Deutsche Diplomaten warnen vor „Eskalation“ in Nordostsyrien

Die deutschen Diplomaten Tobias Tunkel und Stefan Schneck haben vor einer „Eskalation“ in Kobanê gewarnt. Mahnende Worte richteten die Regierungsvertreter aber nicht an Ankara, sondern an QSD-Generalkommandant Mazlum Abdi.

Keine Benennung des Aggressors

Der Nahostbeauftragte des Auswärtigen Amts, Tobias Tunkel, hat vor einer „Eskalation“ an der türkisch-syrischen Grenze gewarnt. In einem Telefonat mit Mazlum Abdi, dem Generalkommandanten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD, auch SDF), habe er „über die zunehmenden Spannungen“ in der Region „und dringende Schritte zu ihrer Entschärfung“ gesprochen, erklärte Tunkel am Sonntag im Onlinedienst X. „Eine Eskalation zwischen den SDF und den von der Türkei unterstützten Kräften wäre eine Katastrophe für die Zivilbevölkerung“, mahnte er.

Die Türkei und ihre Verbündeten der Dschihadistenallianz „Syrische Nationalarmee“ (SNA) bereiten nach der Besetzung von Tel Rifat und Minbic nun auch eine Offensive auf Kobanê vor. Schon länger kommt es zu intensiven Truppenkonzentrationen sowohl an der Grenze als auch südlich und westlich der Stadt. Zudem finden immer wieder Bombardements vom Boden und aus der Luft statt. Erst gestern wurden beim Beschuss eines Dorfes nahe Kobanê eine 35-jährige Zivilistin und ihre zwölf Jahre alte Tochter getötet.

Keine Benennung des Aggressors

Auch Stefan Schneck, Botschafter und Sondergesandter der Bundesregierung für Syrien, sprach mit Abdi über die Lage in Kobanê. Man habe sich über mögliche Maßnahmen zur Deeskalation der Spannungen ausgetauscht, schrieb Schneck auf X.  Er warnte ebenfalls davor, dass eine Eskalation zwischen den QSD und SNA katastrophale Konsequenzen für die Zivilbevölkerung haben könnte und sich „negativ auf den internationalen Kampf gegen Terrorismus sowie den politischen Prozess in Syrien“ auswirken könnte. Dass die Aggression um Kobanê nicht von den QSD oder der Demokratischen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (DAANES), sondern vom Partner Türkei und deren islamistischen Proxy-Truppen ausgeht, erwähnten die Diplomaten nicht.