Solidarität mit der „Jin, Jiyan, Azadî”-Revolution in Köln

Zur Unterstützung der „Jin, Jiyan, Azadî”-Revolution im Iran haben sich in Köln mehrere hundert Menschen am Sonnabend an einer Demonstration beteiligt.

Zur Unterstützung der „Jin, Jiyan, Azadî”-Revolution im Iran haben sich in Köln mehrere hundert Menschen am Sonnabend an einer Demonstration beteiligt. Aufgerufen dazu hatte eine „Kooperation linker, demokratischer und freiheitsliebender Kräfte“, die dem revolutionären Aufbruch im Iran und dem Widerstand in Kurdistan und Belutschistan Gehör verschaffen will. Der Marsch glich einem kleinen Spiegelbild des Kulturmosaiks in dem Land, das seit mehr als vier Monaten im Widerstand gegen das klerikalfaschistische Mullah-Regime ist. Angehörige der iranischen, kurdischen, aserbaidschanischen, afghanischen und arabischen Gemeinschaften protestierten zusammen mit internationalistischen Gruppen gegen die islamistische Diktatur in Iran und zeigten Solidarität mit der kämpfenden Bevölkerung, die sich trotz tausenden Verhaftungen, hunderten Toten sowie bereits vollzogenen und drohenden Hinrichtungen nicht dem Regime beugt und mit Widerstand auf die Repression reagiert.

Seit über vier Monaten Widerstand gegen Regime

Auslöser des Aufbruchs im Iran war der staatliche Femizid an der Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-Jährige wurde Mitte September in Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei zu Tode misshandelt. Eine Zeichnung von ihr schmückte das Fronttransparent der Demonstration, die am frühen Nachmittag am Neumarkt startete, über die Ringe zog und zurück zum Auftaktsort führte. Alle teilnehmenden Gruppen waren mit ihren Flaggen vertreten, besonders einprägsam waren vor allem die lilafarbenen Fahnen der Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans (KJAR) – die kurdische Frauenbewegung im Iran –, die rot-weiß-grüne Trikolore der Komara Kurdistanê und die rote Fahne der Kommunistischen Partei des Irans (CPI) mit weißem Schriftzug.


„Jin, Jiyan, Azadî“ – „Zan, Zendegi, Azadi” – „Frau, Leben, Freiheit”

Immer wieder schallte es „Jin, Jiyan, Azadî“ – „Zan, Zendegi, Azadi” – „Frau, Leben, Freiheit” durch die Kölner Innenstadt. Die Rufe und zahlreich gehaltene Redebeiträge galten als Solidaritätsbekundungen und Aufforderung an die Öffentlichkeit, das Streben der Revolutionsbewegung Irans nach einer freien Zukunft tragfähig zu unterstützen, statt eine „Politik des minimalen Drucks” ihrer Regierungen zuzulassen, die weniger das Regime sondern vielmehr die ohnehin belastete Bevölkerung treffe. Die KJAR-Sprecherin Meryem Fetî etwa sagte mit Blick nach Berlin, dass feministische Außenpolitik bedeute, sich für eine Stärkung der Revolutionsbewegung im Iran einzusetzen statt weiter mit einem Regime zu verhandeln, das nicht davor zurückschreckt, seine eigenen Bürgerinnen und Bürger zu ermorden.


Wir sind hier, um Kurdistan und Belutschistan zu verteidigen

Fetî erklärte zudem, dass neben Köln auch in Helsinki, Oslo, Stockholm, London und anderen Orten auf der Welt am Samstag für die „Jin, Jiyan, Azadî”-Revolution demonstriert wurde. „Es ist wichtig, dass wir immer wieder auf die Situation in Iran aufmerksam machen und den Protestierenden vor Ort unsere Unterstützung zeigen. Unsere Solidarität gilt vor allem den Frauen dort, den unterdrückten Ethnien, sexuellen und religiösen Minderheiten, die vom diskriminierenden und patriarchalen Mullah-Regime mehrfacher Unterdrückung ausgesetzt werden. Wir sind hier, um Kurdistan und Belutschistan, die politischen Gefangenen in den Kerkern, die Widerständigen an den Universitäten und auf den Straßen, die unterdrückten Feministinnen zu verteidigen. Es spielt keine Rolle, wo wir sind. Denn wo auch immer wir sind, werden wir Schulter an Schulter stehen und unsere Stimme gegen dieses Regime erheben.”

IL: Für einen internationalistischen Feminismus

Die Kölner Ortsgruppe der Interventionistischen Linken (IL) beteiligte sich ebenfalls an der Demonstration. Eine Aktivistin hielt eine Ansprache, in der die Haltung der Bundesregierung zur „Jin, Jiyan, Azadî”-Revolution kritisiert wurde. Wieder einmal sei deutlich geworden: „Für Deutschland ist Kapital wichtiger als Menschenleben.” Und wieder habe die Politik kein Interesse, sich ernsthaft dagegenzustellen. Das ließe sich unter anderem auch daran erkennen, dass „revolutionäre Bewegungen” wie bestimmte kurdische Organisationen auf sogenannten Terrorlisten geführt würden, während tatsächlich terroristische Gruppierungen seelenruhig ihren Aktivitäten nachgehen könnten. Die Aktivistin sprach sich zudem für ein Netzwerk aus, um internationalistische feministische Kämpfe zu stärken. „Uns vereint, dass wir alle gegen das kapitalistische System und das Patriarchat, gegen Faschismus und Rassismus sowie die Unterdrückung und Ausbeutung durch die herrschenden Klassen sind“, hieß es. Dieser Kampf sei international, denn auf internationale Unterdrückung kann es keine nationalen Antworten geben. Deshalb und gerade im Hinblick auf die feministische Revolution in Iran sei es von existenzieller Bedeutung, dass es den internationalistischen Feminismus gibt.