PKK lädt zum Widerstand ein

In einer Botschaft anlässlich des 20. Jahrestages der Verschleppung Abdullah Öcalans lädt der PKK-Exekutivrat Antifaschist*innen und Demokrat*innen ein, am Widerstand gegen das Isolationssystem auf Imrali teilzunehmen.

Anlässlich des 20. Jahrestages der völkerrechtswidrigen Verschleppung des PKK-Gründers Abdullah Öcalan aus der griechischen Botschaft im kenianischen Nairobi auf die türkische Gefängnisinsel Imrali am 15. Februar 1999 hat der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans (Partiya Karkerên Kurdistan, PKK) eine Botschaft veröffentlicht. Darin lädt die PKK Antifaschist*innen und Demokrat*innen zur Teilnahme an der „Widerstandsoffensive gegen das Folter- und Isolationssystem auf Imrali“ ein, da nur der Kampf zu Frieden und Demokratie führen könne.

Die vollständige Botschaft der PKK lautet:

„Seit dem internationalen Komplott vom 15. Februar und dem dagegen eingeleiteten Kampf nach Freiheit sind mittlerweile 20 Jahre vergangen. Gegen das Folter- und Isolationssystem auf Imrali leistet Abdullah Öcalan seit zwei Jahrzehnten einen Widerstand in einem Ausmaß, das über die menschlichen Fähigkeiten hinausgeht. In diesem Sinne grüßen wir zunächst den Architekten und die ausführende Kraft dieses Widerstandes, Abdullah Öcalan und feiern unser Volk, das seit 20 Jahren einen mutigen Kampf führt. In der Person von Halit Oral [erster männlicher PKK-Gefangener, der sich am 9. Oktober 1998 im Hochsicherheitsgefängnis von Maraş aus Protest gegen den Beginn des internationalen Komplotts selbst verbrannte] und Aynur Artan [erste weibliche PKK-Gefangene, die sich aus demselben Grund am 22. Oktober 1998 im Gefängnis von Midyat verbrannte] gedenken wir aller Gefallenen, die im Widerstand gegen das Komplott ihr Leben ließen, mit Respekt und großer Dankbarkeit. Wir wiederholen unser Versprechen, ihre Ziele zu verwirklichen und ihnen stets ein ehrendes Andenken zu bewahren.

Widerstandsoffensive gegen das internationale Komplott

Als Befreiungsbewegung Kurdistans und als Volk entgegnen wir dem 20. Jahrestag des Komplotts vom 15. Februar mit einer Widerstandsoffensive, deren Maxime lautet: „Die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen, Kurdistan befreien”. Die von der DTK-Vorsitzenden und HDP-Abgeordneten Leyla Güven initiierte historische Widerstandsphase hat nach Kurdistan und dem Mittleren Osten die gesamte Welt umfasst und den AKP/MHP-Faschismus bereits jetzt schon in Unruhe versetzt. Es ist anzunehmen, dass die Widerstandsoffensive ein Entwicklungsprozess ist und mit neuen Aktionsformen ständige Veränderungen entfalten wird, die das Folter- und Isolationssystem auf Imrali durchbrechen und das internationale Komplott auf den Müllhaufen der Geschichte verdammen werden. In diesem Sinne grüßen wir in der Person von Leyla Güven und Nasır Yağız alle mutigen Aktivist*innen, die sich an der Hungerstreikbewegung beteiligen. Sie werden es sein, die zu den größten freiheitlichen Errungenschaften beitragen werden. Davon sind wir überzeugt.

Einladung, den Schandfleck zu beseitigen

Bekanntermaßen begann die Phase des internationalen Komplotts zur Zerschlagung der kurdischen Existenz in der Person Abdullah Öcalans am 9. Oktober 1998, als der PKK-Vorsitzende auf Betreiben der damaligen US-Regierung in Syrien zur persona non grata erklärt wurde und erreichte mit seiner Entführung am 15. Februar 1999 aus Kenia nach Imrali eine neue Stufe. Um dieses Komplott umzusetzen, leisteten die Regierungen Israels, Großbritanniens, Russlands, Frankreichs, Deutschlands, Ägyptens und Griechenlands der US-Regierung ihre Unterstützung. Der freiheitliche Vordenker, der in der Person des kurdischen Volkes für die Befreiung aller Völker und der gesamten Menschheit kämpfte, wurde als Geisel genommen. Im gleichen Atemzug wurde die Menschheit mit einem historisches Schandfleck beschmutzt. Dieser Angriff stellte nicht nur für die Kurdinnen und Kurden, sondern für alle Völker und insbesondere die Frauen und die Unterdrückten eine historische Schmähung dar. Wir laden alle beteiligten Kräfte, die mitverantwortlich für das Folter- und Isolationssystem auf Imrali sind dazu ein, diesem System ein Ende zu setzen und den Schandfleck zu beseitigen.

Fokus liegt auf Imrali

Heute können wir klarer erkennen, dass das internationale Komplott seinen Ursprung in der jahrhundertealten kurdischen Frage hat und sich im Imrali-System manifestierte. Die kurdische Frage hat ihre Substanz in der Leugnung der kurdischen Existenz auf Grundlage einer rassenfanatischen Vernichtungspolitik und Mentalität, dies wissen wir nur zu genau. Der Faschismus, der Spezialkrieg, der Zerschlagungsplan, die Massaker und Verhaftungen, die tagtäglichen gewaltsamen Angriffe von Efrîn bis Bradost, jede Art von faschistischer Repression und Terror ist hieraus entstanden. All dies zeichnet heute eine faschistische Diktatur aus, der das Folter- und Isolationssystem von Imrali zugrunde liegt. Daher liegt der Fokus auf Imrali.

