Die Guerillakämpfer Şerger Caf und Rênçber Gîvara sind im Widerstand gegen die türkische Armee in der Besta-Region in Nordkurdistan gefallen. Das teilte das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) am Mittwoch in Behdînan mit. Zu den Todesumständen der beiden Kämpfer sowie weiterer Gefallener im Zuge derselben Operation (ANF berichtete) erklärt die Organisation:
„Am 14. Mai wurde in der Besta-Region in Şirnex eine umfassende feindliche Operation auf Grundlage von Informationen lokaler Kollaborateure, die sich gegen die Gebiete Çemkê Tehlo und Serê Orman konzentrierte, eingeleitet. Nach Hinweisen an die türkische Armee, dass sich eine Gruppe unserer Mitglieder in dieser Gegend aufhält, wurden unter dem Einsatz von acht Kampfflugzeugen, zwei Kampfhubschraubern und zahlreichen Kontras mehrere Angriffe verübt. Dem Versuch, das Kampfgebiet einzukesseln, folgten über zwei Tage hinweg Bombardierungen durch Hubschrauber. Am 16. Mai holten unsere Freunde Bawer Med und Rênçber Gîvara zum Schlag gegen die mit dem Ziel der Vernichtung angreifenden feindlichen Truppen aus und fügten ihnen schwere Verluste zu. Als Reaktion darauf griff die türkische Armee das Gebiet zunächst zweimal mit Kampfjets an, anschließend verschossen Hubschrauber gelbliche Giftgasbomben mit einem Apfelgeruch.
Unsere Weggefährten Bawer und Rênçber kämpften zwei Tage lang auf selbstlose Weise, um sich zu verteidigen, und schlossen sich der Karawane der Gefallenen an. Die türkische Armee verheimlichte ihre tatsächlichen Verluste und gab an, dass lediglich vier Soldaten und ein Kontra getötet worden seien. Demgegenüber bestätigten unsere in der Region operierenden Kräfte, dass sich die reale Zahl der Verluste in den Reihen des feindlichen Militärs auf 17 beläuft.
Die Angriffe der türkischen Armee wurden am 17. Mai umfassender und dehnten sich auf das Gebiet von Serê Orman aus. Auch hier kam es zu Zusammenstößen zwischen unseren Kräften und der türkischen Armee, bei denen unsere Kameraden Dilşêr und Şerger, zwei unserer schrittmachenden Kommandanten, dem Feind die notwendige Antwort gaben und den Gefallenentod fanden.
Mit Mut und dem Geist der Opferbereitschaft im Krieg und Leidenschaft und Enthusiasmus für das Leben erfüllten diese wertvollen Kameraden, die sich bis zuletzt als Repräsentanten der apoistischen Militanz bewiesen haben, ihre Mission des Pionierdaseins. Unser Beileid gilt den Familien unserer Freunde Şerger und Rênçber und dem Volk Kurdistans, das seine patriotische Pflicht erfüllt hat, indem es seine wertvollsten Kinder in den Freiheitskampf unserer Gesellschaft einbrachte.“
Die persönlichen Daten von Şerger Caf und Rênçber Gîvara lauten:
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Codename: Şerger Caf
Vor- und Nachname: Servet Hasan
Geburtsort: Kelar
Name von Mutter und Vater: Rahna – Hesen Perec
Todestag und -ort: 17. Mai 2023 / Besta
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Codename: Rênçber Gîvara
Vor- und Nachname: Hasan Ağırman
Geburtsort: Şirnex
Name von Mutter und Vater: Hazniye – Mahmut
Todestag und -ort: 17. Mai 2023 / Besta
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Şerger Caf
Şerger Caf wurde in Kelar in Südkurdistan als Sohn einer dem Stamm der Caf angehörigen Familie geboren. Er wuchs in einem der Tradition Kurdistans und seiner Kultur tief verbunden, patriotischen Umfeld auf, seine Kindheit war jedoch beherrscht von ärmlichen Verhältnissen. Den Vater Hesen Perec lernte er nie kennen, da dieser 1993 im kurdischen Widerstand ums Leben kam.
Aktiv innerhalb der kurdischen Befreiungsbewegung wurde Şerger Caf als Student. Zunächst engagierte er sich in der Jugendorganisation Komalên Ciwan, der Guerilla schloss er sich im Jahr 2014 in Qendîl an. „In den Bergen wurde Hevalê Şerger Zeuge eines sozialistischen Lebens auf Grundlage der demokratischen Kommune und dem freien Individuum. Er erkannte, dass die PKK nicht nur eine Bewegung ist, die die Freiheit des kurdischen Volkes und aller anderen Völker anstrebt, sondern auch, dass sie den Sozialismus und die Freiheit zuerst in ihrem eigenen Leben entwickelt“, erklären die HPG in einem Nachruf.
Şerger Caf kämpfte eine Zeitlang im Zagros, bis er 2016 zu der nach Mazlum Doğan benannten zentralen Parteischule wechselte. Hier vertiefte er sein Wissen über die apoistische Ideologie und das auf einem demokratischen, ökologischen und frauenbefreienden Paradigma der kurdischen Bewegung. Im selben Jahr ging er nach Besta in Botan und wirkte in den Folgejahren an zahlreichen Guerillaoffensiven gegen die türkische Armee in der Region mit. Er galt als Spezialist der Infiltrierungstaktik und sickerte in diversen Aktionen in feindliche Militärlager ein. Im Zuge der seit 2019 zu beobachtenden Verschärfung des Krieges gegen die Guerilla in der Botan-Region war er an nahezu allen Einsätzen an vorderster Front beteiligt.
Rênçber Gîvara
Rênçber Gîvara wurde in Hezex (tr. Idil) bei Şirnex geboren. Seine patriotisch gesinnte Familie stammt ursprünglich aus Kerboran (Dargeçit) in der Provinz Mêrdîn, verließ ihre Heimat jedoch unter dem Eindruck der türkischen „Aufstandsbekämpfung“ gegen die kurdische Bevölkerung und der damit einhergehenden „Politik der verbrannten Erde“. Der Umstand der staatlichen Unterdrückung in Kurdistan prägte ihn, gleichermaßen die Tatsache, dass viele Menschen aus dem familiären Umfeld zur Guerilla gegangen waren. Unter ihnen war auch Zelal Botan, die vom kurdischen Vordenker Abdullah Öcalan liebevoll die „Tochter von Botan“ genannt wurde.
2014 fasste auch Rênçber Gîvara den Entschluss, den Weg in die Berge zu gehen. Der Guerilla schloss er sich im Cûdî an. Zweimal wurde er im Verlauf des totalen Krieges, der im Sommer 2015 mit der einseitigen Beendigung der Friedensgespräche mit der kurdischen Bewegung durch den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan entfacht worden ist, verletzt. Nach 2018 zog es ihn in die Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan, wo er sich der militärischen und ideologischen Weiterbildung widmete. Seit 2021 hielt er sich auf eigenen Wunsch wieder in der Botan-Region auf. Dort war er Teil der mobilen Guerillaeinheiten im Gelände.