HPG gedenken Metîna-Gefallener

Die HPG haben den Tod von drei Guerillakämpfern bekannt gegeben. Qehreman Murat aus Bakur, Rûbar Xemgîn aus Rojhilat und Fîraz Artêş aus Rojava sind im September 2022 im Widerstand gegen die türkische Invasion in Metîna ums Leben gekommen.

Kurdische Freiheitskämpfer

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat den Tod von drei Guerillakämpfern bekannt gegeben. Qehreman Murat aus Nordkurdistan (Türkei), Rûbar Xemgîn aus Ostkurdistan (Iran) und Fîraz Artêş aus Westkurdistan (Syrien) sind am 30. September 2022 bei einem Angriff der türkischen Armee im Widerstandsgebiet Girê Hekarî in der südkurdischen Region Metîna ums Leben gekommen. Die HPG teilen mit, dass die Gefallenen in einer Zeit massiver Angriffe opferbereit Widerstand geleistet und bis zum letzten Atemzug gekämpft haben. Den Angehörigen und dem Volk Kurdistans sprechen die HPG ihr Beileid aus.

Zur Identität der gefallenen Kämpfer machen die HPG folgende Angaben:
 

Codename: Qehreman Murat
Vor- und Nachname: Orhan Demir
Geburtsort: Riha
Namen von Mutter und Vater: Xanim – Hacı Bekir
Todestag und -ort: 30. September 2022 / Metîna

 

Codename: Rûbar Xemgîn
Vor- und Nachname: Mihemed Direwş
Geburtsort: Makû
Namen von Mutter und Vater: Ayşe – Enwer
Todestag und -ort: 30. September 2022 / Metîna

 

Codename: Fîraz Artêş
Vor- und Nachname: Muhammed Heliç
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Xezal – Minih
Todestag und -ort: 30. September 2022 / Metîna


Qehreman Murat


Qehreman Murat ist in Curnê Reş (Hilvan, Provinz Riha/Urfa) geboren und aufgewachsen. Die Region spielte in den Anfangszeiten der kurdischen Freiheitsbewegung Ende der 1970er Jahre eine wichtige Rolle, daher kannte Qehreman die PKK bereits als Kind. Seine Familie lebte von der Landwirtschaft und er arbeitete schon früh im elterlichen Betrieb. 2011 ging er in die Berge und schloss sich der Guerilla an. Er bekam eine Grundausbildung in der Qendîl-Region und gewöhnte sich schnell an sein neues Leben. Die kollektive Lebensform und der kameradschaftliche Umgang untereinander beeindruckten ihn und er zeigte großen Einsatz, um Teil dieses freien Lebens zu sein. Mit seiner reifen und bescheidenen Persönlichkeit und seinem ständigen Wissensdurst übernahm er nach der Ausbildung verschiedene Aufgaben in Qendîl. Als sein Cousin Serhed (Murat Demir) 2012 im Kampf in Erzîrom ums Leben kam, wollte er ihn rächen und an der Front kämpfen. Aufgrund des bestehenden Bedarfs in seinem Arbeitsgebiet wurde sein Vorschlag zunächst abgelehnt. Er machte eine ideologische Fortbildung und kämpfte anschließend in der Region zwischen Mexmûr und Kerkûk gegen den IS.


Nach seiner Rückkehr in die Medya-Verteidigungsgebiete kam Qehreman an eine Militärakademie, um seine Fähigkeiten im modernen Guerillakampf zu verbessern. Danach war er in Metîna und gab seine Erkenntnisse weiter an seine Mitkämpfer:innen. Dabei zeigte er große Sorgfalt und ging auf alle Einzelheiten ein. Als die türkische Armee 2021 Metîna angriff, war er einer der ersten, die mutig und selbstlos Gegenwehr leisteten. Im September 2022 kam er zusammen mit Fîraz und Rûbar bei einer Aktion gegen den Feind ums Leben.

