HPG gedenken Amanos-Gefallenen

Die HPG haben die Namen von zwei Guerillakämpfern der Luftverteidigungseinheiten veröffentlicht, die Ende Oktober in Hatay im Kampf gegen die türkische Armee gefallen sind.

Die Pressestelle der Volksverteidigungskräfte (Hêzên Parastina Gel, HPG) hat die Namen von zwei Guerillakämpfern veröffentlicht, die am 26. Oktober 2020 in der südtürkischen Provinz Hatay ums Leben gekommen sind. Bei den Gefallenen handelt es sich um Harun Fırat und Zinar Tatvan. Die HPG beschreiben beide als „Pioniere der neuzeitlichen Guerilla”.

                               

Codename: Harun Fırat

Vor- und Nachname: Doğan Demir

Geburtsort: Wan

Namen von Mutter und Vater: Aklime – Arslan

Todestag und -ort: 26. Oktober 2020 / Iskenderun

 

 

Codename: Zinar Tatvan

Vor- und Nachname: Idris Ince

Geburtsort: Bedlîs

Namen von Mutter und Vater: Gülten –Rıski

Todestag und -ort: 26. Oktober 2020 / Iskenderun

 

Zu den Umständen des Todes der Gefallenen heißt es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung, dass sich ihre mit Luftfahrzeugen bewegende Einheit seit Oktober im Amanos-Gebirge aufhielt. Die HPG dementieren Berichte regierungsnaher türkischer Medien, wonach sich Harun Fırat und Zinar Tatvan aus Minbic in die Region abgesetzt hätten, und bezeichnen Meldungen wie diese als Propagandamittel zur Kriminalisierung der Strukturen im Autonomiegebiet Nord- und Ostsyriens. „Die kreativen Methoden unserer neuzeitlichen Guerilla haben den Feind ganz offensichtlich in einen Schockzustand versetzt. Unsere Einheiten nutzen zur Planung und Ausführung ihrer Aktionen eigene Stützpunkte.“

Am 26. Oktober fanden in der Provinz Hatay zwei Aktionen statt: „Nachdem unsere Freunde Harun und Zinar aktiv wurden, haben sie eine sorgfältige und gründliche Neubewertung ihres Angriffsplans vorgenommen und ihre Bedingungen entsprechend angepasst. In Eigeninitiative haben sie entschieden, eine Aufopferungsaktion umzusetzen. Meisterhaft gelangten sie aus der ländlichen Gegen der Amanos-Region in eine Wohnsiedlung und beschlagnahmten zunächst ein Fahrzeug. Im Landkreis Payas wurde vergeblich versucht, sie aufzuhalten: Harun und Zinar überwanden kämpfend einen Kontrollpunkt und fügten dem Feind einen schweren Schlag hinzu. Abermals verbarg die türkische Besatzerarmee ihre Verluste vor der Öffentlichkeit und sprach lediglich von einem verletzten Unteroffizier. Unsere beiden Freunde setzten ihre Fahrt nach der ersten Bestrafungsaktion fort, wechselten nach einem Fahrzeugschaden jedoch den Wagen.”

Für ihre „Fedai-Aktion“ wählte sich die HPG-Einheit den Kreis Iskenderun aus, heißt es weiter. „Dort angekommen brachen Auseinandersetzungen mit Polizisten und paramilitärischen Spezialeinheiten aus. Als zweiköpfige Guerillaeinheit kämpften Harun und Zinar über mehrere Stunden gegen den Feind und dominierten die Gefechte in der Stadt. Nach einer Weile sprengte sich unser Freund Harun inmitten des Feindes in die Luft, Heval Zinar fiel nach seinem letzten Schuss. Auch hier hieß es von staatlicher Seite, dass nur der stellvertretende Polizeidirektor von Iskenderun verletzt worden sei. Diese Angaben entsprechen nicht der Wahrheit, bei den Auseinandersetzungen wurde eine Vielzahl von Polizisten bestraft.

Dass unsere Freunde Harun und Zinar in einer Phase, in der der kolonialistisch-genozidale türkische Staat propagiert, die Guerilla sei am Ende, und entsprechende Desinformationen gezielt verbreitet, mittels kreativen Taktikten der neuzeitlichen Guerilla das Amanos-Gebirge erreichten und in die mit faschistischen Polizisten und Soldaten gefüllten Städte vorstießen, sich mit großem Mut über Stunden Gefechte lieferten und zum Albtraum des Feindes wurden, steht sinnbildlich für die Kraft der Haltung und Entschlossenheit der apoistischen Militanten. Wieder einmal wurde bewiesen, dass eine mit dem Stil und der Taktik der Gegenwart ausgestattete, moderne Guerilla jeder Maßnahme des genozidalen Feindes entgegensteuern und ihn besiegen kann. Unsere Freunde Harun und Zinar haben mit ihrer Aktion anlässlich der Offensive ‚Es ist Zeit für Freiheit‘ gegen die Besatzung und den Faschismus in Kurdistan und die Isolation gegen Serok Apo eine Pionierarbeit geleistet, welche die revolutionäre Verantwortlichkeit der kurdischen Freiheitsguerilla widerspiegelt.“

Nach Angaben der HPG wurde Harun Fırat ın Qerqelî (tr. Özalp) bei Wan als Kind einer patriotischen Familie geboren. Schon früh habe ihn die kämpferische Kultur der Serhed-Region geprägt. Zur Guerilla ging er im Jahr 2012, als der Befreiungskampf die Form des revolutionären Volkskrieges angenommen hatte. Zinar Tatvan kam in Bedlîs (Bitlis) zur Welt, doch bereits im Kindesalter musste seine patriotische Familie die Heimat aufgeben und in die türkischen Metropolen ziehen. Daher wurden ihm die Auswirkungen des Kolonialismus schon früh bewusst, umso entschlossener hielt er an seiner kurdischen Identität fest. Bevor er zur Guerilla ging, war er in der Jugendarbeit aktiv. In den Bergen entwickelte er sich vom versierten Kämpfer zu einem Kommandanten par excellence. Angesichts ihres Verlusts sprechen die HPG den Angehörigen von Harun Fırat und Zinar Tatvan und dem kurdischen Volk ihr Beileid aus. „Wir versprechen, den Spuren unserer gefallenen Freunde zu folgen und ihre Ideale zu verwirklichen. Wir werden ihnen und ihrer selbstlosen Haltung würdig sein.“