Soranische Gesänge in der Wüste von Dêra Zor

Şaho, ein Kämpfer in den Reihen der YPG aus Kirmaşan, singt in einer abendlichen Pause während den intensiven Gefechten in Dêra Zor Lieder auf Soranî. Şaho glaubt an die Größe der Revolution und der Widerstand in Kirmaşan erhöht seine Hoffnung.

Nach den harten Bedingungen im Sommer setzt sich die Befreiungsoffensive Gewittersturm Cizîrê auch im Winter in der Wüste von Dêra Zor fort.

Einer der unter diesen Bedingungen kämpft, ist Şaho aus Kirmaşan. Kirmaşan gehört zu einer der wichtigsten Provinzen des aktuellen Volksaufstandes in Ostkurdistan (Iran). Şaho, der in den Reihen der Volksverteidigungseinheiten YPG kämpft, singt am wärmenden Feuer umgeben von seinen Genoss*innen Lieder auf Soranî und zieht die Aufmerksamkeit der Kämpfer auf sich, während er in Gedanken beim iranischen Volk ist, das seine Geduld gegen die repressive Politik des iranischen Regimes verloren hat und überall im Land Widerstand gegen die Staatsgewalt leistet.

Die Kämpfer*innen in Dêra Zor verbringen den meisten Teil des Tages an der Front. Nach schweren Gefechten mit den Dschihadistenmilizen versammeln sie sich am Abend an einer Feuerstelle, um sich auszuruhen. Sie kochen Tee, manchmal bereiten sie sich auch ihr Essen am Feuer zu. Ihre schönsten Gespräche werden von diesen abendlichen Feuern begleitet.

In einer solchen Nacht hören wir inmitten einer Gruppe von Kämpfer*innen, die um ein Feuer sitzen, Gesänge in Soranî erklingen. Seit Monaten sind wir schon hier und lauschen all abendlichen den Gesängen auf Arabisch und Kurmancî, dem am weitesten verbreiteten kurdischen Dialekt. Jetzt eine Stimme zu hören, die auf Soranî singt, zieht sofort die Aufmerksamkeit auf uns. Unsere Kameras in der Hand, nähern wir uns der Gruppe und filmen leise, während der Kämpfer singt. Alle um ihn herum hören aufmerksam zu.

Verschiedene Farben der Revolution

Nach dem Lied werden wir bemerkt. Der Kämpfer fragt uns lachend: „Wann seid ihr hergekommen? Wartet ihr Pressemitarbeiter*innen immer im Hinterhalt?"

Wir erzählen ihm, dass die Gesänge in Soranî unsere Aufmerksamkeit erregt haben. Der YPG-Kämpfer ist überrascht wegen dieser Antwort und sagt uns: „Warum überrascht euch mein Gesang? Hier findet ein Kampf für die Menschheit und Freiheit statt. Natürlich werdet ihr hier Lieder in jeder Sprache, jedem Dialekt und jeden Klängen hören. Ist es nicht das, was unseren Kampf so bedeutungsvoll macht? Vielfalt ist die Farbe der Revolution. Durch eben diese Vielfalt nimmt der Kampf eine glorreiche Gestalt an. Meine Stimme ist nur ein kleiner Teil der schönen Farben dieser Revolution."

Keine Absichten, zurückzukehren

Wir sitzen bis spät in die Nacht am Feuer. Der Name dieses singenden YPG-Kämpfers ist Şaho. Şaho kommt aus der Stadt Kirmaşan in Rojhilat. Er schloss sich den Kräften der YPG an, nachdem der Islamische Staat in Kobanê eingefallen ist.

In diesen Tagen beschäftigen Kirmaşan, Rojhilat und der Rest des Irans einen Teil der Gedanken von Şaho. Was er alles zu den Volksaufständen im Land hört, reißt ihn zwar mit, zurückgehen wird er aber nicht, wie er sagt. Er glaubt an eine vollkommene Revolution und ist der Meinung, dass seine Arbeit hier noch nicht abgeschlossen ist.

Als wir am nächsten Morgen aufwachen, sind Şaho und seine Gruppe schon lange weg. Wir fragen die Freund*innen, an welche Front sie gegangen sind. Man sagt uns, dass sie sich nie ständig an einem Ort aufhalten sondern immer in Bewegung seien. Das ruft Ungewissheit bei uns auf, da wir am Vorabend ein längeres Interview mit ihm geplant hatten.