HPG: Sie repräsentierten bis zuletzt die Militanz der PKK

Die HPG-Kämpfer Dilşad Gever, Qehreman Amanos, Egîd Zîlan, Agir Erdexan, Numan Amed und Che Guevara sind 2017 bei feindlichen Angriffen in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von sechs Gefallenen veröffentlicht. Die Guerillakämpfer mit den Codenamen Dilşad Gever, Qehreman Amanos, Egîd Zîlan, Agir Erdexan, Numan Amed und Che Guevara sind 2017 bei feindlichen Angriffen in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen. Die HPG teilen mit, dass der türkische Staat 2017 die totale Vernichtung der kurdischen Befreiungsbewegung vollenden wollte und die Gefallenen sich bis zuletzt als Repräsentanten der apoistischen Militanz bewiesen hätten. Den Angehörigen der Gefallenen und dem Volk Kurdistans sprechen die HPG ihr Beileid aus.

              

                  

Codename: Dilşad Gever
Vor- und Nachname: Doğan Yaşar
Geburtsort: Nînova
Namen von Mutter und Vater: Mihriye – Süleyman
Todesjahr und -ort: 2017 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Qehreman Amanos
Vor- und Nachname: Elî Hesen
Geburtsort: Amûdê
Namen von Mutter und Vater: Xezal – Hesen
Todesjahr und -ort: 2017 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Egîd Zîlan
Vor- und Nachname: Sami Inan
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Zekeriya
Todesjahr und -ort: 2017 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Agir Erdêxan
Vor- und Nachname: Burak Ölmez
Geburtsort: Erdêxan
Namen von Mutter und Vater: Gülsen – Durmuş
Todesjahr und -ort: 2017 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Numan Amed
Vor- und Nachname: Selim Esmer
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Hanım – Ziya
Todesjahr und -ort: 2017 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Che Guevara
Vor- und Nachname: Şehmus Aydın
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Esma – Mehmet
Todesjahr und -ort: 2017 / Medya-Verteidigungsgebiete

Dilşad Gever

Dilşad Gever ist in Nînova in Südkurdistan geboren. Seine Eltern stammten aus der Provinz Colemêrg und wurden wie Tausende weitere Kurdinnen und Kurden durch die Politik der verbrannten Erde in den 1990er Jahren aus ihrer Heimat vertrieben. Nach Dilşads Geburt wurde das Camp in Nînova, in dem die Familie untergekommen war, ebenfalls niedergebrannt. Dilşad wuchs zunächst in dem anschließend von Geflüchteten aus Nordkurdistan errichteten Camp Mexmûr auf. Dort konnte er drei Jahre lang zur Schule gehen und wurde in seiner kurdischen Muttersprache unterrichtet. 2004 kehrte die Familie zurück nach Gever und war dort weiterhin der Unterdrückung durch den türkischen Staat ausgesetzt. Aus der Familie schlossen sich viele Menschen dem kurdischen Befreiungskampf an, darunter auch Dilşads Schwester und mehrere Cousinen und Cousins. Dilşad wurde in dieser Zeit festgenommen und brutal misshandelt. 2012 ging er in die Berge und wurde Guerillakämpfer. Da er die PKK schon sein ganzes Leben lang kannte, fiel ihm die Umstellung nicht schwer. Nach seiner Grundausbildung war er ein Jahr in Gare und zwei Jahre in Metîna in der Praxis. In der kommenden Zeit machte er eine militärische Fachausbildung und ging ins Zagros-Gebirge. Er übernahm wichtige Aufgaben im Zap und kam zusammen mit einer Gruppe von Mitkämpfer:innen bei einem feindlichen Angriff ums Leben.


Qehreman Amanos

Qehreman Amanos ist in Amûdê in Rojava zur Welt gekommen und gehörte dem Stamm der Gabarî an. Seine Familie war patriotisch und er wuchs im Bewusstsein seiner kurdischen Identität auf. Vier Kinder seines Onkels väterlicherseits schlossen sich der Guerilla an. Qehreman ging elf Jahre zur Schule und brach seine Ausbildung dann ab, weil das syrische Bildungssystem seine Identität verleugnete. Er wurde für zwei Jahre zum Militärdienst in der syrischen Armee eingezogen. Der „arabische Frühling“ von 2011 löste auch in Syrien große Veränderungen aus. Qehreman beteiligte sich ab März 2012 mit großem Einsatz an der Verteidigung von Rojava. 2015 hatte er die Gelegenheit, an einem ideologischen Lehrgang teilzunehmen und die Philosophie von Abdullah Öcalan besser kennenzulernen. Danach übernahm er im Kampf gegen den IS und andere islamistische Gruppierungen Verantwortung auf Kommandoebene. 2017 kam er auf dem Weg in die Medya-Verteidigungsgebiete zusammen mit weiteren Mitkämpfer:innen bei einem türkischen Angriff ums Leben.

