Bei einer Demonstration in der südkurdischen Stadt Kerkûk (Kirkuk) gegen die Sperrung einer wichtigen Verkehrsstraße sind am Samstag mehreren Berichten zufolge zwei Menschen erschossen worden. Mindestens zehn weitere Personen wurden bei den Protesten im kurdisch geprägten Bezirk Rahimawa im nördlichen Teil der Stadt verletzt. Irakische Sicherheitskräfte und schiitische Volksmobilisierungseinheiten (Hashd al-Shaabi) feuerten mit scharfer Munition auf die Menge, wie unter anderem die Nachrichtenagentur RojNews meldete. Die Demonstrierenden fordern die Wiedereröffnung der Autobahn von Kerkûk nach Hewlêr (Erbil), der Hauptstadt der Kurdistan-Region Irak (KRI). Die Schnellstraße werde von Arabern und Turkmenen blockiert, die teilweise aus Bagdad und Diyala in die Stadt gekommen sein sollen. Unter ihnen sollen sich auch Anhänger der Iran-nahen Volksmobilisierungseinheiten befinden.
Auslöser der Straßenblockade ist die geplante Rückgabe eines Gebäudes an die PDK („Demokratische Partei Kurdistans“). Es handelt sich um das frühere Hauptquartier der Barzanî-Partei in Kerkûk. Seit die KRI im Zuge des von PDK-Chef Mesûd Barzanî 2017 durchgeführten Unabhängigkeitsreferendums rund 40 Prozent ihres Territoriums an Bagdad verloren hat – einschließlich Kerkûk – wird das Gebäude vom gemeinsamen Einsatzkommando der irakischen Streitkräfte (JOC) genutzt. Vergangene Woche ordnete der irakische Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani die Rückgabe an die PDK an. Dagegen wehren sich jedoch die Anhänger der Hashd al-Shaabi mit einem Protestlager vor dem Bau und einer Straßenblockade.
Demonstranten tragen einen angeschossenen Mann weg | Bildquelle: RojNews
In Sicherheitskreisen war zunächst von einem getöteten und zwölf verletzten Demonstranten die Rede. Derweil hat die Polizei eine Ausganssperre über Kerkûk verhängt. Die Maßnahme wurde zunächst auf 24 Stunden begrenzt, wie Polizeisprecher Amir Shivani mitteilte. Nach Informationen eines Reporters von RojNews sei die Lage in der Stadt äußerst angespannt.
Fotos: RojNews