43.000 Schutzsuchende im Hol-Camp
Die Zahl der Bewohner*innen im Camp Hol im Nordosten Syriens hat mittlerweile 43.000 überschritten. Die autonome Selbstverwaltung versucht die Flüchtlinge mit ihren begrenzten Möglichkeiten zu versorgen.
Die Zahl der Bewohner*innen im Camp Hol im Nordosten Syriens hat mittlerweile 43.000 überschritten. Die autonome Selbstverwaltung versucht die Flüchtlinge mit ihren begrenzten Möglichkeiten zu versorgen.
Im Hol-Camp, das für Schutzsuchende aus Syrien und dem Irak in Hesekê im Nordosten von Syrien eingerichtet wurde, kamen seit September des vergangenen Jahres 31.100 Flüchtlinge aus Hajin an. Unter ihnen befinden sich auch viele Familienangehörige von IS-Dschihadisten. Mittlerweile hat die Gesamtzahl der Camp-Bewohner*innen die 43.000 überschritten. Das Lager steht auf einem Quadratkilometer großen Areal. Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien versorgt die Flüchtlinge in ihrem Bedarf.
Seit 1991 Flüchtlingslager in Hol
Schon im Golfkrieg 1991 hatte das UNHCR im Süden von Hol ein Camp errichtet. Damals befanden sich dort 15.000 Schutzsuchende aus dem Irak. Im Irak-Krieg 2004 wurde in Koordination mit der syrischen Regierung erneut ein Lager für irakische Flüchtlinge eingerichtet. Damals lebten dort 20.000 Iraker*innen. Als der Krieg endete, kehrten diese in den Irak zurück.
Nachdem das Regime während der Syrienkrise große Gebiete verlor, ging das Areal 2013 an dschihadistische Milizen über. Der IS machte aus dem Camp ein Ausbildungslager und Munitionsdepot.
Zufluchtsort für Menschen aus Syrien und dem Irak
Der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) vertrieben den IS im November 2015 aus Hol, die Kontrolle über das Camp ging an die autonome Selbstverwaltung über. Diese machte das Areal wieder für Flüchtlinge nutzbar. Mit dem Kampf der irakischen Armee gegen die IS-Miliz und den Offensiven der QSD in anderen Regionen wurde Camp Hol im April 2016 erneut zu einem neuen Zufluchtsort für Schutzsuchende aus dem Irak und Syrien.
Zwischen 2016 und 2017 stieg die Zahl der Schutzsuchenden im Hol-Camp auf 17.000 Menschen aus dem Irak. Hinzu kamen etwa 3.000 syrische Schutzsuchende aus Deir ez-Zor. Mit der Befreiung vieler Orte durch die QSD konnten etliche wieder zurückkehren, so sank die Zahl der Bewohner*innen im letzten Jahr auf 12.000.
Mit Beginn der finalen Phase der Offensive „Gewittersturm Cizîre“ begannen erneut viele Menschen aus den umkämpften Gebieten im Osten von Deir ez-Zor nach Hol zu fliehen. Auch heute reißt die Ankunft im Hol-Camp vieler Geflohener nicht ab. Nachdem 31.000 Menschen aus der Region Hajin in den letzten Monaten das Lager erreichten, hat die Zahl der Bewohner*innen 43.000 überschritten.
Das Camp wurde von der autonomen Selbstverwaltung in fünf Abschnitte unterteilt. Im ersten, zweiten und dritten Teil befinden sich irakische Schutzsuchende, im vierten und fünften Teil Menschen aus Syrien und eine kleine Gruppe aus anderen Ländern.
Aufgrund der hohen Zahl der Schutzsuchenden und trotz der Ignoranz der meisten Hilfsorganisationen versucht die autonome Selbstverwaltung die Schutzsuchenden mit ihren eigenen beschränkten Möglichkeiten zu versorgen.
Ignoranz der Hilfsorganisationen größtes Problem
Mohammed Ahmed al-Ali aus der Leitung des Camps erklärt im ANHA-Gespräch zu den Schwierigkeiten: „Das größte Problem ist die Ignoranz der Hilfsorganisationen - trotz der steigenden Zahl der Schutzsuchenden. Nur sehr wenige Institutionen helfen uns. Insbesondere im Gesundheitsbereich haben wir große Schwierigkeiten. Im Camp kümmert sich nur Heyva Sor a Kurd um die Gesundheit.“
Das Hol-Camp ist eines von acht Flüchtlingslagern der autonomen Selbstverwaltung. In den anderen Camps sind vor allem Flüchtlinge aus Syrien. Die Camps heißen: Tiwehine, Ain Issa, Mabruka, Arisha, Newroz, Mishtenur und Roj.