Egîd Zîlan

Egîd Zîlan ist im Gebiet Geliyê Zîlan in Wan-Erdîş geboren und im Bewusstsein der in der Region vom türkischen Staat begangenen Massaker aufgewachsen. Der Genozid am kurdischen Volk war für ihn immer präsent. Während seines Studiums wurde er in der Jugendbewegung aktiv. Er las viel und beschäftigte sich mit den Ideen von Abdullah Öcalan. Besonders die Frauenbefreiungsideologie machte großen Eindruck auf ihn, denn er kam aus einer sehr feudal geprägten Gesellschaft. Daher empfand er freie Frauen als eigene Befreiung. Nach einer Festnahme durch den türkischen Staat entschied er sich zum bewaffneten Kampf und ging 2013 in die Berge. Seine erste Praxis als Guerillakämpfer erlebte er in den Medya-Verteidigungsgebieten. Als junger Kurde, der selbst in einer Bergregion aufgewachsen war, gewöhnte er sich schnell an das Guerillaleben. Seine Angewohnheit, bei jeder Gelegenheit zu lesen und seine Gedanken zu Papier zu bringen, behielt er bei. So gelang es ihm, ein Gleichgewicht zwischen Theorie und Praxis zu halten. Er hielt sich in Metîna und Heftanîn auf und kämpfte ab 2014 in verschiedenen Gebieten gegen den IS. In den folgenden drei Jahren trug er maßgeblich zur Verteidigung der Bevölkerung gegen die Islamisten bei. 2017 kehrte er zurück in die Berge. Auf dem Weg in die Medya-Verteidigungsgebiete kam er mit einer Gruppe von Mitkämpfer:innen bei einem türkischen Angriff ums Leben.


Agir Erdexan

Agir Erdexan ist in Erdexan in der Serhed-Region geboren. In seinen ersten Lebensjahren war ihm die Realität seines eigenen Volkes fremd. Erst als Jugendlicher machte er sich auf die Suche nach seiner Identität. Für sein Studium ging er nach Erzîrom und bekam Kontakt mit der kurdischen Jugendbewegung. Durch einen faschistischen Angriff auf kurdische Studierende wurde ihm das Unrecht, das seinem Volk angetan wurde, noch stärker bewusst. Er bezog sich immer mehr auf seine kurdische Identität und begann zunehmend, das Leben zu genießen. Ungefähr ein Jahr lang engagierte er sich in der Jugendarbeit und setzte sich mit der Philosophie von Abdullah Öcalan auseinander. Am 4. April 2014 ging er in die Berge und wurde Guerillakämpfer. Diesen Schritt bezeichnete er später als Neugeburt. Nach seiner Grundausbildung wollte er eigentlich an die Front gehen, aber ihm wurden andere Aufgaben übertragen, die großes Vertrauen in ihn voraussetzten. Danach hielt er sich zur militärischen und ideologischen Weiterbildung an der Mahsum-Korkmaz-Akademie auf und beschäftigte sich mit neuzeitlichen Guerillamethoden. Als Kommandant einer Einheit ging er anschließend nach Metîna und kämpfte gegen die türkische Armee. Er kam bei einem feindlichen Angriff am Girê Ortê in Metîna ums Leben.


Numan Amed

Numan Amed ist in Amed-Pasûr geboren. Da seine Familie der Befreiungsbewegung nahestand und mehrere Verwandte bei der Guerilla kämpften, war ihm die PKK bereits als Kind ein Begriff. Die Familie musste aufgrund der staatlichen Unterdrückung in die Provinzhauptstadt Amed ziehen. Auch in der neuen Umgebung war der Befreiungskampf ebenso präsent wie die Repression durch den türkischen Staat, und Numan empfand große Wut über das Unrecht und die Massaker, die er miterlebte. Besonders prägend waren die Angriffe auf die Bevölkerung von Amed und anderen nordkurdischen Orten im Jahr 2006, als Dutzende unschuldige Menschen brutal getötet wurden. Seitdem beteiligte sich Numan an verschiedenen Aktivitäten. 2015 schloss er sich in Amed der Guerilla an. Später sagte er, dass er lediglich bereue, diesen Schritt nicht schon viel früher gemacht zu haben. In den Bergen konnte er von erfahrenen Mitkämpfer:innen profitieren und dadurch schnell Kompetenz erwerben. Trotzdem kam er zur Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete und kämpfte danach in Avaşîn. 2017 kam er in den Zap, um sich an der Errichtung unterirdischer Verteidigungsanlagen zu beteiligen. Diese Tunnel sind auch heute noch Widerstandsfestungen gegen die türkischen Besatzer. Numan kam bei einem feindlichen Angriff in Çemço ums Leben.


Che Guevara

Che Guevara ist in Mêrdîn geboren und in Izmir aufgewachsen. Aufgrund seiner Identität und seiner politischen Einstellung war er bereits früh mit faschistischer Unterdrückung konfrontiert. Er ging zehn Jahre zur Schule, aber seine eigentliche Bildung erhielt er durch seine eigenen Anstrengungen. Er las viel und beschäftigte sich mit der kapitalistischen Moderne, die er ablehnte. Stattdessen sympathisierte er mit der sozialistischen Ideologie und mit dem Revolutionär Che Guevara. Der Sozialismus war für ihn der einzige Weg zur Befreiung, und die praktische Umsetzung in Kurdistan sah er durch die PKK erfüllt. 2015 entschied er sich zum bewaffneten Kampf und ging nach Rojava, um die Revolution zu verteidigen. Er nahm an diversen Offensiven gegen den IS teil und kämpfte zwei Jahre an verschiedenen Fronten. Wie sein Vorbild Che empfand er sich als Internationalist. 2017 wollte er seinen revolutionären Kampf in den Bergen fortsetzen. Kurz nach seiner Ankunft kam er in den Medya-Verteidigungsgebieten zusammen mit einer Gruppe Mitkämpfer:innen bei einem türkischen Angriff ums Leben.