Aufruf an alle antifaschistischen Kräfte

Gegen das System auf Imrali zu sein bedeutet, gegen den Völkermord an den Kurdinnen und Kurden, gegen das Komplott vom 15. Februar und gegen die faschistische Diktatur zu sein. Gegen dieses System zu sein ist ein Ausdruck von Antifaschismus und der Verteidigung von Freiheit und Demokratie. Auf dieser Grundlage sollten sich alle, die von sich selbst sagen, antifaschistisch und demokratisch zu sein, dem Isolationssystem widersetzen und für Bedingungen kämpfen, in denen der Vorsitzende Öcalan frei leben und arbeiten kann. Den Frieden und die Demokratie in Kurdistan, der Türkei und dem Mittleren Osten erreichen wir nur über diesen Weg. Zu diesem Zweck rufen wir alle antifaschistischen und demokratischen Kräfte auf, sich dem Widerstand anzuschließen und auf dieser Grundlage Aktionsformen zu entwickeln, wo immer sie sich befinden.

Türkei weit entfernt von Demokratie

So wie das abscheuliche Komplott vom 15. Februar darauf abzielte, die Existenz und Freiheit des kurdischen Volkes zu vernichten, so bezweckte es auch, die Demokratie der Türkei auszulöschen. 20 Jahre später können wir sagen: Trotz dem Widerstand des kurdischen Volkes und Tausenden von Gefallenen stehen wir heute der faschistischen AKP/MHP-Diktatur gegenüber. Kaum ein Fußbreit an Demokratie ist der Türkei geblieben. Das internationale Komplott und das Folter- und Isolationssystem auf Imrali kommen nicht nur Unterdrückung, Terror und Ausbeutung gleich, sondern bedeuten auch Hunger, Nichtexistenz, Armut, Blut und Trauer. Eben deshalb sollten es die Völker der Türkei, die Frauen, die Jugend und die Arbeiterinnen und Arbeiter sein, deren Stimmen sich am lautesten gegen das Komplott sowie die Isolation erheben. İn diesem Sinne fordern wir auch von der HBDH [Vereinte Revolutionäre Bewegung der Völker] und allen anderen revolutionären und demokratischen Kräften der Türkei, ihren Platz in den Reihen der Widerstandsoffensive einzunehmen.

Unmöglich, in diesem System zu leben

Seit 20 Jahren ist der 15. Februar für unser Volk ein ‚Schwarzer Tag‘, an dem es sich mit allen Formen des Protests, insbesondere mit Hungerstreiks, gegen das Komplott auflehnt. Wir wissen auch, dass der Vorsitzende Abdullah Öcalan diesen Tag als ‚Tag des kurdischen Genozids‘ beschrieb und zum Kampf für Freiheit und Demokratie aufrief. Der 15. Februar hat sich somit zu einem großen und umfangreichen Tag des Widerstands und der Aktionen entwickelt. Als Bewegung und als Volk begegnen wir dem 20. Jahrestag des Komplotts mit einer Offensive des totalen Widerstands. Überall finden Hungerstreiks, Demonstrationen, Kundgebungen, Proteste und Guerillaaktionen statt. Das kurdische Volk lehnt die Verschwörung vom 15. Februar und seine heutige Gestalt in Form des Folter- und Isolationssystems auf Imrali ab und erhebt sich dagegen, da es unmöglich ist, in diesem System zu leben. Das kurdische Volk will die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen, Kurdistan befreien und Bedingungen für Abdullah Öcalan schaffen, in denen er frei leben und arbeiten kann.

Kurden sind entschlossen

Alle sollten erkennen, wissen und verstehen, dass das kurdische Volk und seine Freund*innen in dieser Hinsicht absolut entschlossen sind. Die kurdischen Frauen sind entschlossen, die Jugend Kurdistans, unsere Partei und unsere tapferen Guerillakämpferinnen und -kämpfer sind es ebenso. Niemandem wird es möglich sein, diese Kräfte jetzt noch aufzuhalten oder ihnen das Isolationssystem aufzuzwingen. Von klein bis groß, von jung bis alt sind all diese Kräfte Pioniere der Freiheit, die ihre Widerstandsoffensive so lange fortsetzen werden, bis Öcalan frei leben und arbeiten kann.  

AKP/MHP-Faschismus wird untergehen

Unser Volk und seine Freundinnen und Freunde werden an ihrem Kampf festhalten. Das Folter- und Isolationssystem auf Imrali wird zerschlagen, der AKP/MHP-Faschismus wird untergehen. Wir haben die Phase erreicht, in der die Isolation durchbrochen, Kurdistan befreit und sich unser Widerstand in einen Sieg verwandeln wird. In diesem Sinne rufen wir unsere Parteigenossinnen und -genossen, die Kräfte der Guerilla, unser Volk und unsere Freundinnen und Freunde, die Frauen und die Jugend dazu auf, überall den Kampf gegen die Isolation zu stärken und für Bedingungen zu sorgen, in denen Serok Apo frei ist“.