Zwei Kämpferinnen der YJA Star am Herekol gefallen

Das Pressezentrum der HPG gibt die Identität von zwei im Juni am Berg Herekol in Nordkurdistan gefallenen Kämpferinnen der Frauenguerilla YJA Star bekannt.

Am 18. Juni 2022 hat die türkische Armee eine großangelegte Militäroperation um das Bergmassiv des Herekol in der nordkurdischen Widerstandsregion Botan gestartet. Zwischen dem 18. und 19. Juni wurde das Gebiet aus Kampfflugzeugen bombardiert. Zwischen dem 20. und 21. Juni wurden Kampfhubschrauber zum Beschuss des Gebietes eingesetzt. Bei den türkischen Angriffen kam es zu heftigen Gefechten mit der Guerilla. Dabei sind die beiden Kämpferinnen der YJA Star, Jiyan Amargî und Arîn Hezex, gefallen, gibt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) bekannt.

Codename: Jiyan Amargî
Vor- und Nachname: Esma Avşar
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Hediye – Baki
Todestag und -ort: 20. Juni 2022 / Herekol

Codename: Arîn Hezex
Vor- und Nachname: Şükran Alp
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Selime – Mehmet Sait
Todestag und -ort: 20. Juni 2022 / Herekol


Jiyan Amargî


Jiyan Amargî stammte aus einer patriotischen Familie aus dem Didêrî-Stamm in Cizîra Botan (tr. Cizre). Die Familie migrierte nach ihrer Geburt nach Êlih (Batman), wo Jiyan Amargî aufwuchs. Ihre Familie hatte ihr den Namen Jiyan (Leben) gegeben, die türkischen Behörden verweigerten jedoch den Eintrag des kurdischen Namens und so wurde sie offiziell „Esma“ genannt.


Ihre Familie nannte sie jedoch weiterhin Jiyan und leistete auf vielen Ebenen Widerstand gegen die Assimilationspolitik durch den türkischen Staat. In den 1990er Jahren fielen zwei ihrer Tanten, ihr Onkel und ihr Cousin im Freiheitskampf. Jiyan empfand tiefen Widerspruch zum System, in dem selbst ihr Namen verboten war und gegen das ihre Angehörigen im Kampf fielen. Nach der Schule besuchte sie die Universität in Sêwas und studierte Medienwissenschaften.


Jiyan Amargî erlebte immer wieder rassistische Angriffe türkischer Faschisten. Allein aufgrund ihrer kurdischen Identität wurde an einem 15. Februar ihre Wohnung von der Polizei gestürmt und sie festgenommen. Dies machte ihr klar, dass sie im System und seinen Institutionen keinen Weg finden würde. Als eine ihrer Freundinnen der Guerilla beitrat und daraufhin fiel, entschloss sich Jiyan, sich intensiver an der politischen Arbeit zu beteiligen und wurde in der Jugendbewegung aktiv. Das reichte ihr jedoch nicht aus und sie entschied sich bald zum Beitritt zur Guerilla. Sie fand dort, was sie suchte, und war nach ihrer Grundausbildung in einer Guerillaeinheit in der Region Gare. In diesem Gebiet in Südkurdistan sammelte sie ihre ersten Erfahrungen.


Nach zwei Jahren als Kämpferin begann sie in der Medienarbeit der Guerilla. 2015 nahm sie an einer Weiterbildung teil und war anschließend in den Regionen Zap und Avaşîn als Kriegsberichterstatterin tätig. Das Pressezentrum der HPG schreibt über sie: „Mit ihrer entschlossenen und widerständigen Persönlichkeit konnte sie sowohl die Schwierigkeiten des Guerillalebens als auch die Probleme der Pressearbeit in einem Kriegsumfeld überwinden. Sie beschrieb diese Zeit als einen Wendepunkt für sie selbst, da sie den Feind, aber auch die Genossenschaftlichkeit innerhalb der PKK besser kennenlernte. Sie war zutiefst beeindruckt vom Mut, mit dem die Apoist:innen gegen den Feind vorgingen.“

2017 wechselte sie in die praktische Arbeit in der Region Heftanîn. Nach vier Jahren Praxis dort wurde sie an der Akademie Şehîd Berîtan in den neuen Guerillataktiken weitergebildet und ging anschließend nach Nordkurdistan. Dort kämpfte sie mit der Waffe und der Kamera in der Hand. Die HPG schreiben: „In ihrer Entschlossenheit, ihrer Leidenschaft für die Freiheit und ihrer mutigen Persönlichkeit setzte sie ihre Kamera in unmittelbarer Nähe zum Feind ein und dokumentierte die Realität des Krieges. Sie verewigte unsere Guerillakräfte in Botan, indem sie diese fotografierte und dokumentierte.“

Arîn Hezex


Arîn Hezex stammte aus einer patriotisch eingestellten Familie im nordkurdischen Hezex (Idil). Durch ihr Umfeld lernte sie den Freiheitskampf und die apoistische Bewegung bereits früh kennen. Sie war tief bewegt, als ihre Tante Bêrîvan in den 1990er Jahren in Nisêbîn fiel.


Als junge Frau und als Kurdin begab sie sich auf die Suche nach Wegen zum Widerstand. Aufgrund der IS-Angriffe auf Kobanê entschloss sie sich zum Handeln und trat der Guerilla bei. Sie benannte sich nach Arîn Mirkan, einer Kämpferin, die sich unter einem IS-Panzer selbst in Luft sprengte. In Botan traf Hezex auf die ersten Guerillakämpfer:innen und wechselte von dort in die Medya-Verteidigungsgebiete, wo sie ihre Grundausbildung erhielt. Sie beschäftigte sich intensiv mit dem apoistischen Paradigma und der militärischen Praxis und schloss Spezialisierungsausbildungen und die Ausbildung zur Kommandantin ab.


Anschließend ging sie als YJA-Star-Kommandantin in die Region Botan. Sie nahm an vielen sehr effektiven Aktionen im Gebiet Herekol teil und führte diese an, bis sie zusammen mit Jiyan Amargî im Juni 2022 fiel. Das Pressezentrum schreibt über sie: „Mit ihrem Ehrgeiz, ihrer Entschlossenheit, ihrem Glauben, ihrer genossenschaftlichen Umgang, ihrem Mut im Krieg, ihrer souveränen Haltung, den edlen Gefühlen in ihrem Herzen, ihren Träumen und Zielen ist sie zur einer Manifestation der wahren, befreiten kurdischen Frauen geworden. Die Wahrheit, die in der Person von Hevala Arîn verkörpert ist, wird allen kurdischen Frauen und Jugendlichen immer den Weg der Freiheit zeigen, und ihre Ziele und Träume werden für uns Anlass sein, den Sieg zu erringen.“