Aufgrund der am 9. Oktober 2019 gestarteten türkischen Invasion in Nord- und Ostsyrien wurden über 350.000 Menschen vertrieben. Die Zivilbevölkerung aus den Regionen Serêkaniyê (Ras al-Ain), Girê Spî (Tall Abyad) und Til Temir wurde zunächst in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden in den benachbarten Ortschaften untergebracht. Die Autonomieverwaltung hat dann zwei Auffanglager in Raqqa und Hesekê für die Vertriebenen eingerichtet.
Die Anzahl der Menschen in dem zwölf Kilometer von Hesekê entfernt liegenden Camp Waşokanî steigt immer weiter an. Stêra Reşik von der Camp-Leitung hat sich gegenüber ANF zu der aktuellen Situation geäußert. Sie macht darauf aufmerksam, dass immer mehr Menschen in dem Lager ankommen und alles getan werden muss, um ihre Versorgung mit dem grundlegenden Bedarf zu gewährleisten.
Hohe Nachfrage
Zur Anzahl der Vertriebenen in Waşokanî teilt Stêra Reşik mit: „In dem Camp leben 1576 Familien, insgesamt 9706 Personen, in 1518 Zelten. 39 Institutionen wie Heyva Sor a Kurd (Kurdischer Roter Halbmond), Kongreya Star (Frauendachverband), das Gesundheitskomitee der Autonomieverwaltung, ein Camp-Rat, Asayiş und HPC (Sicherheitskräfte) sind hier aktiv. Es kommen täglich weitere Menschen. Mit steigender Anzahl wachsen auch die Probleme. Dafür muss eine Lösung gefunden werden. Wir kümmern uns um die Menschen aus Serêkaniyê und stellen weitere Zelte auf. Auf Wunsch leiten wir die Menschen an das Newroz-Camp in Dêrik weiter. Es gibt sehr viele Anfragen, um hier aufgenommen zu werden.“
Probleme mit der Wasserversorgung
Ein großes Problem im Camp war die Versorgung mit sauberem Wasser. Das Wasserwerk in Elok liegt in der türkischen Besatzungszone und die Zufuhr in die Region Hesekê wurde von den Invasionstruppen gestoppt. „Im Camp gab es große Probleme deswegen. Im Moment ist die Wasserversorgung gewährleistet, aber es gibt weitere Probleme, die wir zu lösen versuchen“, erläutert Stêra Reşik.
Syrisches Regime verhindert Hilfslieferungen
Die Autonomieverwaltung ist bemüht, dem Bedarf der Camp-Bevölkerung gerecht zu werden. „Es gibt einige Einrichtungen, die Hilfe leisten, aber diese Unterstützung macht höchstens 15 Prozent des Bedarfs aus. Alles andere wird von der Autonomieverwaltung gestellt“, teilt Stêra Reşik mit und fordert Unterstützung:
„Als Leitung des Waşokanî-Camps rufen wir alle internationalen Hilfsorganisationen zur Unterstützung auf. Im Sommer besteht Bedarf nach Kühlsystemen. Da das Baath-Regime Waşokanî nicht als offizielles Lager betrachtet, lässt es keine Hilfslieferungen zu. Die Menschen hier möchten in ihre Heimatorte zurückkehren. Solange die Besatzungstruppen nicht abziehen, wird das nicht möglich sein. Die Besatzer plündern Wohnhäuser und Geschäfte, sie beschlagnahmen alles. Zivilisten werden entführt und gefoltert, von den Angehörigen wird Lösegeld gefordert. Die Menschen haben Angst vor der Grausamkeit der Besatzer.“