) e.V.; Dastan Jasim, Doctoral Fellow German Institute for Global and Area Studies; Dr. Reinhard Jung-Hecker, Orthopäde, Public Health; Christian Katz, Lehrer; Kurdisches Gesellschaftszentrum Frankfurt (NCK); Kurt Kleffel, ICOR-Baubrigade Gesundheitszentrum Kobanê; Sigmar Kleinert, Ex- Betriebsratsvorsitzender DZ Bank; Dr. Birgit Koch-Dallendörfer, Internistin, Gastroenterologin; Liste demokratischer Ärztinnen und Ärzte in Hessen; Thomas Lutz, Welle gGmbH; Dr. Willi Mast, Allgemeinmediziner;  Medizin für Rojava; Margot Müller, Bundessprecherin Feministische Partei-Die Frauen; Michael Müller-Puhlmann, SPD, Vorstand Entwicklungspolitisches Netzwerk Hessen e.V.; Akram Naasan, Arzt für Notfallmedizin, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst; Dr. Sarbst Nabi, Prof. für politische Philosophie Universität Koye; Willi van Ooyen, Frieden- und Zukunftswerkstatt e. V.; Kakshar Oremar, Journalist; Klaus Pickshaus, Publizist; Radio-Radeberg; Dr. Jochen Reidegeld, Theologe, Friedensforscher; Lothar Reininger, LAGG e.V. Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim; Dr. Constantin Röck, Allgemeinmediziner; Johannes Rotter, Schauspieler; Dr. Kerem Schamberger, Kommunikationswissenschaftler; Prof. Dr. Susanne Schröter, Ethnologin, Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam; Solidarität International (SI) e.V.; Städtefreundschaft Frankfurt-Kobanê e.V.; Städtepartnerschaftsverein Friedrichshain-Kreuzberg - Derik e.V.; Dr. Elisa Stein, Internistin, Notfallmedizin, WJAS - Stiftung der Freien Frau in Syrien Komitee Europa; Eray Stêrk, Arzt; Klaus Steup, Lehrer; Mehmet Tanriverdi, Kurdische Gemeinde Deutschland e.V.;  Hannelore Thomas, Gesellschaft Fortschritt und Frieden; Prof. Dr. Gerhard Trabert, Allgemein- und Notfallmediziner, Professor für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie an der RheinMain Hochschule Wiesbaden, Autor; Verein demokratischer Ärzt*innen e.V.;  Georgios Tsakmakidis, Welle gGmbH; Dr. Michael Wilk, Notarzt, Psychotherapeut, Autor; Dr. Bernhard Winter, Internist; Gastroenterologe; Dr. Abdulkarim Omar, Repräsentant der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien in Europa.

Weitere Unterzeichnungswünsche bitte per Mail an [email protected]