„Kalifat“ endet in al-Bagouz

Das Ende der Territorialherrschaft des IS steht mit der vollständigen Befreiung von al-Bagouz kurz bevor. Doch der Kampf gegen den IS ist damit noch lange nicht vorbei.

Die letzte Operation der Offensive „Gewittersturm Cizîrê“ begann am 9. Februar mit dem Vorrücken der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) auf den letzten Rest des „Kalifatstaats“. Mit dem kurz bevorstehenden Fall von al-Bagouz wird die Territorialherrschaft des IS in Syrien gebrochen sein.

Der IS ist im Moment im oberen Teil des Dorfes Bagouz eingeschlossen. Das obere Bagouz liegt im Osten des Gouvernements Deir ez-Zor im Kreis al-Soussa. Nach einer Zählung von 2004 lebten dort 10.689 Menschen. Allerdings zogen sich dorthin viele IS-Dschihadisten zurück, nachdem sie in großen Teilen Nordsyriens und dem Irak besiegt worden waren.

Al-Bagouz hat hohe strategische Bedeutung

Al-Bagouz ist ein Ort von strategischer Bedeutung an der syrisch-irakischen Grenze. Ein Teil des Dorfes liegt in Syrien, ein anderer in der irakischen Provinz Anbar, der Ursprungsprovinz des IS. Die Region stellte für den IS einen wichtigen Korridor zischen Syrien und dem Irak dar. Von hier aus wurden militärische Logistik und Unterstützung in die anderen Regionen verteilt.

Mit der Offensive der QSD wurde ein Fluchtkorridor geöffnet, durch den sich tausende Zivilist*innen vor dem IS retten konnten. Sie wurden, soweit es in den Möglichkeiten der Selbstverwaltung steht, versorgt und im Hol-Camp untergebracht. Die Dschihadisten verstecken sich in angelegten Tunneln und Gebäuden und benutzen Zivilist*innen als Geiseln. Um das Vorrücken der QSD zu stoppen, verlegt der IS in großem Ausmaß Minen. Mit weiteren Tunneln, die sie anlegen, versuchen sie Selbstmordanschläge zu verüben. Die QSD versuchen die Tunnel zu finden und zu sichern. Sie werden entweder geschlossen oder eingerissen.

Etwa 2.000 zivile Geiseln in al-Bagouz

Nach UN-Angaben sollen sich noch etwa 200 Familien dort befinden. Kommandanten berichten von einer Zahl von 2.000 zivilen Geiseln des IS. Die QSD können daher nicht großflächig angreifen, sondern versuchen, die Zivilbevölkerung in Spezialoperationen Schritt für Schritt zu befreien. Da der IS die letzten Zivilist*innen in al-Bagouz mit Gewalt festhält, ist die Zahl der befreiten Menschen in den letzten Tagen gesunken. Zu Beginn der Umzingelung von al-Bagouz hatten sich allerdings Dutzende nicht-syrische Dschihadisten den QSD ergeben.

Kein Abzug für den IS

Einige Medien verbreiten die Nachricht, dass die QSD einen Waffenstillstand mit dem IS geschlossen hätten, nachdem diese gefordert hatten, in die Türkei oder nach Idlib abziehen zu dürfen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Die QSD haben die Forderungen der Dschihadisten rundweg abgelehnt und erklärt, dass der Kampf gegen den IS weiter gehe. Ein Kommandant der QSD aus Deir ez-Zor berichtet, dass die Familien der IS-Dschihadisten vom IS in den Tunneln versteckt würden.

Der Ein- und Ausgang von al-Bagouz befindet sich unter vollständiger Kontrolle durch die QSD. Ein Teil des Dorfes liegt am Ufer des Euphrat. Der IS ist dort auf etwa einem halben Quadratkilometer eingeschlossen.

Jeden Tag zieht sich die Schlinge um den IS enger zu. Der „Kalifatstaat“ wird, so wie es aussieht, in den nächsten Tagen zusammenbrechen. Aber das wird nicht das Ende der Aufgaben der QSD hier sein. Denn in der Region gibt es sehr viele Schläferzellen. Die Vernichtung dieser Schläferzellen stellt eine Priorität nach der Vernichtung der Territorialherrschaft des IS dar.