Preisverleihung an Deniz Yücel und Meşale Tolu in Wien

Meşale Tolu und Deniz Yücel ist in Wien der Dr. Karl-Renner-Solidaritätspreis verliehen worden.

Wie der Solidaritätskreis „Freiheit für Meşale Tolu“ in einer Presseerklärung mitteilt, hat der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) Deniz Yücel und Meşale Tolu den „Dr. Karl-Renner-Publizistik Solidaritätspreis 2017“ verliehen. Die Preisverleihung fand am 19. Dezember 2017 im Wiener Rathaus statt. Neben den Kategorien „Print“, „Radio“, „Fernsehen“, „Online“ und „Lebenswerk“ wurde der renommierte österreichische Journalistenpreis dieses Jahr erstmals als Solidaritätspreis an Deniz Yücel und Meşale Tolu vergeben.

Den Preis für Meşale Tolu nahm der Pressesprecher des Solidaritätskreises, Baki Selcuk, entgegen. Bevor die geladenen Gäste, mehr als 200 Journalistinnen und Journalisten, in den Wappensaal des Wiener Rathauses zur Verleihung gelangten, konnten sie ein Modell der Gefängniszelle von Deniz Yücel besichtigen. Während Meşale Tolu sich live mit einer Telefonschaltung für die Solidarität bedanken konnte, war Deniz Yücel mit einer schriftlichen Botschaft aus seiner Zelle dabei. Deniz Yücels Anwalt Veysel Ok aus Istanbul und sein Kollege Daniel-Dylan Böhmer von der „Welt“ aus Berlin waren ebenfalls anwesend. Prof. Fred Turnheim, Vorsitzender des ÖJC, und weitere Redner*innen gaben eine klare Botschaft: Solange auch nur eine Journalistin oder ein Journalist im Gefängnis sitzen, geht uns das alle an.   

Die Solidarität hat gesiegt

In der Presseerklärung des Solidaritätskreises heißt es weiter:

„Der Solidaritätskreis bedankt sich ganz herzlich bei allen, die zur Freilassung Meşale Tolus beigetragen haben. Diese Solidarität ist einmalig gewesen. Es ist ein starkes Zeichen für die Presse- und Meinungsfreiheit. Ein Zeichen dafür, dass Journalistinnen und Journalisten aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit nicht eingesperrt werden dürfen.  Diese Solidarität ermutigt uns, weiterhin für die Freiheit aller inhaftierten Journalistinnen und Journalisten zu kämpfen.“

Auch Meşale Tolu hatte sich nach ihrer Freilassung auf einer Pressekonferenz für die erfahrene Unterstützung bedankt und auf weitere inhaftierte Journalistinnen und Journalisten hingewiesen. Der Prozess gegen sie und 17 weitere Personen geht am 26. April 2018 weiter. Bis dahin wird sie das Land nicht verlassen dürfen und muss sich jeden Montag bei der Polizei melden.

Repression gegen Journalist*innen hält an

Die Repression in der Türkei hält weiter an. Vergangenen Freitag wurde der Journalist Nedim Türfent zu acht Jahren und neun Monaten Haftstrafe verurteilt. Nedim Türfent arbeitete für die per Dekret verbotene Nachrichtenagentur DİHA und berichtete aus kurdischen Regionen über die von Sicherheitskräften verübten Menschenrechtsverletzungen und Massaker. Er wurde beschuldigt, Mitglied einer terroristischen Organisation zu sein, Beweise dafür gibt es nicht. Auch der Prozess gegen Akademiker*innen, die vor zwei Jahren einen Friedensappell unterschrieben haben, wird fortgesetzt.

Solidaritätskundgebungen in Ulm werden fortgesetzt

Wie der Solidaritätskreis weiterhin mitteilt, wird heute um 18 Uhr wie gewohnt am Münsterplatz in Ulm eine Kundgebung stattfinden. Anschließend soll die Freilassung Meşale Tolus gefeiert werden. Zu der Feier wird unter anderem die Bundestagsabgeordnete Heike Hänsel (DIE LINKE) erwartet, die auch den Prozess in Istanbul beobachtet hat.