Rûbar Xemgîn


Rûbar Xemgîn ist in Makû geboren und mit der kurdischen Kultur aufgewachsen. Durch sein soziales Umfeld war ihm die PKK schon in jungen Jahren bekannt. Obwohl er damals noch wenig über die Ziele und Inhalte der Freiheitsbewegung wusste, empfand er eine emotionale Nähe zur Guerilla. Um zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen, arbeitete er auf dem Bau und übernahm weitere Jobs. Arbeit hatte in seinem ganzen Leben einen hohen Wert. Als die Freiheitsguerilla ab 2010 mit der Strategie des revolutionären Volkskriegs in eine neue Kampfphase eintrat und in Nordkurdistan effektive Aktionen gegen den türkischen Staat ausführte, war Rûbar beeindruckt. Bekannte von ihm schlossen sich der Guerilla an und seine nahe Verwandte Diyana Dersim fiel 2012 im Kampf. Danach beschäftigte er sich intensiv mit der PKK und den Gedanken von Abdullah Öcalan. Er wollte kämpfen und sein Kampf sollte eine stabile Grundlage haben. Den letzten Ausschlag für seine Entscheidung zum bewaffneten Kampf war der IS-Angriff auf Kurdistan. 2015 ging er in der Serhed-Region in die Berge.


In Serhed durchlief Rûbar eine erste ideologische und militärische Ausbildung für den Guerillakampf. Ihm wurde bewusst, dass es im Interesse der Kolonialherren war, das kurdische Volk in einem rückständigen Zustand zu halten. Deshalb widmete er sich mit großem Eifer seiner eigenen Bildung. Das Leben in der PKK definierte er einmal als Rückkehr zu dem, was ihm gestohlen worden sei. Nach seinem Aufenthalt in Serhed kam er in die Medya-Verteidigungsgebiete und hielt sich zunächst in Avaşîn und später im Zap auf. Ihm wurden Aufgaben übertragen, die hohes Vertrauen in ihn voraussetzten. Unter dem Eindruck der brutalen Angriffe auf die Guerilla und das kurdische Volk machte er wiederholt den Vorschlag, an die Front zu gehen. In ideologischer Hinsicht fühlte er sich dazu bereit. Um seine militärischen Kenntnisse zu verbessern, machte er eine Fachausbildung zum Scharfschützen und kämpfte ab 2018 entschlossen und mutig in Metîna.

Fîraz Artêş


Fîraz Artêş ist in Kobanê geboren und gehörte dem alteingesessenen Stamm der Kêtikî an. Seine Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und er hörte bereits als Kind Heldengeschichten der Guerilla. Seine Sympathie für die Freiheitskämpfer:innen wuchs, als sich seine große Schwester 2011 der Guerilla anschloss. Es war die Anfangszeit der Revolution von Rojava und Fîraz beschäftigte sich eingehend mit der dahinter stehenden Philosophie. Dann kam die Schlacht um Kobanê, die mit der ersten Niederlage der Terrormiliz IS endete. Nahe Verwandte von Fîraz kamen im Kampf ums Leben. 2017 trat er den Verteidigungskräften in Rojava bei und beteiligte sich rund zwei Jahre am Widerstand gegen die türkisch-islamistischen Angriffe. In dieser Zeit gewann er große Kampferfahrung. Danach ging er in die Berge zur Guerilla und wäre am liebsten sofort ins Kriegsgebiet gezogen. Zunächst bildete er sich jedoch in der Kunst der Guerillakampfes und den ideologischen Inhalten der Freiheitsbewegung weiter. Als der türkische Staat in Vernichtungsabsicht die Regionen Metîna, Zap und Avaşîn angriff, nahm er am Widerstand am Girê Hekarî und weiteren Gebieten in Metîna teil. Er kämpfte bis zuletzt mutig und ohne Zögern, bei vielen Aktionen gegen die Invasionstruppen trug er maßgeblich zum Erfolg bei.