Köln: Mahnmal an Armenier-Genozid soll verschwinden

Am letzten Sonntag wurde in Köln zur Mahnung an den Genozid an den Armeniern eine Gedenkstele errichtet, jetzt soll es wieder entfernt werden.

Ein Mahnmal zur Erinnerung an den Genozid während des Ersten Weltkriegs an den Armeniern durch das Osmanische Reich und die deutsche Mitverantwortung hat die Initiative „Völkermord erinnern“ am Sonntagnachmittag auf der linksrheinischen Seite der Hohenzollernbrücke aufgestellt. Die Gedenkstele steht nun hinter dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm II., der den Genozid an den Armeniern als Hauptverbündeter des Osmanischen Reichs mitgetragen hatte.

Der Text auf dem Mahnmal verdeutlicht dies:

Dieser Schmerz betrifft uns alle

Während des 1. Weltkrieges – zwischen 1915 und 1918 – wurden in der heutigen Türkei über eine Million armenische Frauen, Männer und Kinder aus ihren Häusern vertrieben, deportiert und ermordet. Das Osmanische Reich und die beteiligten deutschen Offiziere unter Führung Kaiser Wilhelm II. tragen die Verantwortung für diesen Völkermord an der armenischen Bevölkerung.

Nur eine entschiedene Ächtung der Entwürdigung von Minderheiten und die Einsicht, dass es weder religiöse, nationale noch ethnische Überlegenheit zwischen den Menschen gibt, kann solche Verbrechen verhindern."

Von der Initiative „Völkermord erinnern“ ist dieses Mahnmal als Geschenk an die Stadt Köln gedacht. Noch am selben Tag nach der Enthüllung durch den Schriftsteller Doğan Akhanlı, Peter Finkelgruen und Israel Kaunatjike schickte die Initiative deshalb die Schenkungsurkunde für das Mahnmal an die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Doch die Aktion war nicht angemeldet und so das Mahnmal nicht (oder noch nicht) genehmigt worden. Und so will die Stadt das Geschenk nicht annehmen. Die Erinnerung an den Genozid an den Armeniern muss, wenn es nach dem Willen der Stadtverwaltung geht, wieder verschwinden. Bereits gestern sollte das von den Kölner Künstlern Stefan Kaiser und Max Scholz realisierte Mahnmal entfernt worden sein, das Wegerecht wurde dafür als Begründung herangezogen. Doch jetzt hat ein Gericht per Eilantrag beschieden, eine Woche ist erst einmal an Zeit gewonnen worden.

Am 24. April jährt sich das Gedenken an den Beginn des Völkermords zum 103. Mal, es wäre eine Schande für die Stadt Köln, wenn bis dahin keine Lösung für den Erhalt der Gedenkstele gefunden wurde. Denn „das Mahnmal ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Anerkennung und Erinnerung an einen vom türkischem Staat weiterhin geleugneten Massenmord“, erklärte Ani Smith-Dagesyan vom Zentralrat der Armenier in Deutschland.