HPG: Zerdeşt Başûrî ist gefallen

Der aus Silêmanî stammende Guerillakämpfer Zerdeşt Başûrî ist im Widerstand gegen die türkische Invasion in Südkurdistan gefallen. Die türkische Armee hat die Medya-Verteidigungsgebiete innerhalb von zwei Tagen 110 Mal bombardiert.

Der Guerillakämpfer Zerdeşt Başûrî ist im Widerstand gegen die türkische Invasion in der Zap-Region gefallen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) in einer Erklärung zum aktuellen Kriegsgeschehen in Kurdistan mit.

110 Bombardierungen in 48 Stunden

Die HPG weisen darauf hin, dass die türkischen Invasionstruppen die Guerillagebiete in Südkurdistan weiter angreifen: „Innerhalb der letzten beiden Tage sind die Medya-Verteidigungsgebiete 15 Mal von Kampfjets, zwei Mal von Kampfhubschraubern und 93 Mal von Haubitzen und Panzern bombardiert worden.“ Zudem seien Guerillastellungen am Girê FM und in Sîda in der Zap-Region mit Schaufelbaggern attackiert worden. Die Luftangriffe erfolgten in den Regionen Gare, Zap und Metîna.

Türkischer Vormarsch am Girê FM gestoppt

Im Widerstandsgebiet Girê FM kam es am 6. Juni zu sechs Feindkontakten zwischen Guerilla und Armee, als die türkischen Truppen vorrückten und die Guerillakämpfer:innen sich mit schweren Waffen verteidigten. Der Vormarsch der Armee konnte gestoppt werden, das Gebiet wurde danach 74 Mal von der türkischen Artillerie angegriffen.

Zerdeşt Başûrî ist gefallen

Zerdeşt Başûrî ist nach HPG-Angaben am 24. Mai in der westlichen Zap-Region gefallen: „Unser Genosse Zerdeşt hat sich in einer Zeit intensiver Angriffe auf unser Volk aus Silêmanî dem Widerstand angeschlossen. Auf diese Angriffe hat er in sinnvollster Form reagiert, indem er als Revolutionär an vorderster Front von Rojava bis zu den Medya-Verteidigungsgebieten an vielen Orten kämpfte. Er beteiligte sich opferbereit und ohne Vorbehalte, weil ihm bewusst war, dass in Kurdistan die Freiheit ihren Preis hat. Mit dieser Haltung ist er zu einem Vorbild für die gesamte kurdische Jugend geworden.“

Die HPG sprechen der Familie, der Bevölkerung von Başûrê Kurdistanê (Südkurdistan) und dem gesamten kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus und erklären, dass sie den Traum der Gefallenen von einem freien Leben mit Abdullah Öcalan in einem freien Kurdistan wahrmachen werden.

                               

Codename: Zerdeşt Başûrî
Vor- und Nachname: Şivan Mihemed
Geburtsort: Silêmanî
Namen von Mutter und Vater: Nîsan – Mihemed
Todestag und -ort: 24. Mai 2023 / Zap


Die HPG weisen in ihrem Nachruf darauf hin, dass Zerdeşt Başûrîs Geburtsort Silêmanî als ein wichtiges Zentrum der Aufklärung und Kultur in Kurdistan gilt und eine lange Widerstandsgeschichte hat, die bis zu den von Şêx Mahmud Berzencî (Scheich Mahmut Barzandschi) angeführten Volksaufständen vor hundert Jahren zurückreicht. Heute seien es die Enkel:innen von Berzencî, die den Freiheitskampf in Kurdistan fortsetzten, so die HPG.

Zerdeşt Başûrî ist in einer entsprechenden Tradition aufgewachsen und interessierte sich schon immer für die Befreiungskämpfe in den vier Teilen Kurdistans. Da das politische System in der Kurdistan-Region Irak aus seiner Sicht keine Antwort auf die Bedürfnisse der Bevölkerung bot, suchte er nach Alternativen und setzte sich mit den Vorstellungen von Abdullah Öcalan auseinander. Er lehnte primitiven Nationalismus ab und sah seine eigenen Wertvorstellungen in der demokratisch-sozialistischen Philosophie Öcalans bestätigt.


Als der türkische Staat 2019 Girê Spî und Serêkaniyê angriff, ging Zerdeşt Başûrî nach Rojava und beteiligte sich am Widerstand. In Serêkaniyê wurde er Zeuge der Chemiewaffeneinsätze gegen die Zivilbevölkerung. Nach der Besatzung der Region wollte er Vergeltung üben und ging in die Berge zur Guerilla. Unmittelbar nach seinem Beitritt zur Guerilla kam er an die Front in Avaşîn und war in einer Stellung mit den später gefallenen Kommandant:innen Cumalî und Çavrê, von deren Erfahrungen er profitieren konnte und mit denen er das Gefühl aufrichtiger und inniger Genossenschaftlichkeit teilte. Der Widerstand basierte auf einer hohen Opferbereitschaft, die Zerdeşt Başûrî als Prinzip für sein eigenes Leben übernahm. Er nahm an zahlreichen Aktionen teil und beteiligte sich an der Errichtung der Kriegstunnel. Gleichzeitig bildete er sich ideologisch und militärisch weiter und machte einen Lehrgang für Sabotagetaktiken. Er wurde Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet und kämpfte bis zuletzt selbstlos und entschlossen für Freiheit.